Am 7. Mai 2022 hatte der Marburger Tonkünstlerverband den Diplompsychologen und ausgebildeten Geiger Andreas Burzik aus Bremen als Dozenten zum Seminar „Unterrichten im Flow“ in die Räumlichkeiten der Musikschule Marburg eingeladen.
Insgesamt elf Teilnehmende – Mitglieder des Tonkünstlerverbandes, Lehrkräfte der Musikschule und sogar eine Cellistin und ein Fagottist aus Frankfurt waren gespannt auf Strategien, mit anstrengenden Situationen gelassener umzugehen und sich auch am Ende eines langen Unterrichtstages erfrischt zu fühlen.
Der erste Kursabschnitt beschäftigte sich mit Selbstwahrnehmung, der Voraussetzung für das Erkennen von Stress, sowie Selbstfürsorge. Als Indikatoren für Stress wurden von den Teilnehmenden flache Atmung, Verkrampfungen, Fahrigkeit sowie Ärger, Ungeduld, Enttäuschung genannt. Nach einer schnell umzusetzenden Kurzzeit-Entspannungsmethode folgten Einblicke in die Neurobiologie: Ein biologischer Auslöser für Stress ist die Ausschüttung des Hormons Adrenalin, das in Urzeiten die Kräfte für Flucht oder Kampf mobilisierte, in heutiger Zeit jedoch das Finden kreativer Lösungen und die Feinmotorik behindern kann.
Die Teilnehmenden lernten vier durch unterschiedliche Hirnwellen ausgelöste Zustände kennen, von denen der Alphazustand, bei dem eine nach innen gerichtete Aufmerksamkeit, entspannte Wachheit und gute Befindlichkeit vorherrschen, der beim Musizieren und Unterrichten angestrebt ist.
Es folgten Übe-Sequenzen, um diesen auch in minimalen Pausen im (Unterrichts)Alltag zu erreichen, sowie Strategien zu entwickeln, diese so zu verinnerlichen, dass man sie auch anwendet.
Nach der Mittagspause folgte der praktische Teil des Selbstmanagements im Unterrichtsalltag. Von den Teilnehmenden wurden unterschiedliche Faktoren genannt, die den Unterricht anstrengend machen können, zum Beispiel das Gefühl, ständig präsent sein zu müssen, Erwartungshaltung von Schülereltern, mangelnde Wertschätzung, Umgang mit beispielsweise hyperaktiven oder unmotivierten Kindern aber auch Angst, den Maßstäben anderer Kolleg*innen nicht zu genügen. In Gruppen wurden zu diesen Themen Lösungsvorschläge erarbeitet, die im Anschluss vorgestellt und diskutiert wurden. Hilfreich für alle war die Erkenntnis, dass die Probleme bei den anderen ähnlich sind, dass man beim Scheitern nicht immer die Schuld bei sich selbst suchen sollte und dass man manchmal Grenzen setzen muss.
In einer Schlussrunde stellten die Teilnehmenden fest, dass die Erwartungen an das Seminar erfüllt wurden, dankten Andreas Burzik für die gelungene Vermittlung und hofften auf das Zustandekommen eines weiteren Kurses mit dem Inhalt „Unterrichts-Coaching“.