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Im Mittelpunkt stand die Honorarsituation

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Zur DTKV-Länderkonferenz 2017 und zum Thementag in Essen
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Vorstände aus 13 DTKV-Landesverbänden folgten der Einladung des Landesverbandes NRW. Die Länderkonferenz fand am 11. November 2017 in der Folkwang Musikschule der Stadt Essen statt. Auf der Tagesordnung stand unter anderem die Neuwahl der/des Vorsitzenden der Länderkonferenz und des Stellvertreters. Die Wahl fiel mit großer Mehrheit auf Walter Thomas Heyn, den Vorsitzenden des Landesverbandes Brandenburg. Zur Stellvertreterin gewählt wurde Friederike Leithner, Vorsitzende des Landesverband Niedersachsen.

Walter Thomas Heyn studierte von 1972 bis 1980 an der Leipziger Hochschule für Musik „Felix Mendelssohn-Bartholdy“ unter anderem Komposition bei Siegfried Thiele, Gitarre bei Roland Zimmer und Instrumentation bei Carl-Ernst Ortwein. Von 1980 bis 1982 war er Meisterschüler an der Akademie der Künste Berlin bei Siegfried Matthus, zugleich an der Leipziger Musikhochschule Oberassistent für Tonsatz. Seit 1988 ist er freier Autor in Leipzig, daneben absolvierte er zahlreiche Rundfunkaufnahmen mit Claus Peter Flor, Rosemarie Lang, Dieter Mann, Kurt Masur, Horst Neumann, Max Pommer, Friedrich Schenker, Gerhard Schöne, Ilona Schlott und anderen. Von 1991 bis 1999 war Heyn Cheflektor im Verlag Neue Musik Berlin. Von 2000 bis 2012 war er Abteilungsleiter Bühne und Orchester beim Verlag Neue Musik Berlin. Seit 2012 lebt Heyn in Brandenburg und ist seitdem Vorstandsmitglied des Landesverbandes Brandenburg des Deutschen Tonkünstlerverbandes. Walter Thomas Heyn ist darüber hinaus freier Produzent und Autor, Leiter mehrerer Ensembles sowie ständiger Dirigent und Arrangeur diverser Gruppen und Orchester.

Die bisherige Vorsitzende der DTKV-Länderkonferenz Friederike Leithner wurde zu seiner Stellvertreterin gewählt. Damit geht neuer Wind einher mit bewährter Kontinuität. Ein Schwerpunkt der Länderkonferenz waren die Berichte aus den DTKV Landesverbänden. Als erfreulich erwies sich, dass insgesamt das politische Engagement stark zugenommen hat und in vielfältigen Belangen auf die Ministerien und Behörden zugegangen wurde. Begrüßt wurde die kürzlich eröffnete Möglichkeit, sich auf der Website des Bundesverbandes im sogenannten Vorstandsportal in Foren austauschen und allen Vorständen Informationsmaterial aus den Ländern zur Verfügung stellen zu können. Deutlich wurde außerdem, dass in allen Landesverbänden das Thema Honorarsituation eine große Rolle spielt.

Fragen beim Thementag „Honorarsituation“

Einen Tag früher hatte die Vorbereitungsgruppe um die Landesverbände Berlin, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen entsprechende Themen vorgelegt. Die Erwartungen an die Veranstaltung waren groß, denn die Frage lautete: „Wie soll sich der DTKV Bundesverband zum Thema Honorarsituation positionieren?“ Antje Valentin, Direktorin der Landesmusikakademie NRW, führte stringent und zielorientiert durch den Nachmittag. Nach einer konstruktiv gebündelten Darstellung der Verhältnisse in einzelnen Bundesländern sollte eine gemeinsame Zugrichtung des DTKV formuliert werden, um künftig entsprechende Signale an die Politik zu senden. Was sind die Ursachen des Prekariats? Welche Rechtsmittel können politisch genutzt werden? Mit welchen Verbänden kann ggf. zusammengearbeitet werden? Und schließlich und endlich: Wer kann auf welcher Ebene was leisten und umsetzen?

Zunächst wurden Mitgliederbefragungen zum Thema Honorar, die in einigen DTKV Landesverbänden stattgefunden hatten, besprochen und verglichen. Schnell zeigte sich, dass die Honorarsituation in den einzelnen Bundesländern sehr heterogen, jedoch überall prekär ist. Die seit längerem angestrebte Mitgliederumfrage des DTKV Bundesverbandes rückte damit wieder ins Gesichtsfeld, um valides statistisches Zahlenmaterial bundesweit zur Verfügung und Nutzung zu haben.

Rechtsanwalt Dr. Dirk Vogelsang und Heinrich Vogelsang zeigten den Tagungsteilnehmern die Abgrenzung von Honorarverträgen und klassischen abhängigen Beschäftigungsverhältnissen in der Rechtsprechung auf. Im Bereich Musikpädagogik werden wesentlich mehr Honorarverträge zugelassen als in anderen Bereichen.
Handelt es sich hier um ein institutionalisiertes Prekariat? Die bezahlten Honorare sind sichtbar meist nicht auskömmlich, Altersarmut ist vorprogrammiert. Wenn der Kuchen nicht größer wird, bzw. nicht Mittel in erheblich größerem Maße zur Verfügung gestellt werden, muss dann eine Änderung bei der Subventionsverteilung erfolgen? Könnte hier Konsens der Protagonisten (Verbände) hergestellt werden? Gibt es eine Möglichkeit der Begrenzung der Einstellung von Honorarlehrkräften (HLK) an Musikschulen? Was wäre, wenn die Honorarverträge komplett marginalisiert werden? Ein Effekt wäre sicherlich, dass das Angebot an verfügbaren Stellen stark sinkt.

… und mögliche Antworten

Christoph Bernd, als Vertreter von ver.di, verdeutlichte, dass Tarifverträge nicht das alleinseligmachende Mittel sind. Arbeit muss Existenz sichern, Honorare müssen angemessen sein. Das Arbeitskampfmittel Streik greift aus verschiedenen Gründen (noch) nicht. Ausgangsposition könnte sein: Was eine Tarifstelle kostet, sollte auch eine Honorarlehrkraft verdienen, Stichwort „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“.

In diesen Punkten waren sich alle einig: Ohne Bereitstellung auskömmlicher Mittel für alle Träger ist eine nachhaltige Daseinsvorsorge nicht möglich; mit auskömmlichen Mitteln einhergehen muss immer die Einhaltung, Bewahrung und Fortführung von Qualitätsstandards. Die Entwicklung von Modellen und Visionen zu einer auskömmlichen Finanzierung sollte im Vordergrund stehen.

Weitere Themenbereiche auf der Länderkonferenz waren die angesprochene bundesweite DTKV-Mitgliederumfrage, die D-A-CH-Tagung 2018 unter dem Titel „Wie viele Musiker braucht das Land?“, die Neuausrichtung des bestehenden Bundesfachausschusses Verbandsentwicklung, die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden und Institutionen und schließlich das Thema Qualitätssicherung durch zertifizierte Fortbildungen.

An den Abenden des Thementags und der DTKV-Länderkonferenz war in ungezwungener Runde viel Raum zum Austauschen, Diskutieren, Visionieren.

Der Dank geht an die Ausrichter des diesjährigen Thementages und der Länderkonferenz, das Team um die Vorsitzende des DTKV NRW, Cornelia Sokoll. Die Länderkonferenz 2018 wird am Samstag, dem 17. November 2018 in Leipzig stattfinden. Geplant ist außerdem wieder ein Thementag am Vortag.

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