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Künstlerbesuch aus Augsburg

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Ein Liederabend in der Versicherungskammer Bayern
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Nach dem künstlerischen Austausch zwischen München und Bayreuth vor ein paar Monaten gab es nun auch die Gelegenheit für zwei Tonkünstler aus Augsburg, den Tenor Gerhard Werlitz und die Pianistin Stephanie Knauer, ein „Gastspiel“ in der Konzertreihe „Studio für Neue Musik“ in München zu geben.

Dass Gerhard Werlitz solistisch vor allem in der Alten Musik zu Hause ist, kann man sich bei seiner leichten und beweglichen Stimme gut vorstellen, die zum Beispiel in den „Liedern der Sehnsucht“ von Richard Heller stellenweise gut zur Geltung kam. Allerdings stellte der Sänger sich leider über weite Strecken selbst ein Bein, indem er mehr in den Notenständer sang als ins Publikum. Ein Jammer, denn gerade bei so theatralen Stücken wie Holger A. Jungs „Die lasterhaften Balladen des François Villon“, in denen sich die Musik mal großspurig und frech, mal lyrisch und kantabel und dann wieder zynisch und nonchalant gebärdet, können die Interpreten gestalterisch aus dem Vollen schöpfen. In den Momenten, in denen Werlitz direkt mit dem Publikum kommunizierte, wurde auch klar, dass er genau das tat, aber oftmals konnten gestalterische Nuancen nur erahnt und nicht wirklich gehört werden. Schade für das Publikum und besonders für seine Partnerin am Klavier. Denn Stephanie Knauer musizierte sehr sensibel, konzentriert und souverän, was sie auch solistisch in Richard Hellers „Lied ohne Worte“ für Klavier solo eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte. Die Lieder des Zyklus’ „Going Up“ von Dorothee Eberhardt nach Gedichten von Clive Wright verlangten der Pianistin und besonders dem Sänger einiges an Virtuosität ab. Vor allem im zweiten Lied „Midsummer Common“ pfiff durch das Stück eine Art musikalischer Wind, der die Stimme mit zahlreichen Koloraturen geradezu akrobatisch antrieb – spielend gemeistert von Gerhard Werlitz. Ein Höhepunkt des Abends war die Ballade von Goethes „Erlkönig“ in der Vertonung von Stefan Schulzki. Während das Klavier mit teils gezupften, teils angeschlagenen Klaviersaiten seltsam metallische Klänge und eine gruselig-bedrohliche Grundstimmung erzeugte, stellte der Gesangspart farbig und facettenreich, mehr sprechend als singend, mit verteilten Rollen die unheimliche Geschichte dar: ängstlich und atemlos das sterbende Kind, gehetzt den Vater und wunderbar diabolisch den Erlkönig. Hier zeigte Werlitz, was er kann – bitte in Zukunft mehr davon!

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