Immer öfter hört man in den vergangenen Jahren von den sogenannten Tischharfen, allen voran den Veeh-Harfen, die nicht nur für die elementare Musikpädagogik besonders geeignet erscheinen, sondern auch in der Arbeit mit musikunerfahrenen Senioren und mit Behinderten jeweils auf ihre Weise großen Wert besitzen. In letzter Zeit erfreuen sich nicht zuletzt vermehrt erfahrene und professionelle Musiker*innen dieses Instruments. Das in den 1980er-Jahren von Hermann Veeh für seinen mit Trisomie 21 geborenen Sohn entwickelte Instrument steht also vor einem Boom. Dies veranlasste die erste stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Tonkünstlerverbandes, die emeritierte Professorin für EMP Barbara Metzger, erstmals einen vom TKV veranstalteten Kurs über dieses Instrument anzubieten, der sich besonders an Musikpädagog*innen richtete.
Mittlerweile gibt es die Tischharfen in verschiedenen Größen und Gestalten von mehreren Anbietern (so auch unter Namen wie Harmonieharfe von Rohde und Zauberharfe von Spindler). Im Umfang umfassen sie zumeist 25 chromatisch gestimmte Saiten, daneben existieren Ausführungen mit 18 oder auch Konzertmodelle mit 37 Saiten; der Gitarrenbauer Kondzialka entwickelte ein diatonisches Modell mit Halbtonklappen. Interessant wird die Tischharfe dadurch, dass die Noten unterhalb der Saiten eingespannt werden, so dass direkt ersichtlich ist, welche Saiten in welcher Reihenfolge anzuzupfen sind. Die Spieler*innen müssen also nicht die Notenhöhen lernen, sie folgen einfach dem „Fahrplan“, der von oben nach unten läuft, nacheinander zu zupfende Noten mit Linien verbindet und gleichzeitig erklingende durch gestrichelte Linien kennzeichnet. Für die Konzeption der Rhythmen gibt es keine Standards, manche Notenanbieter vertrauen auf klassische Rhythmusnotation, andere stellen Achtel durch kleine Noten und Viertel durch große Noten dar, lassen Halbe weiß, nutzen weiterhin Punktierungen. Manche deuten die Taktschwerpunkt an, andere verzichten auf diese. Wiederholungen werden durch deutliche Pfeile an die entsprechende Stelle zurück dargestellt. In jedem Fall sind die Notenblätter, die übrigens für die Harfen aller Anbieter passen, leicht verständlich und versuchen, die Dichte an Informationen auf ein Nötiges zu reduzieren.
Am Ende des vierstündigen Seminars gelang es den Teilnehmenden, größtenteils professionellen Musiker*innen und Musikpädagog*innen, problemlos mehrstimmige Stücke vom Blatt im Ensemble zu spielen. Bei Anfängern dauert dies selbstredend länger, man könne am Ende eines dreimonatigen Kurses jedoch damit rechnen, leichte zweistimmige Stücke in der Gruppe zu bewältigen. Denjenigen, die selbst intendieren, Tischharfen-Gruppen oder -Kurse zu initiieren, gab Barbara Metzger nützliche Tipps zu pädagogischen Mitteln an die Hand, sprach offen über die oft knifflige finanzielle Realisierung (legte ein Augenmerk auch darauf, dass man die Harfen auch bei Veeh und Spindler leihen könne), besonders Fördermöglichkeiten, und gab Anregungen zur Erstellung eines eigenen Konzepts. Anzusehen war allen Teilnehmenden die immense Freude an diesem Instrument und noch mehr an den raschen Erfolgen, die es versprach – so bin ich überzeugt, manch eine*n von diesen bald als Leiter*in eines Tischharfenkurses wiederzufinden.