Bereits zum 23. Mal fanden die „Steglitzer Tage für Alte Musik“ im Bezirk Berlin Steglitz-Zehlendorf statt. Unter der Schirmherrschaft des Bezirksbürgermeisters Norbert Kopp, gefördert durch Sondermittel der BVV Steglitz-Zehlendorf, in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis der Musikschule Steglitz-Zehlendorf e.V. als Veranstalter, dem Deutschen Tonkünstlerverband Berlin e.V. und mit Unterstützung der Walter und Charlotte Hamel Stiftung, wurden in diesem Jahr Konzerte und Interpretations-/Meisterkurse unter dem Thema „Il canto lirico e l’opera del’600“ – „Il ritorno d’Ulisse in patria“ von Claudio Monteverdi angeboten. Eine interessante Aufgabe für junge Sänger/-innen mit Szenen aus Monteverdis letzter Oper sowie Kantaten mit obligater Blockflöte. Nach zehn Jahren internationaler Zusammenarbeit mit vielen europäischen Ländern sollte in diesem Jahr der Schwerpunkt auf Italien liegen.
Als Gesangsdozenten konnte man wieder eine der bedeutendsten international bekannten Gesangspädagoginnen, Prof. Charlotte Lehmann, und den für die Interpretation Alter Musik renommierten Tenor Prof. Mark Tucker gewinnen. Die szenische Arbeit lag in den Händen der Regisseure Thomas M. Zipf und Detlef Sölter, die musikalische Leitung sowie einen Interpretationskurs für Klavier-Cembalo übernimmt wieder Prof. Egon Mihajlovic.
Langjähriger Moderator und Experte für „Alte Musik“ im Kulturradio des rbb, Dr. Bernhard Morbach, hielt einen Vortrag zum Thema „Avantgarde im frühen 17. Jahrhundert“.
Die Rahmenbedingungen waren in diesem Jahr optimal: Im Gutshaus Steglitz, der Schwartzschen Villa, dem „Haus der Musik“ der Leo-Borchard-Musikschule, der Musikbücherei Steglitz standen Räume zur Verfügung, die mit den relativ vielen Teilnehmern reichlich genutzt wurden. Ein vom Freundeskreis neu angeschafftes historisches Cembalo gab den Sängern die Möglichkeit, der barocken Aufführungspraxis etwas näher zu kommen.
Das Thema des Eröffnungskonzerts war Recitar Cantando – Gesang als Redekunst mit Musik von Giulio Caccini, Joh. H. Kapsberger, Claudio Monteverdi, Francesco Rognoni, Jacopo Peri oder Marco Uccellini.Die Ausführenden Mark Tucker - Tenor, Simon Borutzki Flauto dolce, Egon Mihajlovic - Cembalo und Izidor Erazem Grafenauer - Theorbe begeisterten das Publikum mit stehenden Ovationen. Simon Borutzki zeigte mit enormer Virtuosität und Zungentechnik, was dieser kleinen Blockflöte zu entlocken ist.
Mark Tucker überzeugte durch Klangschönheit und Ausdruck in berühmten Arien aus der Oper L’Orfeo von Monteverdi.
Die Kursarbeit, dicht gedrängt zwischen Einzelunterricht und szenischer Arbeit, mündete im Abschlusskonzert. Im ersten Teil machte die szenische Ausführung und Moderation des Regisseurs Detlef Sölter dem Publikum den Inhalt dieser barocken Arien, meist aus Oratorien von G. Fr. Händel, verständlich, sicher vom Cembalo durch Andreas Wenske geleitet.
Der zweite Teil war ausschließlich der Oper "Il ritorno d'Ulisse in patria" gewidmet. Ausschnitte von Szenen aus drei Akten vermittelten einen Eindruck dieser selten aufgeführten Oper.
In überzeugenden gesanglichen und schauspielererischen Leistungen der jungen Sänger wurde das Zuhören zum Vergnügen. Die Arbeit des Regisseurs Thomas M. Zipf war für Sänger und Zuhörer durchaus lohnend.
Die musikalische Leitung lag wieder in den Händen von Egon Mihajlovic, Professor in Ljubljana, der zusammen mit dem Theorbisten Izidor Erazem Grafenauer aus Ljubljana die Sänger vom Cembalo aus musikalisch stützte und inspirierte. Wünschenswert wäre, die Oper einmal in größeren Zusammenhängen zu sehen und zu hören.
Nähere Informationen: www.freundeskreis-der-musikschule.de