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Klarinetten-Konstellationen

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Alle Facetten der Klarinette in einem Konzert im schwere reiter in München
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Am Montag, den 12. Dezember, fand das 12. Konzert der Reihe „dedicated to…“ in den Räumen des schwere reiter München statt. Diesmal anhand eines Gesprächskonzerts, das den Zuhörern zeitgenössische Werke für Klarinette solo näherbrachte.

Die Komposition „Weiss“ von Klaus Hinrich Stahmer ( 2014) eröffnete das Konzert. Inspiriert wurde das Werk von einem Besuch des Komponisten in einer Porzellanmanufaktur und den dort aufgereihten unbearbeiteten weißen Objekten. Tonrepetitionen mit Doppelschlägen ergossen sich in tiefe und hohe Klänge, die wie in einem Zwiegespräch schwebend, in einem „pianissimo“ endend, im Nichts verklangen. Im Gespräch mit Johannes X. Schachtner erklärte der Klarinettist des Abends, Oliver Klenk, dass er sich vor allem in den leisen Tönen der Kompositionen wiederfand: „Zarte und lyrische Melodien liegen mir. Ich tue mich nicht schwer, leise Töne zu spielen.“

Davon konnten sich die Zuhörer auch im nächsten Werk überzeugen, „Lace“ von Anna Korsun. Die Bassklarinette erklang in höchsten Tönen, die sich mit dem vom Computer wiedergegebenen Sinuston vermischten. Anfangs war der elektronische Klang von dem des Instruments kaum zu unterscheiden. Vibratoschwingungen und der Einsatz der Flatterzunge verliehen dem Geschehen etwas mystisch Gespenstiges und ließen die Zuhörer erschaudern.

Obwohl Klenk nie Neue Musik studierte, war er dennoch seit seiner Kindheit bereits daran interessiert: „Ich wollte mehr über die Erweiterung des romantischen Tonraums der Klarinette erfahren.“ Der Reiz, so erzählte er, läge in der Zusammenarbeit mit Komponisten: „Ein Werk in einer Uraufführung ist unbelastet und hat noch keine Historie. Ich kann mit dem Komponisten etwas ganz Neues schaffen.“

Anlass für eine Neukomposition hatte auch Alexander Strauch, dessen Werke „Aggregat 2+4“ bereits 2002 für Flöte und Oboe entstanden. Oliver Klenk war der Auslöser, dass der Komponist seinem Wunsch, ein Werk für Klarinette zu schreiben, durch eine Neufassung des Werkes 2021 in die Tat umsetzte. Begonnen wurden beide Werke mit Textrezitationen von Heraklit aus Ephesos. Klenk erklärte, dass dies aber keinesfalls als Programmmusik zu sehen sei, sondern lediglich zum Nachdenken vor der Musik dienen solle. So erklangen auseinanderdriftende Einzeltöne, die sich mit tiefen Tönen im Piano und hohen, regelrecht kreischenden Klängen im Fortissimo abwechselten. Ein Tumult aus Melodiefragmenten entstand, der meisterlich in leisen Tönen gipfelte und sich im Nichts verlor.

Es folgte eine „Fantasie für Klarinette solo“ von Pierre-Dominique Ponnelles. Haltetöne mündeten in wilde Läufen, die in einem Staccato-Ton kulminierten. Der Ambitus der Klarinette wurde gänzlich ausgeschöpft und bis ins Extreme getrieben. Die zugehörige Snare-Drum, mit der Klenk auch interagierte und so die Schnarrseiten mit den durchdringenden Klängen zum „Rascheln“ brachte, versetzte die Zuhörer in Staunen. Klappentöne und der Einsatz des bloßen Mundstücks ohne Korpus verliehen dem Werk die besondere Note. „Das Schlaginstrument war etwas ganz Neues für mich, wo ich mich ausprobieren musste“, erklärte Klenk. „Austoben konnte ich mich dann mit der Klangsprache der Klarinette und so entstand der Name „Fantasie.“
Das Konzert wurde mit dem Werk „,Es war einmal ein Löwe‘ – eine Geschichte für Bassklarinette“ von Anton Ruppert beendet, das Klenk bereits seit 27 Jahren begleitete. „Ruppert wollte Menschen seine persönliche Sprache von Musik beibringen, die sich von Brahms und anderen abhob“, erläuterte Klenk. So entstand die vorgetragene Erzählung, die dann in das Instrument gesprochen und letztendlich durch reine Musik ausgedrückt wurde und so erneut den meisterhaften Umgang Klenks mit der Klarinette demonstrierte.

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