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Kompositorische Verarbeitung von Choralmelodien Luthers

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Kirchenmusikalische Werke von Prof. Christoph Hempel aufgeführt
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Aus Anlass des 500. Jubiläums der Reformation wurden in diesem Jahr zwei größere kirchenmusikalische Werke von Christoph Hempel (Foto) in Hannover aufgeführt, die auf der kompositorischen Verarbeitung von Choralmelodien Martin Luthers beruhen. Und dies in stilistisch sehr unterschiedlicher Weise: Während die Kantate „Allein durch den Glauben“ sich an traditionelle Posaunenchöre richtet, soll die szenische Musik „Lauter Luther“ vor allem Kinder-Singgruppen ansprechen. Prof. Hempel dürfte vielen Musikern von seiner jahrzehntelangen Lehrtätigkeit an der Hannoverschen Musikhochschule her bekannt sein und auch aus seinen zahlreichen Veröffentlichungen. Die Fragen stellte Ulrich Roscher, Mitglied im DTKV Niedersachsen.

neue musikzeitung: Was reizt einen Komponisten zur Verarbeitung originaler Luther-Melodien?

Hempel: Diese Melodien sind in aller ihrer Schlichtheit wahre Kleinode melodischer Gestaltung. Schon die Komponisten dieser Epoche haben sich ihrer für verschiedene Zwecke bedient: So stammen von Hans Leo Hassler ganze Sammlungen, in denen die Liedmelodien sowohl in schlichten vierstimmigen als auch in kunstvollen polyphonen Sätzen verarbeitet werden. Seitdem hat so mancher Komponist bis in die heutige Zeit die ursprüngliche Kraft der Melodien gespürt, sich ihrer für eigene Zwecke bedient und sie dazu in neue stilistische Gewänder gekleidet: Bach, Mendelssohn Bartholdy, Brahms, Reger und zahllose liturgisch orientierte „Neutöner“ des 20. Jahrhunderts, von ungezählten verklungenen Improvisationen genialer Organisten gar nicht zu reden. Von kleinen Intonationen für den liturgischen Gebrauch bis zu monumentalen sinfonischen Kompositionen reicht die Spanne musikalischer Gattungen, und ein Komponist unserer Tage reiht sich ein in eine lange Traditionsallee, gesäumt von großen Namen.

nmz: Luther hat seine Melodien in erster Linie zu dem Zweck komponiert, dass sie in schlichter Weise von der Kirchengemeinde gesungen werden sollen. Wozu dient eine Verarbeitung in aufwändigem instrumentalem Gewande?

Hempel: Ausgangspunkt für den Komposition von „Allein durch den Glauben“ war eine Diskussion über eine qualitative Verbesserung der Musik für die Posaunenchöre der deutschen evangelischen Landeskirchen. Der Auftrag lautete, eine Musik zu Lutherliedern zu schreiben, die die klanglichen Möglichkeiten von Laien-Blechbläserensembles ausnützt, Ensembles stilistisch neue Wege zeigt und zugleich für gute Laienensembles realisierbar ist. Die Besetzung sieht einen zusätzlichen solistischen Orgelpart für einen professionellen Musiker vor, der an den meisten größeren Kirchen vorhanden sein dürfte, sowie zwei Sprecher.

nmz: Luther hat bekanntlich beim Übersetzen der Bibel dem „Volk aufs Maul geschaut“. Ist das eine Richtschnur auch fürs Komponieren?

Hempel: Mit der Arbeit für Laienbläser sind wir ja schon beim „Volk“. Und was die Kinderkantate „Lauter Luther“ angeht: Unbefangen, ja respektlos gingen die Kinder mit der Handlung, den Texten und den Melodien um. Sie wurden am kompositorischen und szenischen Prozess beteiligt, reimten Sprechtexte und erfanden neue Strophen zu den Lutherliedern. So wurde die Komposition zu einem bunten Gemisch aus kirchentonartlicher Kammermusik und poppigen Ohrwürmern, die noch in den Probenpausen von überall her tönten. „Lauter Luther“ beschäftigt neben dem ein- bis zweistimmigen Kinderchor ein kleines Kammerensemble aus Flöte, Klarinette, Violine, Cello, Klavier sowie kleinem Schlagzeug.

Die Noten für beide Luther-Musiken sind beim Komponisten erhältlich (eMail: christoph.hempel [at] hmtm-hannover.de (christoph[dot]hempel[at]hmtm-hannover[dot]de)). Wer sich für die Werke interessiert, kann einige Probeseiten als PDF-Datei erhalten.

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