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Im Strudel der Klänge

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Ein affektgeladenes Konzert mit Komponisten aus Bayern
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München. Mit einem klangintensiven Konzert der Reihe „Komponisten in Bayern“ am Montag, den 16. Dezember, wurde die besinnliche Zeit eingeläutet. Ein Spektrum aus Klangfarben, Akkordschichtungen und Tonmalerei brachte den Zuschauern die modernen Kompositionen näher.

Begonnen wurde mit dem Werk „Stigmen“ von Dieter Acker, das 1968/71 entstanden ist. Fünf ineinander übergehende Sätze trugen die Zuhörer in eine klangvolle Welt aus extremer Dynamik und kammermusikalischem Können. Die Violine, gespielt von Anna Kakutia, sowie das Cello, das von Graham Waterhouse gekonnt in Szene gesetzt wurde, vereinigten sich zu versöhnlichen Klängen, die mit Flageoletts, Glissandi und Pizzicati die gewisse Würze erhielten. Demgegenüber die massive Tiefe des Klaviers, die Dmitrij Romanov ausdrucksstark präsentierte.

„Episode“ (2009) von Laurence Traiger folgte dem affektgeladenen Stück von Acker. Klavier- und Streicherklang verschmolzen zu einer wogen- und wellförmigen Musik, die teils kantabel, teils mystisch und doch sanft dahinlief. Immer wieder wurde der fast ersterbende Klang der Violine vom Klavier durchbrochen und führte zu wilden virtuosen Passagen über, die immer, gepaart mit lauter Dynamik, weiter voranschritten. Mit einem einheitlichen Pizzicato in der Violine und dem Cello endete das Werk versöhnlich und doch überraschend.

Durch die Generationen der Komponisten ging es weiter mit Dafydd Llywelyns Werk „Prayers and Lullabies of the Guardian Archangel Gabriel“. Sein Leben war geprägt von hoher Spiritualität und seiner Vorliebe für Glockenklänge, die sich auch in seiner Komposition wiederfinden lassen. Schnelle wilde Linien, gepaart mit Höhen und Tiefen, vermittelten eine gewisse Schwere und doch gleichzeitige Leichtigkeit. Diese Gegensätze wurden mit Bravour von den Musikern gemeistert. Arpeggien, Glockenschläge und sphärische Klangschichtungen erhielten durch den Einsatz vom Pedal am Flügel noch mehr Intensität.

Graham Waterhouse, der Cellist, wurde durch Llywelyns Werk inspiriert, weshalb er 2013 „Bells of Beyond“ komponierte. Auch hier ließen sich eine sich ständig entwickelnde Dynamik, Klangschichtungen und dadurch gesteigerte Intensität finden. Ein Strudel zog den Zuhörer in den Bann und erreichte den Höhepunkt in den sich imitierenden Tonrepetitionen. Mit einem Pianissimo-Klang, der bis ins Nichts ausgehalten wurde, fand das Stück ein Ende.

Auch der Pianist des Abends, Dimitrij Romanov, stellte sein eigenes Werk „Klaviertrio Nr. 4“ (2016) vor. Ebenso hier: erneute Klangschichtungen der Streicher, die durch das Klavier durchbrochen wurden. Tonrepetitionen, gepaart mit kantablen Linien und gesteigerter Dynamik, die sich melodisch und harmonisch in einer friedlichen Einheit auflösten.

Klanglich stachen die beiden Werke von Herbert Baumann hervor: „Duettino“ (2017) und „Gioco per Due“ (2015). Tänzerisch und wild mit höchster Virtuosität. Zwar fanden sich auch hier kantable Melodien, die jedoch durch ein hohes Maß an spieltechnischem Können vereint wurden. Leichtigkeit und sprudelnde Melodien mit „Ohrwurm-Potential“: Anna Kakutia und Graham Waterhouse ließen meisterlich ihre Instrumente erklingen.

Mit der Komposition „Novellette“ (1987) von Richard Heller fand das Konzert seinen krönenden Abschluss. Die Klangmalerei wurde weiterhin mit Doppelgriffen, schneller werdenden Passagen und einem Fortissimo zum Höhepunkt getrieben, der in einem einheitlichen Schlussklang endete.

Das Konzert schlug einen Bogen zwischen verschiedensten Generationen bayerischer Komponisten, von denen fünf selbst anwesend waren. Diese Art von Konzerten schafft eine Begegnungsstätte von Komponisten, Interpreten und Interessierten, bei der junge und ältere Kompositionen erklingen. Denn wie Graham Waterhouse sagte: „Junge Werke waren mal jung und sind jetzt alt. Die Welt besteht aus Veränderung und macht sie daher so interessant!“
 

 

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