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Kolumne

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Fünftausend Taler
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Liebe Kolleginnen und Kollegen, was singt Baculus da in Lortzings Oper „Der Wildschütz“? „Fünftausend Taler, träum oder wach ich …?“

Es ist ja immer wieder erstaunlich, mit welch exotischen Ideen unsere Bundesregierung uns zu bespaßen versucht: Nun ist es die Abschaffung des Bargeldverkehrs für Summen über 5.000,- Euro. Neulich kaufte ich eine neue Küche. Anzahlung 5.000,- Euro, die habe ich überwiesen. Vertraglich war dann geregelt, dass der Rest des Kaufpreises – weit über weitere 5.000,- Euro – in bar bei der Küchenmontage bezahlt wird. Verstehe ich gut. Womöglich würde die Küche eingebaut, und dann ist mein Konto nicht gedeckt und das Küchenstudio schaut in die Röhre.

Auch habe ich schon einen Gebrauchtwagen verkauft gegen Bargeld. Da kann ich sicher sein, dass der Käufer nicht verschwindet, ohne gezahlt zu haben. Was hat dies mit uns Musikern zu tun? Vor vielen Jahren durfte ich erleben, dass ein italienischer Tenorkollege begann, sich in der Pause abzuschminken, da er wider die Vertragsregelungen seine Gage in der Pause nicht in bar bekam. Die Situation ließ sich in letzter Sekunde noch retten, ich selbst fand das damals ziemlich abstrus und übertrieben. Aber nur so lange, bis ich selbst in solch eine Situation kam: Zwei Vorstellungen von Mozarts „Entführung“ in Spanien, wir Sänger bekommen nach der Vorstellung einen Scheck. Dieser jedoch kommt von meiner Bank zurück mit dem Vermerk „no refund“. Oha! Das Opernhaus hatte unsere Gagen an einen spanischen Agenten gezahlt, der pleite ging. Diese Kröte mussten wir schlucken, da war nichts mehr zu holen. Wie gut konnte in nun meinen italienischen Kollegen verstehen.

Seitdem hatte ich immer wieder mal größere Summen Bargeldes bei mir, auch weil zum Beispiel in Italien die Gagen nach den Vorstellungen bei der Bank abgeholt werden durften. Natürlich hatte und habe ich immer Verträge und Abrechnungen bei mir, die nachweisen, dass ich mein Bargeld nicht durch den Verkauf von Drogen oder durch Bestechungsgelder erworben habe. Der Umgang mit Bargeld höherer Summen bei Musikern ist durchaus üblich und darf und soll so bleiben. Wünschenswert jedoch ist, dass möglichst viele Kolleginnen und Kollegen dickere Umschläge mit nach Hause bringen. Arbeiten wir daran …

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