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Kein Kampf mehr mit Formularen

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Die GEMA auf dem Weg der digitalen Transformation – Johannes Everding im Interview
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Johannes Everding ist Direktor für Geschäftsentwicklung und stellte sich unseren Fragen.

neue musikzeitung: Zunächst einmal grundsätzlich: Welche Rolle spielt die GEMA für Musik-Schaffende, Komponist*innen oder Texter*innen und warum ist die Verantwortung, die mit dieser Aufgabe verbunden ist, in der derzeitigen Situation so wichtig?
Johannes Everding: Für mich kühn auf einen Nenner gebracht: Die GEMA ist der der Gralshüter des ›genius loci‹ der Musikurheberschaft in Deutschland. Als wirtschaftlicher Verein vertreten wir die Rechte von 85.000 Mitgliedern in Deutschland sowie von über 2,5 Millionen Urheberinnen und Urhebern, Textdichterinnen und Textdichtern und Verlagen aus der ganzen der Welt. Wir stellen sicher, dass der, der Musik nutzt, das Recht dazu hat. Und, dass der Mehrwert, der daraus entsteht, auch an die Urheberinnen und Urheber ausgeschüttet wird. Schon seit Jahren sind wir mit dem immer weiter um sich greifenden Verständnis konfrontiert: „alles umsonst, lässt sich ja klicken...“. Das Entstehen eines Werks aus dem sogenannten Nichts – also die Komposition, die Textzeile, das verlegte Gesamtwerk –, das ist Schöpfung, das ist Arbeit, die meist nicht bekannt, nicht gesehen wird. Die dafür notwendige Energie, der immense und lebenslange Aufwand, müssen mit angemessener Vergütung möglich gemacht werden. Die GEMA schützt genau diese Schöpfungsarbeit und stellt sicher, dass es sich auch in der Zukunft lohnt, aus Noten eine Komposition oder aus Wörtern einen Text zu erschaffen und eben auch ein Gesamtwerk zu verlegen.
nmz: Gibt es eine besondere Wichtigkeit, was die Nach-Corona-Zeit angeht?
Everding: Auf jeden Fall. Leider werden die Musik- und Kreativschaffenden in Deutschland selten auch als ein Wirtschaftsfaktor wahrgenommen. Man redet gern über den altruistischen Aspekt, wir brauchen Musik, wir brauchen Kultur... Aber es geht auch um den Wirtschaftsbereich Musik, der natürlich wie viele andere Branchen während der Corona-Krise stark gelitten hat. Entsprechend ihres Auftrags aus der Mitgliedschaft gehört die GEMA wie viele andere Akteure, etwa die Tonkünstlerinnen und Tonkünstler oder Veranstalterinnen und Veranstalter, zu diesem Wirtschaftskreislauf, den wir gemeinsam wieder wachsen lassen müssen.

