Im Roten Saal der Hochschule für Musik Mainz spielte das Mainzer Kammerorchester im Rahmen der Reihe MainzMusik 2012 die Uraufführung der „Evolution“ von Peter Michael Braun. Das Motto dieser Reihe heißt „Werke Neuer Musik“ und soll den ganzen Kosmos der Neuen Musik umfassen.
Nach einer Begrüßung durch Prof. Dr. Ludwig Striegel, Rektor der Hochschule, erklang zu Beginn Arnold Schönbergs „Verklärte Nacht“ op. 4 in der Fassung für Streichsextett. Nach diesem ausdrucksstarken und klangintensiven Werk trat nun das ganze Orchester auf die Bühne. Geleitet wurde es von Professor Peter Michael Braun selbst. Sein in fünf Sätze unterteiltes Werk „Evolution“ enstand in den Jahren 2006 bis 2008. Zentraler Ton des 1. Satzes ist das „B“. Die Celli beginnen unisono, sukzessive folgen die anderen Stimmen bis zur Steigerung ins Tutti. Der nicht absolut hörende Zuhörer fühlt sich an Wagners „Rheingold“ erinnert. Strahlend tritt die große Terz hinzu, gefolgt von den weiteren Obertönen. Diese spielen im Werk Peter Michael Brauns eine zentrale Rolle, ihre Zahlenverhältnisse sollen auf kosmische Zusammenhänge verweisen. Braun stellt Klangflächen, unisono und glatt, „Durfelder“ und Oktaven, die an Schostakowitsch gemahnen, rauen und bewegten Abschnitten entgegen. Konventionelle Spieltechniken überwiegen. Darüber hinaus beherrschen unisono gespielte Rhythmen sowie Motiv-Repetitionen das Werk. Der filigrane vierte Satz, das Adagio, weist deutlich auf die Spätromantik zurück und besticht durch seine reiche und gera-dezu farbige Harmonik. Der letzte Satz, Grazioso, schließt wieder an den Gestus des Anfangs an, kontrastiert aber stärker sphärisches und aufgewühltes. Strahlenden ruhigen Dur-Passagen folgen unruhige, quälerische Abschnitte, zusätzlich unterstrichen durch Bartók-Pizzicati. Das Ende verklingt zart über einem, dem ganzen Satz unterlegten Baß-Ostinato auf C. Nach diesem doch sehr abwechslungsreichen Konzert und fast einstündiger Uraufführung wurden Komponist und Orchester mit begeistertem Applaus geehrt.