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Im Brennpunkt

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Raumfrage in Hamburg (Teil 1): Das Frauenmusikzentrum in Ottensen – Ist die Genossenschaft ein Modell für die Zukunft?
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Bei Erfolg kann dieses Modell vielleicht auch für andere Musikerinnen-Raum-Projekte ein Vorbild sein, denn es ist an der Zeit für (Hamburger) Musikerinnen und Musiker, bezahlbare Räume zu schaffen, die ihnen eine freie Entfaltung ihrer künstlerischen und pädagogischen Potentiale ermöglichen.

Innerhalb der Serie „IM BRENNPUNKT” im DTKV-Buch der nmz beginnt aus gegebenem Anlass mit diesem Beitrag die in den nächsten Monaten in loser Folge erscheinende Reihe „Raumfrage für Musiker/-innen in Hamburg”. Der Landesverband Hamburg des DTKV möchte damit den dringenden Appell an alle Beteiligten aus Kultur, Politik und Wirtschaft richten, zu einer konstruktiven Zusammenarbeit zu finden. Das Frauenmusikzentrum in Hamburg-Ottensen steht im Jahr seines 25-jährigen Jubiläums vor der großen Raumfrage wie viele andere Musiker und Musikinstitutionen in Hamburg. Muss es nun umziehen oder kann ein Genossenschaftsmodell sein Verweilen am jetzigen Standort sichern? Mit der Geschäftsführerin Maria Pallasch sprach Christian Halseband.

Das Frauenmusikzentrum (fm:z) wurde im Jahr 1987 gegründet, um für Frauen und Mädchen Möglichkeiten zum Musizieren zu schaffen und deren Anteil in Bands zu erhöhen. Neben der Bereitstellung von Probenräumen werden Workshops und Einzelunterricht angeboten und natürlich Konzerte.

Anlässlich des Jubiläums stehen dieses Jahr einige Events an, wie ein großes Mädchen-Band-Projekt: Die Mädchen bekommen Gesangsunterricht, Gesangsimprovisationsunterricht und Band-Coaching. Es wird eine Party im “Hafenklang” geben, im Mai soll ein großes Benefizkonzert stattfinden, im Herbst ein Konzert in der „Fabrik”. Nähere Informationen dazu gibt es auf der Internetseite: www.frauenmusikzentrum.de.

Das fm:z boomt und hat heute rund 100 regelmäßige Nutzerinnen, die für einen geringen monatlichen Beitrag von 45 Euro 9 Stunden pro Woche regelmäßig zum Üben, Proben und Musizieren kommen und das Haus mit Leben füllen. Besonders begeistert ist die Geschäftsführerin Maria Pallasch von dem bereichernden Miteinander, wenn Frauen aus den unterschiedlichsten Berufen sich für die Belange IHRES Zentrums einsetzen und ihre jeweiligen Talente auch jenseits der Musik für das Zentrum einbringen: „Es ist sehr viel Geben und Nehmen. Das ist schön!”

Darüber hinaus ist „[...] das fm:z im alltäglichen Übe- und Probebetrieb ein in sich geschlossener Raum – nur für Frauen, damit gerade junge Mädchen ohne Hemmschwelle sich beispielsweise an E-Bass, E-Gitarre und Schlagzeug ausprobieren können. Nach außen zeigt sich das fm:z erfrischend offen und transparent. Konzerte sind für alle öffentlich, bei Schülervorspielen kommen natürlich alle Elternteile und Besuch ist immer willkommen”, so Maria Pallasch, die selbst als Flötistin und Gambistin Mitglied im Hamburger Landesverband des DTKV ist.

Vor einiger Zeit kam die schlechte Nachricht, dass der Besitzer der Immobilie die Etage verkaufen möchte. Er hat den Mietvertrag zum 31. März 2013 gekündigt, möchte aber lieber heute als morgen verkaufen – dann stünde das fm:z auf der Straße und die Probenraum-Not unter Hamburger Musiker-innen würde weiter verschärft.

Doch dazu muss es nicht kommen. So hat es bereits zwei Tage nach Kündigung des Mietvertrages Unterstützung von der Hamburg Kreativ Gesellschaft, einer städtischen Einrichtung, erhalten, die unter der Leitung von Egbert Rühl Kreative unter anderem bei der Raumsuche und Existenzgründung unterstützt. So könnte mit deren Hilfe im Notfall eine Ausweichimmobilie gefunden werden.

Auch nach anderen Lösungen wurde gesucht, und mit einer großen Hamburger Stiftung hat sich eine weitere Unterstützerin gefunden. Gespräche mit dem Besitzer der Immobilie verliefen positiv, so ist er bereit, dem fm:z Zeit zu geben, um ein tragfähiges Modell für die Zukunft zu entwerfen und den Erwerb der Immobilie zu ermöglichen: Es wird an einem Genossenschaftsmodell gearbeitet, um das für einen Kauf der Immobilie notwendige Eigenkapital erbringen zu können; die Stiftung wird den Rahmen für eine günstige Finanzierung des Restbetrages bilden. Vielleicht ist es ein gutes Zeichen, dass 2012 auch das Jahr der Genossenschaften ist!

Solidarität ist gefragt: Aktivieren Sie Ihre Netzwerke! Damit dieses Modell erfolgreich sein kann, braucht es viele Unterstützer, die als Genossinnen und Genossen Anteile zeichnen oder als Fördermitglieder den Verein mit Spenden fördern. So seien hiermit alle Leserinnen und Leser aufgerufen mitzuhelfen, denn es gilt, etwa 200.000 Euro aufzubringen: Erzählen Sie davon in Ihren Netzwerken oder zeichnen Sie selbst Anteile! Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite: www.frauenmusikzentrum.de.

Bei Erfolg kann dieses Modell vielleicht auch für andere Musikerinnen-Raum-Projekte ein Vorbild sein, denn es ist an der Zeit für (Hamburger) Musikerinnen und Musiker, bezahlbare Räume zu schaffen, die ihnen eine freie Entfaltung ihrer künstlerischen und pädagogischen Potentiale ermöglichen. Entsprechende Verbände und Vereine wie zum Beispiel der DTKV sollten sich vernetzen, um gemeinsam mit Politik und Wirtschaft an nachhaltigen Lösungen zu arbeiten, damit sich Hamburg auch in Zukunft mit Recht als kulturelles Zentrum verstehen kann. Jetzt gilt es: Helfen Sie dem fm:z!
 

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