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Kolumne

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„Sie hören das Werk heute in einer Bearbeitung …“
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… so beginnt häufig im Radio die Ansage eines berühmten Meisterwerks, und dann erlebt man als Hörer oft eine – vorsichtig ausgedrückt – akustische Überraschung.

Offen gesagt: Sehr häufig mag ich die Bearbeitungen nicht. In vielen Fällen wirkt das auf mich als Wichtigtuerei des Bearbeiters. Mir fehlt dabei der angemessene Respekt vor dem originalen Meisterwerk, denn ich gehe davon aus, dass der Komponist in einem intensiven schöpferischen Prozess genau jene Form errungen hat, in der er dann sein Werk letztlich auch veröffentlicht hat. So kann ich zum Beispiel eine Bearbeitung der Sommernachts­traum-Musik von Mendelssohn für reine Bläserbesetzung nicht gutheißen, da diesem etwas schwerfälligen, wenig dynamischen Klang genau jene flirrenden reizvollen Farben fehlen, die Mendelssohns Meisterwerk zu einem Inbegriff romantischer Orchestersprache gemacht haben.

Die wild wuchernden Bearbeitungen auf CDs und im Konzertsaal sind ein aktuelles Phänomen. Sobald die Bearbeitung in die Öffentlichkeit geht, wird es meiner Meinung nach problematisch, da bei dieser Gelegenheit immer die Gefahr besteht, das zahlende Publikum mit Etikettenschwindel zum Zuhören zu bringen. Das Argument, dass Mendelssohns „Sommernachts­traum“ in Bläserbesetzung ja auch „ganz lus­tig“ klingt, entschädigt den Hörer nicht dafür, dass dem Werk in solcher reduzierten Fassung wesentliche Eigenschaften des Originals fehlen. Und richtig befremdet höre ich zu, wenn hochberühmte Schubert-Lieder plötzlich von zwei Sängern gesungen werden, wo Schubert mit gutem Grund einen vorgesehen hatte. Wenn seine Vertonung von „Über allen Gipfeln ist Ruh“ im Duett gesungen wird, dann fügt das dem Werk keinen weiteren Aspekt hinzu, im Gegenteil, es verwässert das Bild des völlig alleine sinnenden Menschen, da kann das Duett noch so gut gesungen sein. Leider ließe sich die Liste entstellender Bearbeitungen noch beliebig fortsetzen … Wie denken Sie als Hörer darüber?

Im pädagogischen Bereich haben Bearbeitungen in begrenztem Umfang vielleicht ihre Berechtigung. Dass im anspruchsvollen Musikunterricht zum größten Teil qualitätvolle Originalliteratur verwendet wird, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Wenn solche Auswahl gelegentlich mit Bearbeitungen berühmter „Ohrwürmer“ ergänzt wird, dann ist dagegen wenig einzuwenden. Denn es besteht die Möglichkeit, dass sich der Schüler mit der Freude des Wiedererkennens auch das Original anhören wird und bei diesem Anhören hoffentlich zu dem Schluss kommt: „Oft kopiert, nie erreicht!“

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