Banner Full-Size

Kleinod im Jubiläumsjahr

Untertitel
Kammermusik in der Versicherungskammer Bayern
Publikationsdatum
Body

2013 war ein Jahr mit zahlreichen wichtigen Jubiläen, die bekanntesten sicher die 200. Geburtstage von Richard Wagner und Giuseppe Verdi. Nicht ganz so groß wurde das 50. Todesjahr des französischen Komponisten Francis Poulenc begangen, aber der Münchner Tonkünstlerverband widmete ihm in seiner Reihe „musica da camera“ ein Konzert, das zu einem echten Kleinod geriet.

Auf dem Programm stand eine schöne Mischung aus Stücken von Poulenc selbst und Kompositionen, die als Hommage an ihn verstanden werden durften: Zu Beginn erklang eine Sonate von Poulenc für Violine und Klavier, die wiederum eines Künstlerkollegen, nämlich des spanischen Autors Federico Garcia Lorca, gedachte. Besonders im zweiten Satz „Intermezzo très lent et calme“ überzeugten Volker Burkhart (Violine) und Christoph Weinhard (Klavier) mit ihrem sensiblen Spiel. Der Satz ist mit einem Zitat von Lorca als Titelzusatz überschrieben: „La guitar fait pleurer les songes“ – „Die Gitarre macht die Träume weinen“. Mit zartem Schmelz entlockte Burkhart seinem Instrument zum Weinen schöne Kantilenen.

Nicht nur eine Hommage an Poulenc, sondern an die französische Künstlergruppe „Les Six“, ist die Sonatine für Flöte und Klavier von Walther Prokop. Im ersten Satz „Allegretto“ schickt er Flöte und Klavier auf eine rhythmisch-tänzerische Reise, auf die sich Elisa-beth Weinzierl und Christoph Weinhard lustvoll begaben. Der zweite Satz „Complainte. Largo“ ist geprägt von vielen sehr getragenen Flötensoli, die Weinzierl in tiefer Lage mit warmem, rundem, in der Höhe klarem Ton spielte. Leichtfüßig dagegen das „Allegro con spirito“, das die Bandbreite zwischen spritzigen Rhythmen und lyrisch-melodischen Sequenzen auslotet.

Nach der Pause wieder eine Hommage, dieses Mal von Max Beckschäfer, der als Grundlage für sein „Nocturne Varié“ das zweite von Poulencs „Mouvements perpétuels“ für Klavier mit der Bezeichnung „Très moderé“ gewählt hatte. Der ostinate Charakter des Stücks war auch bei Beckschäfers Variationen spürbar, obwohl sich diese gekonnt durch alle möglichen Gemütsund Gefühlslagen arbeiten. Ob ungeduldig, agitiert, ironisch, kapriziös und ruhig – Eva-Maria May bewältigte die Herausforderungen dieses Stücks mühelos. Als souveräne Begleiterin empfahl sie sich dann in Poulencs Sonate für Flöte und Klavier. Gekonnt ergänzten sich Weinzierl und May in ihrem Spiel: sensibel im „Allegretto malinconico“, kantabel in der „Cantilena: Assez lent“ und rasant und frech im „Presto giocoso“. Zum Schluss bewiesen Eva-Maria May und Christoph Weinhard in Poulencs Klaviersonate für vier Hände, dass sie nicht nur Solisten am Klavier sind, sondern sich diesen Platz auch sehr gut teilen können.

Höhepunkt des Konzerts war sicherlich, weil ungewöhnlich in dieser Konzert- Umgebung, die Geschichte von „Babar, dem kleinen Elefanten“, der durch Wilderer seine Mutter verliert und in der Stadt bei einer alten Dame ein neues Zuhause findet. Die Geschichte ist in erster Linie eine Kindergeschichte, aber wie alle guten Geschichten auch für Erwachsene ein Vergnügen, vor allem in Kombination mit der untermalenden, kommentierenden und doch eigenständigen Musik von Poulenc. Die Sprecherin Veronika von Laue-Münchhofen und Christoph Weinhard hatten offensichtlich viel Vergnügen am Vortrag dieses wunderbaren Stücks – und das Publikum im gut besuchten Saal erst recht!

Ort
Print-Rubriken
Unterrubrik