Braunschweig. Zu einem Konzert mit Kammermusik trafen sich die Geigerinnen Sara Spitzer und Anna Neubert, der Bratscher Klaus-Peter Werani, die Violoncellistin Jessica Kuhn und der Pianist Andreas Skouras auf Einladung des DTKV Braunschweig, um Werke des Wolfenbütteler Musikwissenschaftlers und Komponisten Rainer Boestfleisch, Mitglied im DTKV Braunschweig, zur Aufführung zu bringen.
Boestfleisch hatte neben Romanistik, Philosophie und Musikwissenschaft auch Komposition bei Alfred Koerppen in Hannover und Hermann Fuchs in Göttingen studiert.
Seine Stilmittel zur Überwindung der Tonalität sind Bi- beziehungsweise Polytonalität in Linien oder Akkorden, chromatische und diatonische Cluster, die Ganztonleiter und Quartenakkorde. Auf elektronische Klangerzeugung wird in diesem insgesamt eher konservativen Kontext verzichtet.
Die Musiker formierten sich abwechslungsreich in unterschiedlichen Zusammensetungen: Für Violoncello solo zeigten zwei Stücke, was ein Cello alles kann: col legno, con sordino, sul ponticello, auch ein Klopfen auf Holz war zu hören; teils langsame, sehr schön gesanglich ausgespielte Legato-Bögen, teils dramatische Steigerungen ins Presto und ein hauchzartes Pizzicato-Ende, rundum virtuos interpretiert von Jessica Kuhn.
„Hommage à Johann Sebastian Bach“, die drei Stücke für Klavier, ähneln in ihrer Polyphonie den Inventionen Bachs, das konnte man leicht hören, schnelle Sekunden, Quartenakkorde als Ruhepunkte, barocke Seufzer – all dies spielte Andreas Skouras meisterhaft.
„Die Nacht“ für Violine und Klavier beruht auf einer Erzählung von Garcia Lorca: Auf die anfängliche Ruhe der Nacht folgt der Überfall eines Schweins auf ein unschuldiges Lämmchen. Danach ist die Nacht wieder ruhig. Dieses kleine Drama – hier war der spanische Bürgerkrieg spürbar – wurde faszinierend schön und lebendig von Sara Spitzer und Andreas Skouras interpretiert.
„Trio jugano“ für Violine (Anna Neubert), Violoncello und Klavier in zwei Sätzen war Kammermusik zum Genießen: Gleichwertige Partner führten ihre selbständigen Stimmen so souverän, dass ein hinreißend harmonisches Ganzes entstand.
„Streichquartett I“ war der Schluss, in dem sich nochmal alles zeigte: Polytonalität, Quartenakkorde oder Ganztonleiter fügten sich unter den Händen der Musikerinnen und Musiker lebendig und schön zu einem harmonischen Ganzen.
Ein paar mehr Zuhörer hätte man dem Konzert gewünscht. Die, die da waren, spendeten den Musikerinnen und dem Komponisten aus der Nachbarschaft einen sehr herzlichen Beifall.