Schauen wir nach Finnland! Warum ist das bei uns nicht möglich?
„Überleben ist ein Beruf, der gelernt werden muss wie jeder andere“, stellte bereits der Schriftsteller Hans Sahl fest. Doch für die hoch qualifizierten Lehrkräfte an deutschen Musikschulen wie auch für unsere freiberuflichen Musikpädagogen ist es ein täglicher Kampf zu überleben, denn mit durchschnittlich rund 1.000 Euro brutto und schlechten Rahmenbedingungen gehören die Musikschaffenden vielfach zum Prekariat unserer Gesellschaft.
Agnes Krumwiede, die Sprecherin des Kulturpolitischen Ausschusses von Bündnis 90/Die Grünen lud deshalb am 27. Februar 2012 zum Fachgespräch mit dem Thema „Musikschulen nachhaltig stärken – Situation der Lehrkräfte verbessern“ in den Bundestag ein. Die Diskutierenden stellten verschiedene Überlegungen an, wie eine mangelhafte soziale Absicherung im Kulturbetrieb verhindert, wie bessere wirtschaftliche und soziale Rahmenbedingungen für unsere Musiklehrkräfte geschaffen und wie branchenspezifische Maßnahmepakete geschnürt werden könnten.
Bayern steht im bundesweiten Vergleich bei der kulturellen Bildung in den vorderen Reihen, aber im europäischen Vergleich sind wir weit abgeschlagen. Was wollen wir? Einerseits eine hervorragende musikalische Ausbildung für unsere Kinder, andererseits soll dieser Unterricht möglichst wenig kosten. Es ist an der Zeit, dass wir Musikschulen nicht nur als finanziell funktionierendes Unternehmen sehen, dass wir einem guten Musikunterricht mehr Wertschätzung erteilen und dass Honorare bezahlt werden, mit denen unsere freiberuflichen Musikpädagogen eine Familie gründen, die Zukunft planen sowie eine ausreichende Altersvorsorge erhalten können. Schauen wir doch nach Finnland, das Land, von dem seit den Ergebnissen der PISA-Studien immer wieder gesprochen wird. Jede Lehrkraft an einer Musikschule erhält dort ein bestimmtes Grundgehalt und Bonizahlungen für Sonderleistungen und ist somit automatisch im sozialen Netz verankert. Warum ist das bei uns nicht möglich?