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Kinder musizieren und tanzen für Kinder

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„Karneval der Tiere“ im Juni im Zoo Leipzig
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„Kinder musizieren und tanzen für Kinder“ ist eines der zentralen Module der musikpädagogischen Arbeit der Dipl. Musikpädagogin und Pianistin Stephanie Dathe in ihrer freien Musikschule „schola arssynerga“. Das Projekt entstand vor sechs Jahren im Rahmen ihrer elementarmusikpädagogischen Arbeit für Kinder und Jugendliche. Die mitwirkenden Schüler werden befähigt, in von ihnen selbst aktiv mitgestalteten Bühneninszenierungen als Musikvermittler zu agieren und befinden sich innerhalb des Projekts in einer ganzheitlichen musischen wie intermedialen Erlebniswelt. Die in diesem Rahmen entstandenen Projekte haben zumeist einen sozialen Bezug oder sind ganz gezielt auf einen Anlass oder einen Ort zugeschnitten. Thema, Raum, Zeit und künstlerische Elemente werden gezielt für den jeweiligen Anlass ausgewählt und eingebunden. Die mitwirkenden Kinder und Jugendlichen durchleben von Beginn an einen höchst individuellen Entwicklungsprozess, der über den gesamten Verlauf des Projekts viele künstlerische Betätigungsfelder für sie erschließt.

Anlässlich des tausendjährigen Jubiläums der Stadt Leipzig entstand im vergangenen Jahr als Kooperationsprojekt der „schola arssynerga“, des Zoos Leipzig und des DTKV Sachsen e.V. und unter Mitwirkung der Tanzschule des ICZ Leipzig unter Montserrat León innerhalb der Projektreihe „Kinder musizieren und tanzen für Kinder“ eine künstlerischdramaturgische Musiktheaterproduktion der Dipl. Musikpädagogin und Pianistin Stephanie Dathe zum „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns in einer Bearbeitung der von ihm selbst erstellten Fassung für Klavier zu vier Händen. Das Stück wurde zu einem kinder- und familienorientierten Mittelpunkt der Festlichkeiten zur Wiedereröffnung des neugestalteten Veranstaltungsbereichs „Konzertgarten“ und der der Kongresshalle im Zoo Leipzig und erlebte vor ca. 2000 Besuchern auf einer Open Air Bühne in vier Vorstellungen seine Premiere. Die Herausforderung dieser Premiere lag auch in der Bedeutung des Ortes, galt die Kongresshalle und ihr Veranstaltungsumfeld im historischen Gründungsbereich des Zoos Leipzig mitten in der Stadt, über viele Jahrzehnte als Identifikationsort der Leipziger und ihrer Gäste für Festlichkeit, anspruchsvolle Musik und städtisches Leben. Die Wiedereröffnung dieses seit den 80er- Jahren geschlossenen Festortes schloss damit eine Wunde, war dieser im schwer kriegszerstörten Leipzig auch für viele Jahre Spielstätte des Gewandhausorchesters und eine zentrale Anlaufstelle für Musikfreunde. Der Wiedereröffnung des traditionsreichen Hauses wurde daher mit großer Spannung und Vorfreunde entgegengesehen. Dass die beteiligten Musikpädagogen (allesamt DTKV-Mitglieder) unter Federführung von Stephanie Dathe mit den Schülern ihrer freien Musikschule und organisatorischer Unterstützung des Berufsverbandes DTKV Sachsen die Wiedereröffnung des Open Air Konzertgartens am symbolischen Ort gestalten konnten und dies so erfolgreich war, dass es in diesem Jahr wiederum im Rahmen des Familienwochenendes wiederholt wird, zeigt auch, wie leistungsfähig Freiberufler, freie Träger der musischen Bildung und neue Projektformen sein können, wenn sie das Vertrauen der Veranstalter gewinnen und künstlerisch und organisatorisch überzeugend arbeiten.

Ausgehend von diesem großen Erfolg des Vorjahres fand in diesem Jahr nunmehr die Fortführung der Musiktheaterproduktion, eingebunden in eine choreografische Rahmenerzählung von Gundula Peuthert vom Tanzwerk Leipzig statt. Es spielten junge Pianisten der „schola arssynerga“ gemeinsam mit Gastschülern von Gastlehrkräften und jungen Tänzern des Tanzwerks Leipzig. Durch die Aufführungen im Zoo gelingt ein ganz besonderer Einstieg in die kreative und humorvolle Erlebniswelt von Saint-Saëns, die es den mitwirkenden Schüler der beiden Schulen ermöglicht als Kunst- und Musikvermittler zu agieren. Das durch die Musik- und Tanzschüler gestaltete, ambitionierte Musiktheaterprojekt ermöglicht es jedem Publikum, besonders jedoch Familien, Kindern und Besuchern aller sozialen Schichten, Herkunft und Religion teilzuhaben am kulturellen Erbe der europäischen Musiktradition.

