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Kolumne

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„Unterm Strich“ … zählt Kontinuität
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Ob zum Frühstück druckfrisch mit den Kritiken des Vorabends, tageszeiten­unabhängig digital aufs Tablet oder alle vier Wochen im Briefkasten ... Wie auch immer Berichte über kulturelle Ereignisse uns erreichen, dass sie uns erreichen, ist entscheidend.

Wie wichtig Kulturberichterstattung und damit die Aufrechterhaltung kultureller Diskurse ist, dürfte vielen nicht zuletzt schmerzlich ins Bewusstsein gerückt sein, seit Konzertsäle und Opernhäuser, Theater und Museen gefühlt dauerhaft (tatsächlich mit kurzen, zu vernachlässigenden Unterbrechungen seit einem Jahr!) angesichts der plötzlichen Infektiösität öffentlicher Räume und Begegnungen geschlossen sind.

Publikationen wie die nmz nehmen hier eine wichtige Rolle ein. Nicht nur in für die Kunst schwierigen Zeiten. Kultur, darin auch die Musik, reproduziert sich ja nicht nur in Konzertsälen, im Theater oder zwischen zwei Buchdeckeln. Kultur wird auch dort in Umlauf gebracht, wo über sie berichtet wird. Die nmz tut dies (anfangs unter dem Titel „Musikalische Jugend“) seit 1952. Um ein Gefühl für diese Zeitspanne zu bekommen, seien hier einige Ereignisse des Gründungsjahres genannt: John Cage stellt sein Stück 4‘33‘‘ vor, Carl Zuckmayer erhält den Goethepreis der Stadt Frankfurt, Samuel Beckett veröffentlicht „Warten auf Godot“, der Norddeutsche Rundfunk bekommt die erste Nachkriegslizenz, um für die 1000 existierenden Endgeräte Fernsehsendungen zu produzieren und die Bild-Zeitung erscheint das erste Mal.

Es geht also um Kontinuität. Und – im Fall des umfänglichen Musikfeuilletons nmz – um die Vielfalt musikalischen Lebens, um Hochkultur genauso wie um diejenigen, die Musik vor allem lieben – die Amateure, um Rezension und Wertschätzung einer Elite genauso wie um die Förderung der jungen Generation. Es geht aber auch darum, Musikerinnen und Musikern als vielfältiger Berufsgruppe ein Forum zu bieten und ihnen in der Öffentlichkeit Präsenz zu verleihen, sowie letztlich darum, selbst mit Information und Meinungsbildung in Kulturpolitik einzugreifen. Dass sich in der nmz auch die Musikverbände Monat für Monat selbst präsentieren, ist in diesem Sinne eine Chance.

Im 70. Erscheinungsjahr arbeitet die Redaktion an einer Neuaufstellung, auf die auch viele DTKV-Abon­nent*innen mit Spannung warten: Ein neuer Internetauftritt, mehr Interaktivität, Synergien von Print- und Online-Ausgabe … Gleichzeitig soll in Zukunft in einer Akademie der „musik- und kulturjournalistische Nachwuchs“ ausgebildet werden. Auch hier geht es unterm Strich um Kontinuität.

 

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