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Kolumne

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Musik baut Brücken
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In den vergangenen Wochen der Flüchtlingskrise herrschten Bilder des Leids und Entsetzens vor. Aber es gab auch einige Funken der Hoffnung. Dazu gehören vor allem die vielen Menschen, die sich ehrenamtlich für die Flüchtlinge einsetzen und ihnen helfen.

Doch es gibt auch Angst vor dem Fremden, Vorurteile, Probleme des gegenseitigen Verstehens. Manchmal werden vor allem die kulturellen Unterschiede betont. Mich haben einige Schicksale zutiefst berührt, die zeigen, dass es Gemeinsamkeiten gibt, vor allem was die Musik betrifft: Zum Beispiel die Odyssee des palästinensisch-syrischen Pianisten Ayham Ahmad, der in den zerbombten Straßen von Damaskus mit seinem Klavierspiel den Menschen Hoffnung und den Mut geben wollte, trotz allem zu bleiben, dessen Klavier aber von den Anhängern des IS angezündet wurde und der als erstes, als er in Wien ankam, ein Klaviergeschäft betrat, um zu spielen. Ein anderes Beispiel: Der Nigerianer Emmason Amaraihi verstärkt mit seiner vollen Bass-Stimme den etwas in die Jahre gekommenen Tegernseer Männerchor, ein erster wichtiger Schritt, um neue menschliche Beziehungen zu knüpfen. Und ein letztes Beispiel: Das jüngst gegründete syrische Exilorchester in Hamburg will den Menschen in Deutschland „ein anderes Bild von Syrien zeigen, jenseits von Krieg und IS. Syrien ist ein Land der Musik und der Kultur“, wie der Initiator, der Kontrabassist Raed Jazbeh, betont. Es wäre gut, wenn es noch viele solche Initiativen geben würde. Musik ist eine universale Sprache und kann deshalb Menschen verschiedenster Herkunft zusammenführen. Dafür setzen seit Jahren Daniel Barenboim mit dem West-Eastern Divan Orchestra, das aus israelischen und arabischen Musikern besteht, oder die Oriental Metal Band Orphaned Land, in der israelische Musiker orientalische Musik spielen, ein Zeichen. Bei der schwierigen Aufgabe, die vielen Menschen, die zu uns kommen, zu integrieren, so dass wir sie und sie uns verstehen lernen, hat die Musik eine wichtige Rolle.

Politik und Gesellschaft sind deshalb gefordert, Mittel zur Verfügung zu stellen, damit sich Musikpädagogen dieser Aufgabe intensiv widmen können, und den Musikpädagogen eröffnet sich ein neues Feld, das sicherlich schwierig, aber bedeutsam ist, damit die häufig traumatisierten Menschen in unsere Gesellschaft hineinfinden.

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