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Kolumne

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ECHOs und andere Musikpreise
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Unschlagbar an erster Stelle bei ECHO-Preis-Verleihungen liegen die Deutschen. Helene Fischer und die Berliner Philharmoniker gleichauf mit je 12 ECHOs. Insgesamt gingen schon 1.118 ECHOs nach Deutschland. Freilich werden diese Musikpreise von der Musikindustrie verliehen. Ganz anders sieht es aus bei Musikwettbewerben, wo Künstler/-innen gegeneinander antreten.

Beim diesjährigen ARD-Wettbewerb (international) in den Kategorien Gesang, Posaune und Flöte lässt sich feststellen, dass zum Beispiel in der Kategorie Gesang besonders viele Teilnehmer/-innen aus Südkorea stammen, es sind 33 von 78 Teilnehmenden, das ist ein Prozentsatz von 44 Prozent. Die Deutschen sind mit 16 Prozent vertreten, bei den Posaunen finden wir 22 Prozent Deutsche, immerhin. Bei den Flöten sind es nur noch 4 Prozent.

Bedenklich auch die Anzahl der deutschen Kandidatinnen und Kandidaten beim Gesangswettbewerb „Neue Stimmen“ der Bertelsmann Stiftung: unter Hunderten von Anmeldungen wurden 46 zur Wettbewerbsteilnahme zugelassen. Darunter 2 (!) Deutsche, das sind gerade mal 4 Prozent. Und dies im Lande der weltberühmtesten Komponisten wie Händel, Bach, Mozart oder Beethoven und der weltbesten Orchester wie den Berliner Philharmonikern oder den Rundfunkorchestern der ARD.
Irgendwie peinlich.

Wir haben wunderbare Kinderchöre (Thomaner, Dresdner Kreuzchor, Regensburger Domspatzen, collegium iuvenum Stuttgart, Tölzer Knabenchor, Limburger Domsingknaben und viele andere), wir haben über 100 – teilweise bedrohte – Opernhäuser (Weltrekord!), 24 Musikhochschulen und viele tausend Musiklehrer/-innen. Dazu kommen alle die Spitzenchöre, Gesangs- und Musikvereine und Orchester. Und in den Schulen gibt’s Musikunterricht, so er nicht ausfällt, was allzu oft geschieht.

Ich habe einen Verdacht: keine Zeit mehr für Musik. Ganztagsschule und G8 lassen das nicht mehr zu. Zu sehen zum Beispiel an den schwindenden Teilnehmerzahlen bei „Jugend musiziert“ bei den über 16-Jährigen.
Und zu sehen bei den Studierenden an unseren Musikhochschulen, wo wir einen sehr hohen Anteil von ausländischen Studierenden in den Fächern Gesang (38 Prozent), Dirigieren (50 Prozent) und Instrumentalunterricht (57 Prozent) haben. Da kann man ins Grübeln geraten.

Schauen wir mal, wer die Preisträger/-innen bei diesen Musikwettbewerben sein werden. Möge uns der diesjährige „Sänger des Jahres“ (ECHO Klassik) Jonas Kaufmann Mut machen. Der ist aus Bayern. Wahnsinn!

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