Neben der Hauptstelle im Alten Gymnasium in Neuruppin gibt es inzwischen Zweigstellen in Kyritz, Wittstock und Rheinsberg. Die Bildungsinstitution ist seit 2001 „Anerkannte Musikschule im Land Brandenburg“ und Mitglied im Verband der Musik- und Kunstschulen des Landes. Die Aufgabe, vor allem Kinder an musikalische Bildung heranzuführen, wird durch eine Frühförderung ab dem zweiten Lebensjahr realisiert und regt so Kinder und Jugendliche zum eigenen Musizieren an.
Möglichkeiten zum gemeinsamen Musizieren bieten sich dann auch in der allgemeinbildenden Schule, im häuslichen Umfeld sowie in vielfältigen Anlässen in der Amateurmusik. Adelheid Krause-Pichler sprach mit dem Leiter der Kreismusikschule Harald Bölk über die Geschichte der Institution sowie Ausblicke auf kommende Herausforderungen.
Adelheid Krause-Pichler: Seit wann gibt es eine Musikschullandschaft im Landkreis Ostprignitz-Ruppin?
Harald Bölk: Eine erste Volksmusikschule wurde 1959 mit 80 Schülern und Schülerinnen und drei Lehrkräften gegründet. Der Unterricht fand für die Instrumente Mandoline, Akkordeon, Gitarre und Klavier mit großem Erfolg und steigender Nachfrage statt.
Krause-Pichler: Konnte die Nachfrage nach Musikunterricht erfüllt werden?
Bölk: Ja, bereits 1962 wurde der Kreis Neuruppin Träger der Musikschule mit nun 150 Instrumentalschülern und 10 entsprechend ausgebildeten Lehrkräften. Nun wurde die Ausbildung des Orchesternachwuchses zur Hauptsache und damit auch der Unterricht an Streich- und Blasinstrumenten. Der Erfolg blieb nicht aus: Bereits zwei Jahre später, 1964 wurde die Musikschule mit dem Fontanepreis der Stadt Neuruppin ausgezeichnet.
Krause-Pichler: Blieb die Stadt Neuruppin der einzige Ort für musikalische Instrumentalbildung, und mussten Kinder und Jugendliche deshalb aus anderen Orten zu den Musikstunden nach Neuruppin kommen?
Bölk: Nein, denn wenige Jahre später, 1972, wurden die Außenstellen in Wittstock/Dosse, Kyritz und Pritzwalk eröffnet – Neuruppin wurde zum Musikschulzentrum mit inzwischen über 400 Schülern und nun 20 Instrumentallehrern. Und bald entwickelten sich diese Außenstellen zu eigenständigen Musikschulen in den jeweiligen Landkreisen.
Krause-Pichler: Wurde diese positive Entwicklung nach der Wende weitergeführt oder gab es durch die veränderte politische Situation Probleme oder neue Entwicklungen?
Bölk: Nach 1989 kamen diverse neue Modelle sowie viele Überlegungen auf den Tisch, wie die Musikschullandschaft neu aufgestellt oder weitergeführt werden könnte. Doch der Kreis bekannte sich zu seiner Musikschule, und so erfolgte 1994 die Neugründung der Kreismusikschule Ostprignitz-Ruppin mit den Zweigstellen in Wittstock/Dosse, Kyritz und Rheinsberg. Sicherlich gab es zu Beginn einige Einschränkungen durch die Umstellung im Unterrichtsangebot, aber zugleich wurden neue Angebote wie der Musikgarten, die musikalische Früherziehung oder das Instrumentenkarussell fest im Musikschulprogramm verankert. Außerdem wurde mehr Gewicht auf Gruppenunterricht gelegt, wodurch die Ensemblearbeit gestärkt wurde und wird.
Krause-Pichler: Konnte sich diese Umstellung bewähren und auch von außen positiv wahrgenommen werden?
