Mit einer Soiree mit klassisch-romantischen Trio-Kompositionen für Violine, Violoncello und Klavier wurde die Konzertsaison im historischen Palais Lichtenau am 30. August, nach langer Corona-bedingter Pause, wiedereröffnet.
Veranstalter war der, durch die Landeshauptstadt geförderte, Verein für musikalisch-literarische Soireen in Potsdam ( www.potsdam-soireen.de). Dass man sich nun aus Gründen des Infektionsschutzes auf weniger Zuhörer und kleinere Veranstaltungsräume begrenzen muss, hatte für das dargebotene Musikprogramm auch Vorteile, indem man sich auf die ursprüngliche, zu Zeiten der Entstehung der Werke, üblichen Kammermusikkonzerte im fürstlichen Salon oder die Hauskonzerte des Adels besinnen konnte, in denen die Nähe zu den Künstlern selbstverständlich war.
Das Palais Lichtenau hat eine besondere Geschichte: am Rande von Potsdam, nur etwa 750 Meter vom Marmorpalais entfernt, erfolgte 1797 nach einjähriger Bauzeit unter der Leitung von M.P. Boumann die Einweihung. Das Palais wurde für die königliche Mätresse, Gräfin von Lichtenau, errichtet und nach ihr benannt. Vermutlich hat sie selbst nie hier gelebt, stattdessen nutzte es der Kämmerer Ritz als Wohnhaus. Heute ist es ein wunderbarer Ort für Kammermusik. Das Boettcher-Trio mit den Geschwistern Marianne Boettcher, Violine, Wolfgang Boettcher, Violoncello und Ursula Trede-Boettcher, Klavier gehört zu den in dieser Besetzung seit Jahrzehnten bekannten Ensembles. Die drei hochbegabten Musiker entstammen dem Haus des nicht minder bedeutsamen Beethoven-Forschers Dr. Hans Boettcher (1903–1945), dessen Schriften bis heute zum wissenschaftlichen Bestand zählen dürfen.
Die Geigerin Marianne Boettcher, durch zahlreiche Auftritte bei internationalen Festspielen bekannt, leitet eine Geigenklasse an der UdK Berlin, Ursula Trede-Boettcher errang als Organistin und Pianistin diverse renommierte Preise (u. a. Hochschulwettbewerb Orgel, Industrie-Kulturpreis, ARD-Wettbewerb), und Wolfgang Boettcher war Solo-Cellist der Berliner Philharmoniker und hat als Hochschulprofessor in Berlin zahlreiche erfolgreiche Violoncellisten auf den Weg gebracht.
Das anspruchsvolle Konzert begann mit dem Trio Nr.4, op.11 von Ludwig van Beethoven, ein Trio, das seinen Musikern sowohl als Ensemble sowie als Solisten äußerste Darstellungskraft abverlangt, und in dem bereits die vertraute Kommunikation der Instrumentalisten deutlich wurde.
Mit den Variations concertantes op. 17 von 1829 , die Felix Mendelssohn für seinen jüngeren Bruder Paul, der hervorragend Cello spielte, komponierte, stellte Wolfgang Boettcher seine souveräne Spieltechnik dar, die sowohl klanglich als auch virtuos meisterhaft war, einfühlsam begleitet von Ursula Trede-Boettcher am großen Konzertflügel. Nocturne und D‘un matin de printemps von Lili Boulanger, der kleinen Schwester der berühmten Musikpädagogin Nadja Boulanger, rief die Erinnerung an begabte Komponistinnen der Romantik wach, von Marianne Boettcher und ihrer Schwester eindrucksvoll interpretiert. In diesem Programm mit Klaviertrio und Komponistinnen konnte man das große Trio op.17 von Clara Schumann erwarten. Es verdeutlichte zum Abschluß der Soiree im Palais Lichtenau die herrliche Kraft ausgezeichneter Kammermusik.