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In einem Schulraum mit gelben Wänden probt eine Band aus hauptsächlich kleinen und jungen Leuten.

The Band. Fotos: rund-UM-photo Angermünde

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Landesmusikort des Jahres

Untertitel
20 Jahre Uckermärkische Musik- und Kunstschule „Friedrich Wilhelm von Redern“
Vorspann / Teaser

Eine Neugründung in Zeiten bedrohter kultureller Substanz, konnte das gut gehen? Mut, Überzeugung, Kompetenz und Selbstbewusstsein ließen für ein Scheitern keinen Platz. Das Engagement und die Tatkraft von Dorothea Janowski und ihrem Team waren ansteckend. Der Landesverband der Musikschulen war schnell mit im Boot. Die Landesregierung verlieh das Prädikat „Staatlich anerkannte Musikschule“. Die Schülerzahl wuchs ständig bis auf 500. Da konnten auch der Landkreis und die Stadt nicht länger im Bremserhäuschen sitzen bleiben. 

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Projektzuschüsse, Räume in der Puschkin-Schule und schließlich die institutionelle Förderung sicherten den Fortgang einer beeindruckenden Erfolgsgeschichte. Die Mitgliedschaft im Bundesverband der Musikschulen 2013 stellte den verdienten Schlusspunkt der Aufbauphase und die beginnende Konsolidierung dar. Inzwischen ist die Musik- und Kunstschule ein anerkannter Player – und das im wahrsten Sinne des Wortes – im kulturellen Leben von Stadt und Region. Und bei den schwierigen regionalen Bedingungen wie Strukturschwäche, hoher Arbeitslosigkeit, demographischem Wandel, ist ein starker und sehr flexibel agierender Kulturpartner ein Leuchtturm nicht nur für die Kultur in der Region. Den vorläufigen Abschluss und Höhepunkt dieser Entwicklung stellt die kürzlich erfolgte erstmalige Auszeichnung der Stadt Angermünde als „Landmusikort des Jahres“ mit dem Hauptpreis des Bundes als eine von elf Kommunen in Deutschland dar – was ohne die UMKS gar nicht denkbar wäre.“ So stand es im Grußwort des Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Musik- und Kunstschulen Brandenburg, Herr Dr. h.c. Hinrich Enderlein.

Das zentrale Credo der Direktorin Dorothea Janowski lautet: „Ich bin davon überzeugt, dass das gemeinsame Musizieren für den Menschen unglaublich heilsam ist und mehr verbindet als das gesprochene Wort. Deshalb ist die Musik in unserer zerrissenen und hektischen Welt so unverzichtbar. Das möchte ich gern an die Musikschüler weitergeben.“ Da ich beinahe ein Jahrzehnt an dieser Musikschule gearbeitet habe, kann ich dies aus eigener Erfahrung bestätigen. In diesem harmonischen, aber trotzdem leistungsorientiertem Team war es schön zu unterrichten und gemeinsam zu musizieren. Nie war ich erfolgreicher bei „Jugend musiziert“ als in diesen 10 Angermünder Jahren. Frau Janowski war und ist die Zusammenarbeit mit ihren Kollegen sehr wichtig. Sie schätzt Teamgeist, Kommunikation und Eigenverantwortung. Auch das, nämlich die Eigenverantwortung, habe ich erleben dürfen. Denn für große Vorhaben wie Jugend musiziert ist Bürokratie und Kontrolle eher störend. So wurden viele gute Ideen auch tatsächlich Wirklichkeit. Denn „eine Idee kann Wirklichkeit werden, wenn sie Substanz hat. Eine Musikschule braucht – ebenso wie jede künstlerische Aktion – Visionen!“ (Dorothea Janowski). Und von diesen Visionen, Träumen und Wünschen wurden viele zur musikalischen Realität und belebten die ganze Region der schönen Uckermark. Selten habe ich mich mehr gefreut als an dem Tag, als Angermünde Landmusikort wurde. 

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Eine blonde Frau mittleren Alters hält ein Mikrofon an den Mund und ein Geschenk in der anderne Hand.