Bölk: Ja, unbedingt, denn durch die bundesweit stattfindenden Wettbewerbe wie „Jugend musiziert“, „Deutscher Orchesterwettbewerb“ und „Jugend jazzt“, um nur die wichtigsten zu nennen, wurden Schüler und Lehrer enorm angespornt. Es sind ambitionierte Ziele, aber Regional- und Landespreisträgerkonzerte sind auch zugleich Podien, um zu zeigen, welch gute oder auch herausragenden musikalischen Leistungen möglich sind – sie offenbaren den hohen Qualitätsstandard der Kreismusikschule OPR. Dies wurde und wird auch immer wieder deutlich positiv von der Öffentlichkeit wahrgenommen.
Krause-Pichler: Gibt es für weitere und eventuell größere Projekte Kooperationspartner im Land?
Bölk: Seit Jahren gibt es eine erfolgreiche, feste Zusammenarbeit mit der Evangelischen Schule Neuruppin. Gemeinsam werden mit den Jugendlichen jährlich Musikprojekte entwickelt und mit großem Erfolg aufgeführt – beispielsweise in diesem Jahr 2023 das Musical „Eine zauberhafte Familie“. Zudem erarbeiten wir regelmäßig Aufführungen für Kitas und Schulen, bei denen nahezu 100 Musikschüler beteiligt sind, die bei sechs Veranstaltungen rund 2.500 Zuschauer begeistern.
Krause-Pichler: Das klingt fabelhaft …, wenn ich jedoch in Ihren Jahreskalender schaue, entdecke ich noch weitere spektakuläre Auftritte.
Bölk: Das ist richtig – verschiedenste Ensembles wie Streichorchester, Blasorchester, Bigband, Chor, aber auch mehrere Kammermusikformationen geben regelmäßig Konzerte in der Region und darüber hinaus. Und mit dem Projekt „Klasse Musik Brandenburg“ unterstützt die Kreismusikschule den Aufbau von Bläser- und Percussionsklassen in Neuruppin, Neustadt (Dosse) und Wittstock (Dosse).
Krause-Pichler: Gibt es aufgrund des guten Rufs Ihrer pädagogischen, musikvermittelnden Arbeit an den Musikschulen auch weitere professionelle Partner?
Bölk: Es gibt eine gute Zusammenarbeit mit der „Lautten Compagney Berlin“ unter der Leitung von Wolfgang Katschner. Gefördert wird dabei die Alte Musik beim Aequinox-Festival in Neuruppin, an dem etliche Musikschüler an mehreren Aufführungen teilnahmen. Bei der brandenburgweiten Konzertinitiative „Musikschulen öffnen Kirchen“ ist unsere Musikschule jedes Jahr bei mindestens sechs Konzerten dabei. Und eine Partnerschaft zum Lina-Hilger-Gymnasium Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz führte 2011 die Bigbands der beiden Musikschulen zu gemeinsamen Konzerten zusammen. Im März diesen Jahres gab unser Blasorchester gemeinsam mit dem Stabsmusikkorps der Bundeswehr ein gemeinsames Benefiz-Konzert in Neuruppin.
nmz: Das klingt nach gutem Niveau, erfolgreicher Kommunikation und hochbegabten Schülern …
Bölk: Allerdings – jährlich darf ein junger talentierter Schüler bzw. eine junge talentierte Schülerin der Kreismusikschule mit dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt (Oder) unter der Leitung von Takao Ukigaya das Sinfoniekonzert in Neuruppin eröffnen.
Krause-Pichler: Was sind die nächstliegenden Ziele?
Bölk: Wir, die Kreismusikschule, bereiten uns aktuell intensiv auf das Musikschulfestival Sound City vor, das vom 14. bis 16. Juli 2023 in Schwedt stattfindet.
Krause-Pichler: Dann wünsche ich viel Erfolg und weiter eine so vielfältige Arbeit! Danke für das Gespräch.