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Im Einfachen das Wunderbare

Untertitel
Die neue CD „Children’s Corner“ mit Gitarrenmusik
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Kinderszenen regten viele Komponisten an. Im 19. Jahrhundert vor allem entstanden viele musikalische „Kinderecken“, und meistens ist es der Erwachsenenblick, der sie verklärend schildert. So auch in „Children´s Corner“. Dabei bezieht sich die neue Einspielung des Augsburger Gitarristen Stefan Barcsay nicht nur namentlich auf die Klaviersuite von Claude Debussy.

Geschrieben wurden „Children´s Corner“ im Angesicht mehrerer Kindesalter: Die „bubbles“ zeichnen Szenen, Stimmungen aus früheren Jahren als etwa das fast schon pubertierende „cool“ oder groovige „wie ein ritual“ von Stephan Marc Schneider (* 1971). „Toccatinalego“ von Dominik Uhrmacher (* 1967) bezieht sich nicht nur dem Namen nach auf die alte Form der Toccata und auf die bekannten Spielsteine. Erstellt und uraufgeführt wurden sechs der sieben Kompositionen vergangenes Jahr im Auftrag von Stefan Barcsay. Seine Einspielung ist sicherlich maßgeblich. Der Gitarrist spielt durchsichtig, mit vielen Facetten, Klangfarben und klarer Darstellung und respektvoller Werktreue, nie mit hartem, sondern stets schönem Ton, dabei durchaus auch zupackend und virtuos. „Idealer Geschichtenerzähler“ nennt den Interpreten der renommierte Booklet- Autor Max Nyffeler, „Miniaturen“ die 27 kurzen Stücke der „Kinderecke“. Sie seien nicht für die Aufführung in großen Sälen bestimmt, folgert er. Angenehm anspruchsvoll sind sie außerdem: Tonsprachlich zeigt sich die Musik zeitgenössisch und quasi kindgerecht – also auch gut zu hören und mit Anspruch für die erwachsenen Hörer – ein Drahtseilakt, den die sechs Komponisten jeweils individuell mit Bravour meisterten. Nur die 2002 entstandenen, künstlerisch distanzierenden „Fünf Verse“ von Alois Bröder (geb. 1961) sind keine Auftragskompositionen – die fortsetzenden „Fünf Neuen Verse“ dagegen schon – und spiegeln handfeste Erwachsenenreime im Kindlichgewand wider. In moderner Gestalt, ausgeklügelt und unkonventionell aber gut zu hören dürfte die Musik auch denjenigen gefallen, die Zeitgenössischem skeptisch gegenüberstehen.

Auch das längste Stück, Joachim F.W. Schneiders (* 1970) über zehnminütiges „PlingPlong, Musik mit Spieluhren“ wirkt kurzweilig, in Etappen mit solistisch ausdrucksvoller bis rhetorischer Gitarre solo und zauberhaftem Spieluhrtröpfeln gesetzt. „Children´s Corner“ ist eine gelungene, eine stimmungsreiche Klangreise, die musikalischen Inhalte erinnern – so Nyffeler – an „eine Welt, in der auch im Einfachen plötzlich das Wunderbare aufleuchten kann.“ Aufgenommen wurde die CD in der akustisch passenden Augsburger Kloster- und Schulkirche Maria Stern, ein Teil des Verkaufserlöses wird der Stiftung „Bunter Kreis“ gespendet.

CD-Tipp
„Children’s Corner“, Stefan Barcsay; raccanto RC019;

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