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Kolumne

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Förderung mit Perspektive
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Auch wenn keine Musik zu hören ist: etwas passiert immer... Diese Idee des amerikanischen Avantgarde-Komponisten John Cage, die ihn dazu brachte, sein 1952 uraufgeführtes Stück 4‘33‘‘ zu komponieren, passt angesichts der absoluten Stille der Komposition natürlich gut in den aktuellen Lockdown.

Nicht umsonst reagieren Orchester und Kultureinrichtungen mit Aufführungen von 4‘33‘‘, um ihrem Protest gegen die Schließung der Konzertsäle und den allgemeinen Lockdown der Kultur Ausdruck zu verleihen. Schweigt die Musik, rücken zwangsläufig die Nebengeräusche in den Fokus – und werden bei Cage selbst zur Musik: das Schließen des Klavierdeckels etwa, mit dem das Stück bei der Premiere begann, ebenso wie der Regen, der im zweiten Satz dann plötzlich auf das Saaldach prasselte, oder die vielfältigen Geräusche, die das Publikum machte, als es teilweise den Saal verließ. Auch die Nebengeräusche des aktuellen Lockdowns sind vielfältig und unübersehbar. Sie betreffen die musikalische Bildung  ebenso wie die Einkommenssituation der Musiker*innen, Komponist*innen ebenso wie die vielen technischen Crews, die Konzerte und Musikproduktionen erst möglich machen, die Theater und Konzertveranstalter*innen.

Cages Komposition stellt aber auch auf einer anderen Ebene einen Gegenentwurf dar: Sein stilles Stück schließt nämlich niemanden aus. Cage hat es, auch wenn es bei seiner Uraufführung von dem Pianisten David Tudor solistisch dargeboten wurde, für beliebige Besetzung geschrieben; sowohl, was die Instrumentierung als auch die Größe des Ensembles angeht. Das erinnert an den Hashtag #LNOB (Leave No One Behind), der auch für die Musikbranche gelten sollte. Um dieses hoch gesteckte Ziel zu erreichen, wünschen sich viele neben finanziellen Hilfen, die zudem in vielen Fällen nicht greifen, auch und vor allem Öffnungs-Perspektiven. So lange der Lockdown andauert, könnten hier Förderprogramme eine wichtige Rolle spielen, die Musiker*innen nicht länger als Mute Artists in der Warteschleife gefangen halten und zwischenfinanzieren, sondern sie in der aktiven Ausübung ihres Metiers unterstützen. Förderbeispiele, die in diese Richtung gehen, finden sich u.a. auf der Webseite des Deutschen Musikrats (https://www.musikrat.de/corona/finanzielle-unterstuetzung) und auf der Webseite des DTKV (www.dtkv.org).

 

 

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