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Kolumne

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Geht nicht …?
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„Stille Nacht, heilige Nacht“ geht nicht. Es gehen auch nicht „Leise rieselt der Schnee“, „O du fröhliche“, „Ihr Kinderlein kommet“, „Lasst uns froh und munter sein“ und fast alle deutschen Weihnachtslieder. Denn wenn die Rede vom Jesulein, vom Christkind, von Gottes Sohn, vom Heiland oder von der Krippe ist, könnten ja Kinder muslimischen Glaubens irritiert sein. Darum werden diese Lieder in zahlreichen Kitas, Kindergärten und Grundschulen nicht mehr gesungen. Für weitere Irritationen könnten auch Krippenspiele führen. Also dann lieber nicht.

Ich befragte dazu meine türkischen Freunde muslimischen Glaubens, die sich besonders für das interkulturelle Musizieren engagieren. Ich erntete großes Kopfschütteln. Wer denn das gefordert habe? Davon wüssten sie nichts. Auch ich kenne niemanden. Ich erhalte aber Zuschriften von Eltern und besorgten Pädagogen/ -innen über diese Beschneidungen jahrhundertealter und generationenverbindender Traditionen.

Dazu lese ich im letzten Rundbrief des Deutschen Kulturrats von Olaf Zimmermann, dem ich sehr zustimme: „Die Verunsicherung im Umgang mit dem Islam führt teilweise aber auch zu einem vorauseilenden Gehorsam, der dazu führt, bestimmte Beiträge oder Bilder nicht zu veröffentlichen, weil sich möglicherweise Muslime verletzt fühlen könnten.“ Möglicherweise. Vielleicht aber auch nicht. Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass das gemeinsame Singen von Kindern jedweder Glaubensrichtung diesen Schäden zufügt. Kinder singen gerne zusammen. Sie singen gerne deutsche Weihnachtslieder, genauso gerne wie französische Kanons, türkische, russische, syrische oder englische Lieder. Es gibt kaum etwas toleranzfördernderes als das gemeinsame Singen.

Lassen wir die Kirche im Dorf! Sonst kommt bald irgendjemand auf die Idee, dass das Erlernen und Praktizieren der deutschen Sprache irritierend sein könnte, dass Mozarts „Zauberflöte“ und „Entführung aus dem Serail“ nicht mehr aufgeführt werden dürfen oder gar Schweinefleisch und Alkoholika aus den Regalen zu verschwinden haben. Solches wäre Wasser auf die Mühlen bereits verunsicherter Bevölkerungsgruppen. Und das haben unsere muslimischen Mitmenschen wahrlich nicht verdient. Bereicherung ist angesagt und nicht Beschneidung. Wir Musiker sollten da vorangehen.

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