Zu Beginn der Pandemie stellte die Möglichkeit, online zu unterrichten, den einzigen Ausweg dar, dem Berufsverbot für MusikpädagogInnen zu trotzen. Konfrontiert mit allerlei technischen Fachbegriffen, den verschiedensten Internetforen und Ratgebern und zunächst oftmals einfachem Equipment, machten sich viele KollegInnen daran, den „Strohhalm“ Online-Unterricht zu ergreifen. Dem anfänglichen Hoffnungsschimmer folgten bald entnervende Wochen mit Latenzproblemen, klanglich schrägen Übertragungen und Hintergrundgeräuschen.
Nach zwei Jahren Pandemie hat sich diesbezüglich doch einiges verbessert: Das Equipment auf Lehrerseite wurde wesentlich professioneller, es wurden Fortbildungen zu diesem Thema besucht, viel experimentiert und das Betätigungsumfeld eines Freien Musikpädagogen um neue, digitale Möglichkeiten erweitert – auch dank der Rundmails von unserer Geschäftsführerin Andrea Fink.
Der Ausschuss „Freie MusikpädagogInnen“ im TKVB beschäftigt sich seit 2018, also bereits vor der Pandemie, mit Online-Unterricht und hat viel Energie in das Thema gesteckt. Die Diskussionen pendelten – teilweise sehr kontrovers – hin und her zwischen den beiden Extremen der ungeahnten Möglichkeiten des Netzes einerseits und den negativen Auswirkungen digitalen Konsums einschließlich unzulänglicher Ergebnisse durch den Online-Unterricht andererseits. Daraus wurde ein Entwurf für Bausteine zu einem gelingenden Digital-Unterricht. Fazit des Ausschusses: Online-Unterricht kann eine Bereicherung darstellen, wenn Schüler bereits über ein gewisses Maß an selbstgesteuertem Lernen verfügen, Digitales zusätzlich zum analogen Unterricht als ergänzende Möglichkeiten eingesetzt werden, so zum Beispiel Lernvideos zu einem bestimmten technischen Problem, Versenden von Youtube-Links, Notenvorlagen in pdf-Format, klingende Grußkarten … Ganz klar ist aber auch, dass das Unterrichtsgeschehen immer auf zwischenmenschlichem Kontakt basiert, individuell und methodisch-didaktisch am Schüler orientiert ist und nur wirklich gut funktioniert, wenn dazu alle menschlichen Sinne eingesetzt werden können. Ensemble- oder EMP-Gruppenunterricht ist gerade in dieser Hinsicht nur analog möglich. Reiner Online-Unterricht kann nichts von dem leisten.
Ursprünglich wollte der FMP-Ausschuss die erwähnten Bausteine veröffentlicht wissen, um den KollegInnen nützliche Tipps an die Hand zu geben. Allerdings zeigten sich dabei nicht zu unterschätzende Schwierigkeiten: Die rasenden Veränderungen im Digitalen machen eine Veröffentlichung schwierig, zumal vom ersten Entwurf bis zur Drucklegung mindestens drei bis fünf Monate ins Land ziehen. Erscheinen unsere Bausteine, sind sie vielleicht schon überholt. Deswegen ist eine ständige Korrektur mit sehr großem Sachverstand für’s Digitale absolut unerlässlich. Zudem ist anzumerken, dass die Plattformen unterschiedliche Übertragungsqualität für unterschiedliche Instrumente aufweisen, vieles im Entstehen begriffen ist (zum Beispiel wird in Kooperation von IT-Experten mit Musikhochschulen an Plattformen für Ensemble-Unterricht gearbeitet) und oftmals Probleme auftreten, von denen wir vor drei Jahren noch nicht einmal wussten, dass sie existieren. Der FMP-Ausschuss weiß um die Bedeutung des Themas und kennt sehr wohl die damit verbundenen Probleme, aber im Sinne eines wirklich fundierten Ratgebers bräuchten wir einen zuverlässigen Blick in die Zukunft.
Bleiben Sie dennoch optimistisch und mit Begeisterung beim Unterrichten!
Ute Schmid-Holzmann, Sprecherin des Ausschusses „Freie MusikpädagogInnen“ im TKVB