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Im Zentrum stand die kompositorische Arbeit

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Nachruf auf Prof. Rolf Hempel
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Mit Anteilnahme und Betroffenheit erfuhr der Deutsche Tonkünstlerverband DTKV e.V. die Nachricht vom Tod seines Ehrenpräsidenten Prof. Rolf Hempel am 18.10.2016.

Rolf Hempel, 1932 in Reichenbach im sächsischen Vogtland geboren, studierte in Berlin unter anderem bei Boris Blacher und Ernst Pepping Komposition und Tonsatz. Unmittelbar danach wurde er Lehrbeauftragter für Musiktheorie an der Hochschule für Kirchenmusik Tübingen (vormals Kirchenmusikschule Esslingen) und leitete dann mehrere Jahre die Schauspielmusiken der Württembergischen Landesbühne. Im Schuldienst und als Musikschulleiter sammelte er pädagogische Erfahrungen, bevor er 1971 seine Tätigkeit an der Stuttgarter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst begann. Dort auf eine Professur für Musiktheorie und Komposition berufen, hatte er dann von 1990 bis 1997 das Rektoramt inne; in diese Zeit fiel auch der Neubau der Hochschule mit all den dazugehörigen Herausforderungen.

Im Zentrum des beruflichen Schaffens von Rolf Hempel stand – vor allen Wahl- und Ehrenämtern – seit seiner Schulzeit die kompositorische Arbeit. Diese umfasst Werke für Stimme, Soloinstrumente, verschiedenartige Kammermusikbesetzungen, Chor, Orchester und Orchester mit Soloinstrumenten. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen würdigen seine Werke, die sich durch eine feinsinnige, subtil durchdachte und oft kontrapunktisch strukturierte, dabei immer ausdrucksstarke Handschrift auszeichnen.

Sein freies Umgehen mit verschiedenen Kompositionstechniken, stets dem musikalischen Ziel untergeordnet, lässt sich nie durch dogmatisches Festhalten an Prinzipien einschränken, sondern entwickelt im Gegenteil eigene originäre Strukturen und Klangwirkungen.

So kennen die Mitglieder des Tonkünstlerverbandes Baden-Württemberg ihren ehemaligen Vorsitzenden und Präsidenten des Deutschen Tonkünstlerverbandes: sorgsam auf ein sachliches Abwägen aller Argumente bedacht, Widersprüchliches immer wieder zusammendenkend und -führend, das Ziel nie aus den Augen verlierend. Dass dabei der Humor – und gelegentlich auch der Schalk – nicht zu kurz kam, machte das Arbeiten mit Rolf Hempel zu einer stets kurzweiligen Angelegenheit.

Prof. Hempel hatte die Leitung des Deutschen Tonkünstlerverbandes in einer personell und finanziell kritischen Situation übernommen, im März 2004 zunächst als geschäftsführender Vorstand, seit 2005 als mit großer Mehrheit gewählter Präsident. Er hat den Verband, der mit über 8.000 Mitgliedern die größte berufsständische Vereinigung der Musik in der Bundesrepublik ist, in kurzer Zeit konsolidiert, so dass sich dieser wieder seinen musikalischen und musikpolitischen Aufgaben widmen konnte.

Wichtige unter Prof. Hempels Leitung angegangene Vorhaben waren

  • die Förderung Neuer Musik durch Tonkünstlerfeste, – die Ausweitung der Tätigkeit des Manuskriptarchivs bisher nicht verlegter Kompositionen,
  • die Vertretung der Lehrbeauftragten an den Hochschulen für Musik,
  • die Wahrnehmung der Anliegen der Komponisten und Interpreten im Rahmen des Urhebergesetzes,
  • die Ausweitung der Serviceleistungen für Mitglieder durch kostenlose Erstrechtsberatung,
  • revidierte Unterrichtsvertragsmuster für freie Musikerzieher etc.

Dank der Kompetenz und des Einsatzes von Prof. Hempel wirkt der Deutsche Tonkünstlerverband nun maßgebend bei der Gestaltung und Weiterentwicklung des Musiklebens in Deutschland mit. Er hat wertvolle Spuren im deutschen Kulturleben hinterlassen.

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