Banner Full-Size

Kultur muss überleben

Untertitel
Da bedarf es besonderer Anstrengungen
Autor
Publikationsdatum
Body

Münster. Mit einem umsichtigen Hygiene-Konzept ist es dem DTKV Müns­ter/Münsterland gelungen, das Mitgliederkonzert Anfang November im Strudel der ganzen Konzertabsagen zu retten. Im Saal der Münsteraner Niederlassung des „Pianohaus Micke – Steinway Galerie NRW“ hätte man das Konzert gleich zweimal machen können, so groß war die Resonanz bei den Musikliebhabern.

Für diesen Abend hatten die beteiligten Künstlerinnen und Künstler ein ganz facettenreiches Programm aus Werken für Klavier solo und exquisiten Kammermusikwerken zusammengestellt. Ulrike Hühn ist als versierte Pianistin ja bekannt, zeigte sich bei „Image Nr.1 Lent“  von Claude Debussy von ihrer klangmalerischen Seite. Mit feinster Anschlagskultur wusste sie die in Musik gefassten Lichtreflexionen in ein sehr farbenreiches Gewand zu kleiden. Auf gleich hohem Niveau verwöhnte auch die Pianistin Lisa Smirnova. Mit brillanter Technik und Sinn  für die extremen dynamischen Spannungen wusste sie die „32 Variationen über ein eigenes Thema in c-Moll“ aus der Feder Ludwig van Beet­hovens zu interpretieren. Die hohen spieltechnischen und interpretatorischen Anforderungen des Werkes meisterte sie in ihrer lebendigen und jederzeit stilistisch adäquaten Spielweise. Die „Sonate e-Moll für Klavier und Violoncello op. 38“ von Johannes Brahms zählt zu den wahrlich geheimnisvoll anmutenden Werken für diese Instrumentenkombination. Lutz Wagner und Annette Strootmann wussten die gleichsam mystische Seite des Werkes mit Esprit und Leidenschaft zu interpretieren. In perfektem Dialog erklang dieses lyrisch-poetische Werk, konnte Lutz Wagner die Melodien mit ganz warm timbriertem Celloton über dem Klavierpart erklingen lassen. Die Pianistin Annette Strootmann zeigte sich als adäquate Begleiterin, die mit Akribie und Feinsinn ihren Part spielte. Als Gast erlebte man den in Münster als Mitglied an den Städtischen Bühnen bes­tens bekannten Tenor Thorsten Scharnke, der von Werner Marihart am Steinway-Flügel begleitet wurde. Werner Marihart hatte sich im Rahmen seiner Dissertation mit dem Liedschaffen des Komponisten Joseph Marx beschäftigt.

Aus den 100 veröffentlichten Liedern lagen im Nachlass rund 50 nur als Manuskript vor, die er mit Akribie und Feinsinn transkribiert hatte. Für das Mitgliederkonzert  hatte das Duo eine feine Auswahl zusammengestellt. Auf hohem musikalischen Niveau präsentiert boten sie einen tiefen Einblick in das Schaffen des Komponisten, spürte man dessen Orientierung an Max Reger, Claude Debussy und Alexander Skrjabin und den trotzdem spürbaren eigenen Stil. Eine weitere musikalische Überraschung war sicherlich auch der Beitrag der Querflötistin Lena Nelles und der Pianistin Alina Blas. Sie spielten den Andantino con moto-Satz aus der Sonate in cis-Moll op. 64 von Mel Bonis. Die für die meisten Besucher unbekannte französische Komponistin der Belle Epoque überraschte in dieser klangmalerischen Komposition durch eine harmonische Experimentierfreude, denen das Duo ein klangfarbenreiches Gewand verlieh. Mit Esprit und Leidenschaft musizierten die beiden jungen Künstlerinnen in einem bis ins kleinste Detail stimmigen Dialog, konnten mit ihrem ausdrucksstarken Spiel  jeden Besucher inspirieren. Dieses Konzert hat bestimmt tiefen Eindruck hinterlassen, dem Publikum einen wunderbaren Musikgenuss geschenkt.

 

Autor
Print-Rubriken
Tags