Ein Liederabend „Zwischen Romantik und Moderne“. Ausführende waren die Pianistin und Dozentin an der Musikhochschule Köln.
Die in Heinsberg ansässige Johann-Lütter-Stiftung hält seit zehn Jahren des Andenken an den Alsdorfer Kirchenmusiker und vielseitigen Komponisten – Johann Lütter – wach. Nun beschenkte sie die Musikfreunde auf Burg Rode mit einem Liederabend „Zwischen Romantik und Moderne“. Ausführende waren die Pianistin und Dozentin an der Musikhochschule Köln – Dorothee Broichhausen – und der niederländische Bass-Bariton-Sänger Guido Janssen.
Beide Künstler haben sich um die Aufführungen und Verbreitung der Werke von Johann Lütter verdient gemacht. Daher sind sie auch Träger des jährlich vergebenen „Johann Lütter Preises“: Guido Janssen bereits 2005 und Dorothee Broichhausen seit diesem Liederabend auf Burg Rode. „Zwischen Romantik und Moderne“ bewegte sich nicht nur das Gesamt-Programm des Konzertes, sondern auch das Leben von Johann Lütter (1913–1992). Zu seinem Nachlass zählen Kirchenchor-Sätze im Stile des Cäcilianismus ebenso wie gewagte harmonische Stücke in der Nachfolge von Kompositionen wie Hindemith. Auf Burg Rode erklang ein wahres spätromantisches Kleinod von Johann Lütter: der Liederzyklus über die Liebe nach Gedichten von Christel Mey. Dorothee Broichhausen und Guido Janssen präsentierten kongenial und einfühlsam die kurzen Aphorismen über Grundstimmungen des Verliebtseins – von Euphorie und Erwartung über Zweifel, Melancholie und plötzliches Infragestellen des großen Gefühls. Wer den verstorbenen Komponisten – stets bescheiden auftretend – noch in seinem familiären und beruflichen Umfeld erlebt hat wie der Konzertbeobachter, ist immer wieder überrascht über die damals nicht nach außen gekehrten kreativen und eigenwilligen Einfälle von Johann Lütter.
Der originelle Lüttersche Liederzyk-
lus passte gut in die Stimmung des Abends, in dem nach dem Grenzgänger zwischen zwei Zeitaltern dann zwei ausgewiesene Romantiker zu Wort (und Ton) kamen: Johannes Brahms und Robert Schumann. Bei drei Brahms-Liedern schlugen Guido Janssen und Dorothee Broichhausen romantisches Pathos an und verloren dabei die großen melodischen Bögen nicht aus dem Auge.
Wie dicht Freude und Melancholie im Stimmungsleben eines Künstlers beieinander liegen, vermittelten die beiden Solisten bei der Wiedergabe des Opus 39 von Robert Schumann: Lieder nach Gedichten Joseph von Eichendorffs. Schumann komponierte die von inniger Liebe wie dunkler Verzweiflung diktierten Texte des schlesischen Dichters in einem Augenblick äußerlichen Triumphs – nachdem er die Zusage seines widerspenstigen Schwiegervaters zur Hochzeit mit dessen Tochter Clara erhalten hatte.
Liebe und Verzweiflung müssen sich auch in der Seele Schumanns bei der zunächst demütigenden und erfolglosen Werbung um seine junge Frau die Waage gehalten haben. Einen Nachklang bilden die „Zwölf Kostbarkeiten“, als die Moderatorin Dorothee Broichhausen die vertonten Eichendoff-Gedichte bezeichnete.
Die Pianistin und der Sänger hießen sie jedenfalls dazu werden: mit einer Darbietung, die beide Erfordernisse an die Interpretation romantischer Musik erfüllten – hohe Emotionalität bei gleichzeitiger musikalischer Transparenz.