Traditionell findet bereits seit 1986 einmal im Jahr das Klavierseminar in der Klavierfabrik Grotrian-Steinweg statt. Für Ende 2013 hatte die Vorsitzende des DTKV-Landesverbandes Niedersachsen, Friederike Leithner, die nicht-kommerzielle Initiative „Ganz Ohr! Musik für Kinder“ sowie Herrn Prof. Bernd Götzke von der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH) geladen.
Aus Krankheitsgründen nicht vertreten und stellvertretend für Frau Leitner brachte Julia Habiger-Prause kurz die Gedanken von „Ganz Ohr“ den Teilnehmern nahe und konnte Informationsblätter verteilen. „Musik von Anfang an - gut für Eltern, gut für Kinder“ lautet das Grundsatz dieser Initiative. Unter www.ganzohr.org erhalten Interessierte viele nützliche Informationen.
Prof. Götzke ist ein außerordentlicher Kenner der französischen Musik, vor allem der Musik von Claude Debussy. Mit seiner pädagogischen Erfahrung, seinem umfassenden Hintergrundwissen und der konzentrierten Art zu unterrichten, schuf Prof. Götzke eine sehr inspirierende Atmosphäre für alle.
Zu Beginn spielte der zehnjährige Schüler Mert Yalniz aus Claude Debussys Sammlung „Children’s Corner“ das Stück „The little shepherd“ (Der kleine Schäfer). Debussy widmete diesen Zyklus seiner fast dreijährigen Tochter Emma-Claude, die Chouchou genannt wurde. Prof. Götzke spielte das Stück vor, wie er es von einer Tonaufnahme kannte und arbeitete mit Mert hauptsächlich an Form und Tempo. Lara Brunix spielte die Debussy-Arabesque Nr. 1. Darin arbeitete Bernd Götzke überwiegend am Klang. Er erklärte, mit welchen technischen Mittel die oberen Melodietöne noch besser hervorgehoben werden können. Dabei verwendete er eine für Kinder und Jugendliche sehr eingängige Bildersprache.
Wie sehr Debussy sich an die Tradition der alten französischen Musik orientierte, wurde in der Arbeit an der Sarabande aus dem Heft „Pout le piano“ (gespielt Yushin Choi) und „Prèludes la fille aux cheveux de lin“ (gespielt von Kevin Konstantin Mantu) deutlich. Hier ging es um klare Linien, klare Pedalnutzung und klare Artikulation. Götzke betonte ausdrücklich: „Debussy wollte keinesfalls als Impressionist bezeichnet werden. Jeder Ton im Akkord ist musikalisch bedeutend. Das wird zum Beispiel in der Pedalarbeit zu oft falsch verstanden“.
Im zweiten Teil des Seminars spielten überwiegend Studierende der HMTMH sowie die aus Kanada eingereiste Studentin Aude St. Pierre. Ob bei der Arbeit mit einer Mozart-Sonate, einer Ravel-Sonatine oder Chopins „Fantasie“: bei allem legte Prof. Goetzke besonderen Wert auf die Klarheit des Klangs, auf Struktur und einen Fingersatz, der der Musik schmeichelt und nicht im Wege steht.
Trotz des langen, konzentriertem Zuhörens und Arbeitens an der Musik sind alle inspiriert und angeregt nach Hause gegangen. Der Seminartag war eine ausgesprochen gebende Veranstaltung für alle Teilnehmer.