München. Das Konzert „Brass & Friends“ am Montag, den 28. Juni 2021, ließ nach einer langen Zwangspause wieder Neue Musik im Rubinstein-Saal erklingen. Die auf technisch höchstem Niveau vorgetragenen Werke wurden vom Publikum mit reichlich Applaus belohnt.
Begonnen wurde mit dem „Klavierquartett op. 1“ von Peter Kiesewetter. Mit einem langen lauten Vibrato-Ton des Streichertrios „TrioCoriolis“ wurden die Zuhörer direkt in die Musik gezogen. Tonrepetitionen am Klavier, das von Brigitte Helbig gespielt wurde, ließen die Spannung steigen. Der Klang wirkte gespannt und durch die Flageoletttöne doch zerbrechlich, wie eine Seifenblase, die jeden Moment platzen könnte. Mit einer Generalpause und den darauffolgenden höchsten Tönen und extremer Dynamik wurde die Musik weitergetragen. Pizzicati im Cello, gespielt von Hanno Simons, und Tremoli auf der Viola, die von Klaus-Peter Werani gekonnt in Szene gesetzt wurde, steigerten die Musik bis ins Unermessliche. Generalpausen und komplexe Rhythmen beendeten das affektgeladene Werk.
„Zwei Schwarzenberg-Impromptus für Klavierquartett“ von Bernhard Weidner folgten. Das 2020 entstandene und an diesem Abend uraufgeführte Werk wurde mit technisch ausgezeichneter Präzession vorgetragen. Wilde Glissandi und rhythmisch komplexe Strukturen in den Streichern erhielten durch die gut gesetzten Akkordklänge im Klavier eine gewisse Ordnung. Die Melodielinien steigerten sich unaufhörlich, um dann in einer Generalpause zu verklingen. Wo das erste Impromptu eher atonaler gehalten war, so konnte man im zweiten romantisch tonale Akkorde im Klavier vernehmen. Die Streicher boten hierzu einen Kontrast mit ihren wilden Glissandi und Pizzicati. Die Melodie, die von der von Thomas Hofer perfekt beherrschten Violine, der Viola und dem Cello immer weiter vorangetrieben wurde, fand abschließend durch ruhige Rhythmen ein Ende.
Sidney Corbetts Werk „Della Pietà for String Trio“ war der Ruhepol im ganzen Programm. Sanfte Melodien wurden von der Geige vorgespielt und von der Bratsche und dem Cello übernommen und weitergetragen. Sehr kantable Phrasen, die mit stetigem Vibrato angereichert waren, ließen die Zuschauer*innen ein wohltuendes „Klangbad“ erleben.
Abschließend war das „Klaviertrio Nr. II“ von Nikolaus Brass zu hören. Mit Seufzermotiven in der Geige und dem Cello begann das Werk, das sich in zwei Teile gliederte. Einwürfe vom Klavier in höchster und tiefster Lage erklangen im Raum. Glissandi, Tremoli und gesteigerte Dynamik verliehen der Melodie noch mehr Ausdruckskraft.
Die Musiker zitierten währenddessen Sätze aus dem Roman „Sanduhr“ des jugoslawischen Autors Danilo Kiš. Obwohl der Komponist diese Lektüre spontan hinzufügte, bereicherten sich Musik und Text gegenseitig. Ein musikalisches „Melodie-Sprech-Erlebnis“, das von den Instrumentalisten technisch herausragend interpretiert wurde. Abschließend beendeten ruhige hohe Klänge in der Geige und im Klavier das Werk.
Das Konzert wurde auf höchstem kammermusikalischem Niveau vorgetragen. Moderne Spieltechnik mit romantisch anklingenden Akkorden war gepaart mit technisch anspruchsvollen Melodien. Es war ein gelungenes Wiedersehen und macht Freude auf weitere Konzerte.