Auch dieses Jahr trafen sich wieder zahlreiche Fans, um sich im Kurhaus die vom Musikforum Freyung veranstaltete, traditionelle Sommerproduktion der „Freyunger Opernwerk- statt“ – von der gebürtigen Freyunger Mezzosopranistin Barbara Hesse-Bachmaier initiiert und heuer bereits im elften Jahrgang – zu Gemüte zu führen.
Der Saal war so gut wie voll an diesem verhangenen und latent regnerischen Sonntagnachmittag: Das perfekte Wetter für Nilufar K. Münzings Opernpasticcio „Inspector Carnegie und die Meisterdiebe“, das die begeisterten Zuschauer mitnahm auf eine unterhaltsame Reise nach England, zum Landsitz des reichen Malers Steven. In einer nebelverhangenen Nacht ereignen sich dort, auf gut britische Art, äußerst mysteriöse Dinge. Sie werden – ebenfalls in klassisch englischer Tradition – von Inspector Carnegie durchleuchtet, einer amüsanten Mischung aus Sherlock Holmes, Inspector Barnaby und einer liebevoll beigemischten, klitzekleinen Prise Inspector Gadget.
Im Wesentlichen geht es um einen versuchten Kunstraub, der für (fast) alle Beteiligten höchst überraschende und erstaunliche Folgen, vor allem für ihr weiteres Privatleben hat. Es ist unklar, ob es, sowohl in der Realität als auch in der gesamten Opern- und Theaterliteratur, je einen Kunstraub gegeben hat, der so viele Liebespaare (wieder) zusammengeführt hat…
Mit viel Einfallsreichtum und feinem Sinn für Humor und Ironie hat Nilufar K. Münzing die einzelnen Charaktere gezeichnet, eine unterhaltsame Handlung erdacht und etliche Arien und Duette mit witzigen neuen Texten unterlegt, welche die unterschiedlichen Situationen und Momente der Geschichte pointiert einzufangen vermochten. Eine grossartige Arbeit, der man gar nicht genug Respekt zollen kann – diesem Stück möchte man gerne wieder begegnen.
Musikalisch präsentierte sich die Produktion als ein riesiges, wundervolles Bouquet mit Musiknummern von Pergolesi und Alessandro Scarlatti über Mozart und Richard Wagner bis hin zu Leonard Bernstein.
Die musikalische Leitung befand sich in den bewährten Händen von Tomáš Krejci. Er trug die Sänger behutsam und umsichtig durch die Aufführung. Ebenfalls hochprofessionelles vernahm man vom „Orchester“ am Klavier, der Pianistin Helena Fialová. Schon nur die schiere Menge an Musik, die sie in den zwei Stunden (alleine!) zu spielen hatte, war beeindruckend. Sie begleitete die unterschiedlichen Stücke nuanciert, mit virtuosem stilistischem Gespür und war den Sängern eine allzeit bereite Stütze. Sie bildete gemeinsam mit dem Dirigenten ein Team, das in Erinnerung bleibt. An dieser Stelle sei der Zusammenarbeit der Künstler aus dem benachbarten Böhmen mit dem Musikforum Freyung ein Kränzchen gewunden – hier findet miteinander gelebte Kultur im Herzen Europas statt.