Die Konzertreihen der Münchner Tonkünstler zeichnen sich durch hohe künstlerische Qualität und eine große Bandbreite an unterschiedlichen Künstlerpersönlichkeiten, kammermusikalischen Besetzungen und vielfältigen Programmen aus. Jazzkonzerte sind auch hier aber eher eine Seltenheit, und so durften sich die Besucher des Konzerts „Secret Bass Hits“ auf einen besonderen Abend freuen, auch wenn der Rahmen in der Versicherungskammer Bayern nicht unbedingt eine lässig-jazzige Atmosphäre befördert. Davon ließen sich die vier Jazzprofis um den Kontrabassisten Johannes Ochsenbauer – Harry Sokal (Tenor- & Sopran-Saxophon), Tizian Jost (Piano) und Mario Gonzi (Schlagzeug) – aber nicht beeindrucken und lockerten die Stimmung, indem sie das Publikum aufforderten, sich gerne weiter zu unterhalten – wie im eigenen Wohnzimmer.
Zu hören gab es souverän gespielten Straight-ahead-Jazz mit einer entscheidenden Besonderheit: Alle Stücke des Konzerts wurden von oder für Bassisten geschaffen. Obwohl unverzichtbar, fristet der Kontrabass im Jazz wie in der klassischen Musik meist ein Mauerblümchen-Dasein. Dieser Umstand wird in Patrick Süßkinds wunderbarem Einakter „Der Kontrabass“ auf der Theaterbühne verhandelt, und Johannes Ochsenbauer emanzipiert sich auf musikalische Art mit seinem vor vier Jahren initiierten Projekt „Ochsenbauer meets Sokal“. Daraus sind inzwischen, neben zahlreichen Konzertauftritten, zwei Alben entstanden: „Bass Player‘s Delight“ (Jawo Records) und eben „Secret Bass Hits“ (Alessa Records). Perfekt aufeinander eingespielt, geschmeidig und doch virtuos konnten die vier Musiker vor allem im ersten Teil des Konzerts überzeugen, zum Beispiel in Oscar Pettifords „Tricotism“, in dem sich gerade Bass und Saxophon wunderbar vereinen. In „Little Waltz“ von Ochsenbauer selbst hält sich der Kontrabass dezent zurück und gibt erst dem Saxophon Gelegenheit zu brillieren, später dem Klavier, das immer wieder kleine Ausflüge in die Klassik unternimmt und zwischenzeitlich beinahe nach Chopin klingt. In „Omicron“ von Paul Chambers hat das Schlagzeug seinen großen Auftritt: Beginnend mit einem Solo bestimmt es Tempo und Charakter des Stücks und heizt seinen Kollegen mächtig ein.
Ob es an der Akustik im Raum lag oder im Eifer des Gefechts geschah – in der zweiten Hälfte des Konzerts spielte das Schlagzeug leider immer dominanter und damit fast durchgehend zu laut. Höchst bedauerlich, denn damit wurde das facettenreiche Klavierspiel von Tizian Jost und vor allem die Basslinien von Bandleader Johannes Ochsenbauer überdeckt. Glücklicherweise tat das der guten Stimmung im Konzertsaal aber keinen Abbruch und so gab es begeisterten Applaus nach einem animierenden und beschwingten Jazz-Abend.