Verehrte Kolleginnen und Kollegen, so allerlei Äußerungen zur musikalischen Gestaltung des letzten G20-Gipfels in Hamburg gab es ja, unter anderem auch von mir, z.B. in der letzten nmz.
Ich war und bin ein Befürworter einer anspruchsvollen musikalischen Gestaltung solch eines Ereignisses. Leider kam bei den Berichterstattungen wegen der massiven Ausschreitungen in Hamburg das Konzertereignis in der Elbphilharmonie viel zu kurz. TV-Collagen von Straßenschlachten und Plünderungen versus Beethovens 9. Sinfonie mögen ihren Effekt haben, sind aber leider journalistische Fehlgriffe.
Ich konnte zweimal das musikalische Ereignis in der Elbphilharmonie online begutachten. Einerseits fokussierten sich die Kameras auf das Bühnengeschehen mit Dirigent, Chor, Orchester und Solisten, andererseits auf das Publikum. Und ganz besonders natürlich auf die Staatsgäste. Das fand ich dann fast spannender als das Konzert selbst: Brav sitzen sie da alle nebeneinander – ohne Unterschied von Machtpositionen – und schweigen. Für wenige 70 Minuten sind alle gleich. Nix America First, Britain First oder sonst wer First. Manche hören mit Begeisterung zu, andere scheinen zu dösen oder mit den Gedanken irgendwo herumzuschweben. „Die Vögelein schweigen im Saale“. Aber immerhin sind alle durch gemeinsames Musikhören verbunden. Gemeinsames Schweigen und Zuhören bieten ja auch durchaus empathische Optionen, was bei Verhandlungen nützlich sein kann. Freilich weiß man nicht, wie lange so etwas anhält. Und es gab auch Staatslenker, die erst gar nicht kamen. Da kann jeder seine eigenen Schlüsse ziehen…
Am 24. September ist Wahltag. Da wir Musiker und Musikerinnen ja von Natur aus empathische Menschen sind, gehen wir natürlich wählen. Dazu wünsche ich allen ein erfolgreiches Abwägen.