Erinnern Sie sich: In der Corona-Krise haben Menschen vor Senioren-Heimen gesungen, Menschen haben Balkon- und Hinterhofkonzerte gegeben. Dazu ist die Nutzung von Musik im digitalen Raum extrem gestiegen. In dieser Zeit wurde mehr komponiert, mehr getextet und verlegt. Ich erkläre mir dies vor allem damit, dass in der Zeit von sozialer Begegnungsarmut der Bedarf an kulturellen und gesellschaftlichen Bindemitteln gewachsen ist und damit Kreative und Kreativ-empfängliche Menschen ein Ur-Bedürfnis decken müssen. Es ist an uns allen diese Aspekte aufzunehmen und verstärkt in die Öffentlichkeit zu tragen und mit einem der stärksten Argumente überhaupt – der Musik – zu werben.
nmz: Was bietet die GEMA Musikschaffenden, die selbst nicht verlegerisch mit der GEMA verbunden sind, die also nicht komponieren oder texten?
Everding: Die GEMA bietet diesen Menschen wie auch allen anderen Musikschaffenden und Musiknutzerinnen, die Funktion des Urheberrechts in der Gesellschaft hochzuhalten und für die richtigen gesetzlichen Regelungen zu kämpfen (Stichwort: Europäische Urheberrechtsrichtlinie). Damit reiht sich die GEMA in das ständige Bemühen aller Verwertungsgesellschaften ein, die Schaffenskraft von Urheberinnen und Urhebern zu unterstützen und die Grundlage dafür zu sichern. Konkret beteiligte sich die GEMA in 2020 und 2021 an Teilprogrammen von NEUSTART KULTUR. Die GEMA übernahm  die administrative Organisation der Förderung von Live-Spielstätten und sorgte für die Verteilung von Geldern in Höhe von 49 Millionen Euro. Damit unterstützte die GEMA auch die Musikschaffenden, indem Live-Spielstätten überlebten und nun ihre Werke wieder auf diesen Bühnen aufgeführt und interpretiert werden können.
nmz: Die GEMA hat das Meldesystem digitalisiert. Was bedeutet dies für die Veranstalter*innen von Konzerten oder für Musiknutzende, die von der GEMA vertreten werden? Wie funktioniert das Anmeldeverfahren? Worin liegen für beide Seiten die Vorteile? Gibt es Nachteile im Verfahren?
Everding: Im Juli war das digitale Kundenportal das mengenmäßig stärkste Kundeninteraktionswerkzeug der GEMA. Über 55 Prozent der Aufgaben, von der Lizenzierung, Stammdatenänderung bis hin zur Reklamation haben die Kundinnen und Kunden über das Portal mit der GEMA erledigt. Hundertausende von Aufgaben wurden seit Anfang des Jahres durch die erfolgreiche Digitalisierung unserer Services bearbeitet. Immer mehr Kundinnen und Kunden erkennen den Mehrwert des digitalen Angebots und nutzen es zu ihrem Vorteil für eine schnellere, bessere und transparentere Zusammenarbeit mit der GEMA. Dabei können wir zunehmend passgenau auf die besondere Herausforderungen der Kundschaft eingehen, zum Beispiel bei den Musikfolgen, auch Setlists genannt. Diese sind für die gerechte und urheberbezogene Verteilung entscheidend. Optimierungen im Portal treffen auf große positive Resonanz, damit meine ich zum Beispiel die verbesserte Werksauffindung, die sinnvolle Wiederverwendbarkeit von früheren Setlists oder auch, dass Veranstalterinnen und Veranstalter beispielsweise Bandmitglieder einfacher einbeziehen können, wenn es um die Erstellung von Setlists geht. Ich bitte Ihre „betroffene“ Leserschaft, insofern sie noch nicht das Kundenportal nutzt: schauen Sie auf unsere Webseite (www.gema.de) und informieren Sie sich. Das Informations- und Hilfsangebot wurde massiv erweitert und verbessert – am besten probieren Sie das Portal direkt aus. Nach dem sicheren Anmeldeprozess können Sie viele Dinge direkt mit der GEMA lösen und das rund um die Uhr. Wir haben noch einige Meilensteine vor uns und entwickeln das Portal kontinuierlich weiter, doch der digitale Ausflug lohnt sich bereits.
nmz: Das klingt danach, dass man seine Eintragungen online auch nachts machen kann …
Everding: Ja, wir haben so einen Leitgedanken: Die Kundschaft möchte zu jeder Zeit, am besten sofort alles selbst erledigen können. Daran orientieren wir uns, auch mit Blick auf die noch zu bewältigenden Aufgaben. Viele Veranstaltungen, vor allem pädagogische Konzerte wie sie auch vom Tonkünstlerverband häufig angemeldet werden, werden von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchgeführt, die leidenschaftlich für ihre Sache brennen.  Durch unser digitales 24/7 Angebot wollen, ja müssen wir ihnen die administrative Verantwortung erleichtern.
nmz: GEMA und DTKV haben sich erneut auf ein Rabattsystem geeinigt. Wie sieht das aus? Welche Voraussetzungen sind hier nötig? Wo sieht die GEMA eventuell Schwierigkeiten bei der Umsetzung? Wie ist es angelaufen? Gibt es erste Erfahrungen?
Everding: Zunächst möchte ich betonen, wie wichtig die Gesamtvertragspartnerschaften für die GEMA sind, also die Partnerschaft mit Verbänden, die auch auf Grund ihrer Mitgliedschaft eine besondere Beziehung zum Kulturgut Musik haben. Und da ist natürlich der DTKV in dem Sinne hervorzuheben, dass er eine besondere Gruppe von Menschen vertritt, die für die Nutzung von Kompositionen, Texten und Werken außerordentlich wichtig sind. Wir führen derzeit den bestehenden Gesamtvertrag fort, den wir jährlich erneuern. An diesem wird sich aber, bis der Instanzenweg in Bezug auf die Neugestaltung der Gesamtvertragspartnerschaften (siehe auch nmz 05/2021/Anm. d. Red) gegangen ist, bis auf Weiteres nichts Entscheidendes ändern.

