Banner Full-Size

Kolumne

Untertitel
BR-Klassik: Wutfront oder Zukunftsgestaltung?
Publikationsdatum
Body

Wir alle, die klassische Musik lieben, sind zutiefst enttäuscht, dass der Rundfunkrat am 10. Juli mit Zweidrittelmehrheit den Wellentausch zwischen BR-Klassik und dem Jugendsender „Puls“ zustimmte. Haben wir mit einer Wutfront eine Aussicht, diese Entscheidung rückgängig zu machen?

Wir alle, die klassische Musik lieben, sind zutiefst enttäuscht, dass der Rundfunkrat am 10. Juli mit Zweidrittelmehrheit den Wellentausch zwischen BR-Klassik und dem Jugendsender „Puls“ zustimmte. Haben wir mit einer Wutfront eine Aussicht, diese Entscheidung rückgängig zu machen? Ich denke, dass eine solche fundamentale Opposition uns Klassikliebhaber ins Abseits befördern würde. Gesellschaft und Politik werden ein Vorhaben unterstützen, das für die Jugend ist (und „Puls“ ist eine gute Jugendsendung) und sie werden sich von den Zahlen der Zuhörerquoten überzeugen lassen, die bei Klassik naturgemäß niedriger als bei anderer Musik sind. Außerdem stellt sich die Frage, ob der Bayerische Rundfunk und der Bayerische Staat die richtigen Gegner wären: Immerhin ist der Bayerische Rundfunk der einzige Sender in Deutschland, der ein reines Klassikprogramm ausstrahlt, und immerhin ist Bayern, was die Zahl seiner Orchester oder die Musikförderung angeht – etwa die festen Stellen an Musikschulen oder die in ganz Deutschland einmalige Förderung von selbständigem Musikunterricht und privaten Musikinstituten –, im Vergleich zu anderen Bundesländern vorbildlich. Aber sicherlich ist die Strategie des Bayerischen Rundfunks zum Wellentausch mit Kollateralschäden für die Kultur verbunden: Klassische Musik wurde ins „Seniorenghetto“ verbannt und damit wurden alle Bemühungen von Orchestern, Musiktheatern, des Bayerischen Rundfunks selbst und vor allem der Musikpädagogen konterkariert, klassische Musik jungen Menschen nahezubringen. Auch wurde dadurch das Quotendenken zementiert. Dass hohe kulturelle Leistungen nicht mainstreamtauglich, aber für unsere Gesellschaft umso wichtiger sind, muss in Zukunft der Öffentlichkeit verdeutlicht werden.

Die Petition des Bayerischen Musikrates mit ihren mittlerweile über 62.000 Unterschriften hat zwar ihr Hauptziel verfehlt, dass BR-Klassik solange über UKW gesendet werden muss, bis alle Rundfunksender 2025 auf digital umgestellt sind. Aber sie hat doch wichtige Erfolge erzielt: BR-Klassik ist nicht schon 2016, sondern erst 2018 nur noch digital empfangbar; vor dem Netztausch müssen Bedingungen erfüllt werden, zum Beispiel: Netzabdeckung von DAB+- auf UKW-Niveau, neue Autos sollen mit Digitalradios ausgerüstet werden, die Positionierung der fünf bayerischen UKW-Sender wird neu überdacht.

Der Tonkünstlerverband Bayern wird zusammen mit dem Bayerischen Musikrat und anderen Verbänden darüber wachen, dass diese Bedingungen bis 2018 erfüllt sind. Er wird Impulse geben, dass klassische Musik, der musikalische Nachwuchs, die zeitgenössische Musik, Jazz und anspruchsvolle Popularmusik auch nach 2018 auf UKW präsent bleiben und dass die Chancen der neuen digitalen Technik für Musik und musikalische Bildung genutzt werden. Bitte unterstützen Sie uns bei diesen Bemühungen, zum Beispiel indem Sie – wenn nicht schon geschehen – die Petition unterschreiben. Das ist noch bis Ende September möglich.

Print-Rubriken
Unterrubrik