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Jazz meets Mozart

Untertitel
Stefanie Schlesingers Hörbuch „Mein Violoncellchen“
Publikationsdatum
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Mozart inspiriert zu Jazz: Fazil Say improvisiert über Mozarts „Alla-turca“-Variationen, Riccardo Arrighini übersetzt Mozarts Klaviermusik in Jazz und die Jazz-Sängerin Stefanie Schlesinger widmet sich in ihrer jüngst erschienenen CD Mozarts „Bäsle-Briefen“.

Diese Briefe scheinen ein besonders geeigneter Zugang für Jazzmusiker zu Mozart zu sein. Sie zeigen ihn nämlich nicht als Klassikheroen, sondern von seiner menschlichen Seite. Denn der „alte junge Sauschwanz Wolfgang Amadé Rosenkranz“, wie er einen seiner Briefe unterschrieb, benützte für seine amourösen und anderen Bedürfnisse oft sehr deftige Worte.

Stefanie Schlesinger und Wolfgang Lackerschmid vertonten Mozarts Bäsle-Briefe als Jazz-Songs, deren Melodien oft stilistisch von Mozart geprägt sind. Der Instrumentalpart kommentiert sie einfühlsam mit „jazzigen“ Klängen und Rhythmen. Die Texte dieses Hörbuchs schrieb der unter anderem durch seine historischen Romane bekannte Peter Dempf. Ihm und den Musikern geht es nicht primär um vordergründige Deftigkeit, vielmehr steht die Liebesgeschichte zwischen Wolfgang Amadeus und Anna Maria Thekla im Mittelpunkt. Sie wird aus der Perspektive des Bäsle erzählt, die ihn liebte, aber erkennen musste, dass er anderen Frauen den Hof machte, und die ihn schließlich an Constanze Weber verlor.

Stefanie Schlesinger singt und spielt die Rolle des Bäsle mit großer Intensität und hohem Einfühlungsvermögen. Dass sie eine klassisch geschulte Jazzsängerin ist, kommt dieser Einspielung zu gute. Sie gestaltet mit klarem Ton und zaubert mit ihrer Stimme feinste Nuancen hervor. Die Jazzband mit Wolfgang Lackerschmid (Klavier), Dominik Uhrmacher (Violoncello), Henning Sieverts (Kontrabass) und Guido May (Schlagzeug) lässt die Verbindung von Klassik und Jazz ganz selbstverständlich erscheinen. Behutsam holen die Jazzmusiker Mozarts Motive in unsere Gegenwart. Diese CD spricht gleichermaßen Hörbuch- und Musikliebhaber an und hat auch das Zeug, ohne pädagogischen Zeigefinger Jugendliche auf klassische Musik neugierig zu machen.
 

Mein Violoncellchen – als Mozarts Bäsle errötete
Peter Dempf (Texte), Stefanie Schlesinger (Maria Anna, Gesang, Komposition), Christel Peschke (Erzählerin), Samira El Ouassil (Postmeisterin), Sebastian Kochs (Sprecher), Wolfgang Lackerschmid (Piano, Komposition), Dominik Uhrmacher (Violoncello, Kontrabass), Guido May (Schlagzeug), Randvoll Records RR2124, 19,90 €

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