Die Gesamtvertragspartnerschaft ist quasi ein Privileg. Dieses Privileg gilt es, gemeinsam von allen Vertragspartnern durch eine offene Zusammenarbeit zu schützen und zu stärken. Seit 2021 arbeiten wir  daran, die Pflichten und Vorteile unseren Partnerinnen und Partnern stärker bewusst zu machen, gepaart mit einem weitreichenden Informationsangebot und mit Prozessverbesserungen. Dazu gehörte unter anderem, dass wir mit dem DTKV, aber auch mit Hunderten anderen Verbänden, die Datenschutzvereinbarung aktualisiert haben. Die Herausforderungen, die immer bestehen für Partnerschaften wie wir sie mit Verbänden haben, ist, wie zentral oder föderalistisch diese Verbände organisiert sind. Soweit ich sehe, hat sich die Herausforderung mit dem DTKV für dieses Jahr gut gelöst, weil wir lösungsorientiert zusammenarbeiten.
nmz: Es finden regelmäßig Webinare statt. Wie werden die angenommen? Was wird vermittelt? Und was ist die Motivation, solche Webinare zu veranstalten?
Everding: Die GEMA motiviert die folgende Erkenntnis über unsere Pflichten hinaus: Je besser wir die Kundschaft mit wertvollen und wichtige Informationen versorgen, desto einfacher wird es für sie sein, die Interaktion mit der GEMA zu vollziehen. Diese Informationen wollen wir effizient und bedürfnisorientiert vermitteln. So entstand unsere erste Reihe an Webinaren mit dem Fokus auf das Kundenportal. Je besser wir unsere Partnerinnen und Partner, die ja im Rahmen der Gesamtvertragspartnerschaft auch Aggregatoren zu unserer Kundschaft sind, informativ aufstellen desto erfolgreicher können diese ihre Pflichten erfüllen. Der Vertragspartner, also etwa der DTKV, hat mit der Vertragshilfe die Aufgabe, seine Mitglieder über GEMA-Themen zu informieren, etwa wie das Portal funktioniert oder wie man Musiklisten per E-Mail versendet. Ich muss sagen, wir sind überwältigt von dem Erfolg dieser ersten Webinarreihe. Wir hatten bislang acht Seminare mit über 760 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Das bestätigt uns in unserem Ansatz. Wir planen jetzt noch zielgerichteter weitere Webinare– sei es auf Branchenlogik hin oder für eine bestimmte Musiknutzung. Es geht ja nicht nur um die Zahl der Teilnehmenden, sondern auch um das Feedback, das wir in diesen Webinaren bekommen. Andererseits wollen wir unser ständiges Web-Informationsangebot stetig ausbauen, damit Interessierte jederzeit zum Beispiel zielgruppengerechte Tutorials und E-Learnings nutzen können. Sie sehen, wir wollen informieren. Wir wollen unsere Kundinnen und Kunden und ihre Verbände unterstützen und mit ihnen die künftige Gesamtvertragspartnerschaft zeitgemäß gestalten.

Das Interview führte Stephanie Schiller.

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