Dorothea Janowski. Foto: DTKV Brandenburg

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Das Förderprogramm „Landmusik“ des Deutschen Musikrates ehrt damit besondere Orte. Schon heute werden viele kreative Ideen im ländlichen Raum umgesetzt, die jedoch häufig wenig Resonanz erfahren. Der Deutsche Musikrat, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und der Bundesmusikverband Chor & Orchester (BMCO) möchten daher herausragende musikalische Projekte im ländlichen Raum fördern und bekannt machen, damit sie Impulse für andere Orte geben können. Die größeren Abstände der Menschen zueinander erzeugen oft ein größeres Engagement: Die ehrenamtlichen und nachbarschaftlichen Initiativen haben auf dem Land größeres Gewicht als in der Stadt, wo die professionellen Akteure überwiegen. Hier liegt ein Schwerpunkt des Landmusik-Programms.

Die Uckermärkische Musik- und Kunstschule befindet sich in Trägerschaft des Musikfreunde Angermünde e.V. Der Verein wurde 2003 als Förderverein der Kreismusikschule Uckermark (Nebenstelle Angermünde) gegründet. Als im Jahr 2004 durch massive Kürzungen der öffentlichen Zuschüsse eine deutliche Verschlechterung der pädagogischen Arbeit drohte, gründete der Verein kurzentschlossen die UMKS und übernahm die Trägerschaft. Neben Eltern, Lehrern und Schülern der Musikschule sind auch zahlreiche musikinteressierte Uckermärker Mitglied. Der Verein fördert die musikalische Ausbildung von Kindern und Jugendlichen, besonders von begabten Schülern. Kinderreiche und einkommensschwache Familien werden durch Stipendien gefördert.

In einem feierlichen Akt im Juli 2007 verlieh die damalige Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Frau Dr. Johanna Wanka, der Schule den Namen „Friedrich Wilhelm von Redern“. Seit 2006 trägt die UMKS den Titel „Staatlich anerkannte Musikschule des Landes Brandenburg“. Sie arbeitet nach den Kriterien des Brandenburgischen Landesmusikschulgesetzes und wird entsprechend vom Land gefördert. Die institutionelle Förderung erfolgt durch den Landkreis Uckermark und die Stadt Angermünde. Zudem wird die UMKS durch private Sponsoren unterstützt. 
Das Angebot beinhaltet musikalisch-künstlerischen Unterricht für alle Altersstufen. Neben dem traditionellen Instrumental- und Gesangsunterricht gibt es etliche Ensembles und Gruppenangebote, wobei die UMKS auf Grund ihrer Struktur flexibel auf Nachfragen reagieren kann. Schwerpunkte sind außerdem die Kooperation mit der Puschkin-Schule (Singklassen) und den Kitas (Musikalische Früherziehung), mit dem Lebenshilfe e.V. sowie verschiedene Musik- und Tanzprojekte. Regelmäßig werden mit den internatio­nalen Partnern Fahrten ins Ausland organisiert, so zum Beispiel 2013 und 2018 nach Paris sowie 2015 zu der Jugendbegegnungsstätte Krei­sau/Polen. Das alljährliche deutsch-polnische Probenlager in Kulice/Polen, gemeinsam mit unserer Partnermusikschule Stettin, ist bei den Schülern sehr beliebt. 

Auch die alljährlich wiederkehrenden Projekte, die Teilnahme an der Konzertreihe Musikschulen öffnen Kirchen (MöK) seit 2006, die Chorproben-Wochenenden im Feriendorf Groß Väter seit 2009, das Tanzprojekt One Billion Rising jeweils am 14. Februar, die Tanzcamps mit einer Förderung des Bundesprogrammes „Kultur macht stark“ sowie und vor allem das deutsch-polnische Musikprojekt in Kulice/Polen und Angermünde seit 2018 tragen allesamt dazu bei, mit Musik über die Kreis- und Landesgrenze hinaus das kulturelle öffentliche Leben der Region zu bereichern. Die intensive, langjährige gemeinsame Arbeit führten zum Bundespreis in Koblenz für das Chorprojekt „Jauchzet, frohlocket“ und gipfelten 2024 im Bundespreis für die Stadt Angermünde als Landmusikort.

Nun möge ein Tusch in D-Dur in den Ohren der versammelten Leserschaft ertönen und ein zweiter auf Dorothea Janowski, dem guten Geist und Motor von det Janze. Und die Laudation sei gekrönt von zwei abgewandelten Lieblingszitaten des Autors von Brecht: „Drum sei die Chefin auch bedankt, denn sie hat uns was abverlangt.“ Und: „Sie ehrten sich, indem sie sich nützten und sie nützten sich, indem sie sich ehrten.“ Und nun hoch die Tassen!

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