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 Kolumne

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„Die Schulpolitik der nächsten Jahre hat eine existenzielle Bedeutung für Musikpädagogen und für das Musikland Bayern“
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Bei den Wahlen zum bayerischen Landtag spielt die Schulpolitik eine entscheidende Rolle. Im Kreuzfeuer steht G8. Die Freien Wähler werben für ein Volksbegehren, das Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 anstrebt. In Baden-Württemberg, wo es diese Wahlmöglichkeit an ausgewählten Schulen bereits gibt, wird G9 von über 90% der Schüler bevorzugt. Für Musikpädagogen ist G8 in der derzeitigen Form in Bayern höchst unbefriedigend: Viele Schüler brechen den Musikunterricht im Alter von 12 – 17 Jahren ab. Sie finden keine Zeit mehr zu üben und oft fehlen ihnen aufgrund der hohen schulischen Beanspruchung Energie und Konzentration. Aufgrund des vermehrten Nachmittagsunterrichts müssen Musikpädagogen mit ihrem Unterricht auf den Abend oder das Wochenende ausweichen. Die Schüler sind oft zu müde, als dass an die Beschäftigung mit anspruchsvollen Werken zu denken wäre. Dies bedeutet, dass Jugendliche gerade dann, wenn sie zum Beispiel auf dem Klavier oder der Geige Mozart- oder Beethoven-Sonaten spielten könnten, mit ihrem Instrument aufhören.

Allerdings ist für dieses Problem keineswegs G8 allein verantwortlich, sondern auch die Umstrukturierung zur Ganztagesbetreuung. Der Tonkünstlerverband setzt sich leider mit geringem Erfolg seit Jahren dafür ein, dass freiberufliche Musikpädagogen in die Ganztagesbetreuung einbezogen werden. Gelingt das nicht in den nächsten Jahren, dann stehen alle außerschulischen Musikpädagogen vor einem existenzbedrohenden Abgrund. Der Tonkünstlerverband Bayern ist mit dem Kultusministerium im Gespräch, wie diese Probleme gelöst werden können. „Individuelles Lernen“ oder eine „Flexibilisierung“ des Lernens sind Ansätze, die weiter entwickelt werden könnten. Der Bayerische Musikrat wird 2014 und 2015 die Ganztagesschule zu einem zentralen Thema machen, das nicht nur die Musik betrifft, sondern ebenso Sport, Kunst oder Tanz.

Wie auch immer die Wahl im September ausgeht, die Schulpolitik wird in den nächsten Jahren maßgeblich dafür verantwortlich sein, ob Bayern ein Musikland und Kulturstaat bleibt oder ob die Schulreformen dazu beitragen, dass das an Kultur, was von den „Naughty nuller Jahren“ des 21. Jahrhunderts übrig geblieben ist, weiter zerstört wird. Für den Tonkünstlerverband Bayern bleibt hier viel zu tun und die Mitglieder sind aufgerufen, die Eltern ihrer Schüler und die Abgeordneten ihres Landkreises auf diese Probleme hinzuweisen und wach zu rütteln.

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