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Kommentar

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Was wird deutlich?
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Die Ergebnisse der aktuellen Studie des Musikinformationszentrums (miz) zum Amateurmusizieren in Deutschland liegen nun vor.

Sie sind für die freischaffenden Musikerinnen und Musiker von besonderer Bedeutung, zeigen sie doch, dass diese Gruppe einen bedeutenden Beitrag zur musikalischen Breitenbildung leis­tet – ein Ergebnis, welches das Bild der freischaffenden Musiker*innen in der Öffentlichkeit hoffentlich verändern, aber auch das Selbstverständnis dieses Berufsstandes stärken wird. In vielen Bundesländern planen die Landesregierungen derzeit Kulturgesetzbücher/Kulturfördergestze, die der musikalischen Bildung eine verlässliche und rechtliche Grundlage schaffen sollen. Die Studie macht deutlich, dass auch die freischaffenden Musiklehrer*innen dort berücksichtigt werden müssen.
Viele bislang offene Fragen sind damit endlich beantwortet und vermitteln ein rundes Bild des Status quo der musikalischen Bildung in Deutschland, insbesondere im Hinblick auf die Rolle der verschiedenen Anbieter.
Gleichzeitig ergeben sich aus der Studie unweigerlich neue Fragen, was eine nachhaltige Bildungspolitik leis­ten sollte. Es muss die Aufgabe zukünftiger Bildungsplanung sein, Antworten auf nachfolgende Fragen zu suchen und zu finden.

1. Wieso hat sich der Anteil der musizierenden Kinder in den letzten zehn Jahren trotz des Ausbaus der öffentlichen Musikschulen nicht vergrößert?

2. Ist es mit unserem Anspruch von Bildungsgerechtigkeit zu vereinbaren, dass nach wie vor ein Zweiklassensys­tem für musikalische Bildung besteht? Auf der einen Seite subventionierter Unterricht an öffentlichen Musikschulen, auf der anderen Seite der Privatunterricht ohne öffentliche Förderung.

3. Den Bildungsanteil von freiberuflichen Musikpädagog*innen und freien Musikschulen beziffert die Studie auf 30 Prozent bei Privatlehrkräften und 13 Prozent bei privaten Musikschulen. Der Anteil der Honorarkräfte an Musikschulen beträgt im Schnitt 50 Prozent. Wenn man korrekt rechnet, gehören beide Gruppen eigentlich zusammen. Welcher Anteil ergibt sich dann? Welche Konsequenz ist daraus zu ziehen?

4. Für die allermeisten Kinder findet die erste Begegnung mit Musik in der Familie oder in der Schule statt. Wie zielführend sind dann die vielen kurzlebigen, aber von der Kulturpolitik umso lautstärker angepriesenen Projektangebote? Wäre es nicht an der Zeit, endlich auf nachhaltige Programme umzusteigen und namentlich in den Musikschulen mehr neue Stellen für fest angestellte Musikpädagogen zu schaffen?

5. Wieso wird der sogenannte außerschulische Instrumentalunterricht nicht im Curriculum der Schule integriert, so dass alle Kinder den gleichen Zugang zur Musik bekommen können?

Das sind nur einige der Fragen, die die Studie aufwirft.

Wegen ihrer berufs- und kulturpolitischen Tragweite veröffentlichen wir in dieser Ausgabe an dieser Stelle einen Beitrag mit ersten Informationen über diese Studie.

Sie wird uns sicher für den DTKV eine gute Diskussionsgrundlage bilden und uns auch in den nächsten Ausgaben weiterhin beschäftigen.

 

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