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Lyrisches aus Bayern

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Ein Liederabend im Einstein
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Den Rahmen für das Konzert bildeten zwei Lieder des Komponisten Taras Yachshenko, „Preludio-Vocalise“ und „Wiegenlied for Victoria Loukianetz“, beide aus dem Zyklus „Lyrical Intermezzi“, die gleichzeitig den atmosphärischen Rahmen des Konzerts steckten.

Vor allem lyrische Stücke mit erzählerisch- theatralen Anklängen standen auf dem Programm des Liederabends von Susanna Proskura, Sopran, und Taras Yachshenko am Klavier. Interessanterweise ließen sich die meisten Komponisten dabei von älteren, poetischen Texten inspirieren. Aus dem Zyklus von Liebesgedichten „Canto nuovo“ des symbolistischen Dichters Gabriele D’Annunzio stammten drei Lieder von Fritz Froschhammer: „Van li effluvi de le rose“, „Si frangono l’acque“ und „Canta la gioia!“ Ganz offenbar liebestrunken schwelgen Dichter und Komponist in den Düften der Rosen, den sich brechenden Wassern und der singenden Freude, wobei Froschhammer den Bereich des Lyrischen nie verlässt, was ein bisschen schade ist, denn so bleibt die Liebe eine rein elegische Angelegenheit – wenn auch schön und stimmungsvoll gesungen. Ähnlich stimmungsvoll zwei Lieder von Dimitrij Romanov, denen Gedichte von Heinrich Heine zugrunde lagen, und von Roland Leistner-Mayer „Morgens“, „Herbstlich“ und „Abendmusik“ aus „Beziehungen“.

Humorvoll bis grotesk waren dagegen die Lieder von Moritz Eggert und Samuel Penderbayne. Eggert nimmt in seinen drei Stücken aus „Neue Dichter Lieben“ die eher skurrilen Aspekte von Liebesbeziehungen unter die Lupe: Die „Liebeserklärung“ mit dem in rhythmisch abgehackter Sprache vorgebrachtem Text „überleg’s dir gut, ob du mich haben willst an deinem Hals“ ist eine eindeutig hysterische Aufforderung, die Beziehung zu hinterfragen; „Wer mit wem“ zieht zur Partnersuche abstruse Horoskope zurate und in „Don Juan kommt am Vormittag“ jagt ein Mozart-Zitat das andere. Penderbaynes „Kleine Aster“ nach einem Gedicht von Gottfried Benn beschreibt – entgegen dem harmlosen Titel – anschaulich und durchaus ein wenig gruselig das Sezieren eines toten Körpers. Es sind diese Stücke mit etwas dramatischeren Anklängen in Richtung Chanson, in denen ebenso dargestellt wie gesungen werden muss, die der Sängerin besonders gut liegen. Das konnte sie erneut unter Beweis stellen bei den Liedern „Die Tüte“, „Verfrüht“ und „Motto“ von Enjott Schneider mit Texten von Wilhelm Busch. Mit Witz und Schwung erzählte Proskura die kleinen, skurrilen Geschichten, die Busch in jedes seiner Gedichte packt – mal leichtfüßig, mal dramatisch begleitet von Taras Yachshenko.

Als eine Art Zwischengenre könnte man wohl die Songs „Someone I used to know“ und „Alright“ von Ted Ganger bezeichnen: Sie changieren zwischen Lied und Opernarie mit einem Schuss Musical und verkörpern damit das schöne Prinzip der amerikanischen Musik, die Grenzen zwischen den Genres nicht so klar und streng zu ziehen. Mit schwelgenden Klängen, Dramatik und einer ordentlichen, aber nicht störenden Portion Kitsch runden diese beiden Stücke ein gelungenes, abwechslungsreiches Konzert ab.

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