Die Idee zum „Karneval der Tiere“ hatte Camille Saint-Saëns im Jahr 1886 anlässlich einer Aufführung im Freundeskreis. Ganz offensichtlich amüsierte es ihn, bekannte Melodien von Berufskollegen zu verfremden und auf eigene „tierische“ Weise so darzustellen, dass sie wie liebevolle Anekdoten die der Musik oft aufgesetzte ehrfurchtsvolle Ernsthaftigkeit nehmen. Saint-Saëns ließ das Werk zu Lebzeiten allerdings nicht veröffentlichen. So wurde es erst postum im Jahr 1922 uraufgeführt und zog anschließend um die Welt. Allerlei Tier-Rufe und populäre Melodien bekannter Komponisten machten die heiteren 45 Minuten der Aufführung zum Erlebnis für Groß und Klein. Die im Projekt verwendete vierhändige Klavierversion stammt vom Komponisten selbst.

Die beiden beteiligten Schulen gestalteten gemeinsam eine ganz eigene Reise durch die 14 kleinen Abenteuer mit Raubkatzen, Hühner und Hähnen, wilden Eseln, Fossilien, Kängurus, tanzenden Schildkröten, einer Elefantendame, einem Schwan, Vögeln, einem Kuckuck im tiefen Wald sowie Persönlichkeiten mit langen Ohren. Die Rahmenerzählung wird von Pauline Braune gestaltet. Der aufwendige Orchesterpart des Komponisten wird in einer eigens gemeinsam mit den Spielern und Stephanie Dathe von dem Percussionisten Peter Kuhnsch liebevoll entwickelten, improvisatorischen Version für klassisches Schlagzeug und Percussion begleitend eingebunden. So verwirklich ten sich verschiedene künstlerische Handschriften in diesem Projekt zu einer musikalisch- theatralischen Einheit.

Für Stephanie Dathe ist der musik- und bewegungspädagogische Ansatz von Beginn an Mittelpunkt der Probenarbeit, die in einem mehrtägigen gemeinsamen Probenlager der beiden Freien Schulen in der in der Landesmusikakademie Sachsen auf Schloss Colditz ihren Abschluss findet. Die Musik wird in diesem kreativen Zusammenwirken der Akteure innerhalb der intermedialen Spielraumsituation in der Erarbeitungsphase lebendig. Die jungen Tänzerinnen und Tänzer des Tanzwerkes Leipzig unterstützen mit der Tanzperformance von Gundula Peuthert den parodistischen Ansatz von Camille Saint-Saëns. Wie kaum ein anderes musikalisches Werk verbindet der „Karneval der Tiere“ kreative Phantasie, kindliche Wahrnehmung, Humor und ernsthafte Beobachtung in geradezu genialer Treffsicherheit mit der Tier- und Erlebniswelt des Zoologischen Gartens in Leipzig.

Durch die regelmäßige Mitwirkung in Projekten der Schüler der „schola arssynerga“ entsteht im Ensemblespiel eine Gemeinschaft im Umgang mit Musik, die im hohen Maß sowohl für die ausführenden Schüler als auch Tänzer, aber auch für die Zuhörer und Zuschauer musikalisch-kulturell bildend ist. Gleichzeitig beschäftigen sich die jungen teilnehmenden Spieler und Tänzer vertiefend mit einem zentralen Komponisten der klassischen Klavier- und Orchesterliteratur und einem professionellen Werk, das unter normalen Umständen im Schulalltag, aber auch beim Freizeitmusizieren in dieser verdichteten Form nicht annähernd so erarbeitet werden könnte wie in der Projektarbeit innerhalb der Musiktheaterproduktion. Ziel ist es, gemeinsam mit dem Publikum unter dem Motto „Kinder musizieren und tanzen für Kinder“ in einen Dialog zu treten. Nach erfolgten Aufführungen im Zoo Leipzig wird das Projekt vorher und nachher während des gesamten Jahres in verschiedenen Modulen und Ausführungen durch Einrichtungen wie Kitas, soziokulturellen Einrichtungen und Schulen wandern und verspricht schon jetzt eine große nachhaltige Wirkung. Der „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns erklang zum Ferienauftakt im Zoo Leipzig am 25. und 26. Juni 2016.

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