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Kolumne

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Wettbewerbe – mit uns selbst
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Allerorten gibt es Wettbewerbe. Sportliche, kulinarische, musikalische, ästhetische und wirtschaftsrelevante. Unsere Wettbewerbe, die musikalischen, unterscheiden sich schon mal nachhaltig von denen des Sports.

Musikalische Leistungen sind nicht messbar in Hundertstel-Sekunden oder in Zentimetern, nicht mit Treffern ins gegnerische Tor. Somit gibt es eigentlich keine Sieger. Und folglich auch keine Verlierer.

Bei Koch- und Schönheitswettbewerben und ebenso bei den Musikwettbewerben – angefangen von „Jugend musiziert“, über Chor-, Instrumental- und Gesangswettbewerbe bis hin zum ARD-Wettbewerb – sitzen Menschen in der Jury, deren Erfahrung und deren Geschmack maßgeblich sind. Da zählen auch Sympathien, gelegentlich auch Netzwerke und eine gewisse Tagesform. Freilich gibt es aber Kriterien, denen alle Jurymitglieder gerecht zu werden versuchen. Das sind zumindest eine perfekte Beherrschung von Instrument oder Stimme sowie eine angemessene Vorbereitung für den Wettbewerb. Eine gewisse künstlerische Ausstrahlung kann auch nicht schaden.

Die konkurrierenden Künstlerkollegen bei Wettbewerben sind keine Gegner. Der Wettbewerb findet nicht gegen andere Kandidaten statt, sondern gegen sich selbst. Gegen die Zweifel an den eigenen Fähigkeiten, gegen die eigenen Ängste und gegen das Lampenfieber, gegen Zittern oder Räuspern, gegen Konzentrationsschwächen und gegen das ungute Gefühl, womöglich die Partnerin oder den Partner, die Eltern, Freunde oder Lehrer zu enttäuschen. Darum sind Musikwettbewerbe eine gute Übung. Sonst nichts. Es gibt Preisträger, von denen man nie mehr etwas hörte, und es gibt Musiker mit großen Karrieren, die niemals an Wettbewerben teilnahmen. Übungen für die eigene Kreativität, Disziplin und Stabilität, für Routine, Gelassenheit und Selbstvertrauen: auf jeden Fall nützlich für kommende Vorspiele oder Vorsingen – heute Auditions genannt. Übung macht den Meister. Auf der Bühne und am Herd.

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