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Wenn sich vom 9. bis 11. November die D-A-CH-Tagung des DTKV mit der Frage „Der Freiberufliche Musikpädagoge – ein Beruf mit Zukunft“ befasst, geschieht dies vor dem Hintergrund zumeist desolater Bedingungen in unserer Gegenwart vor allem für freiberuflich arbeitende Musikpädagogen in den neuen Bundesländern. Einkommen und soziale Absicherung sind völlig unzureichend. Dennoch gibt es zahlreiche hervorragend ausgebildete und engagierte Musikpädagogen, die sich mit viel Idealismus ihrem Beruf widmen. Da sie häufig kein Geld für Alters- oder Berufsunfähigkeitsvorsorge übrig haben, riskieren sie den Absturz in die Armut.
Hohe Qualität und kulturelles Engagement
Die freiberuflichen Musikpädagogen sind vielseitig und engagieren sich im kulturellen Leben ihrer Stadt. So leitet Ljudmila Büchner in Görlitz seit zehn Jahren die private Musikschule „Musica Via Regia“. Damit erfüllte sich die aus der Ukraine stammende Pianistin, die mit ihrem Klaviertrio international erfolgreich war, „einen Traum“: Musikausbildung unter besten Bedingungen mit hervorragenden Instrumenten auf internationalem Niveau.
Ihre Schüler erzielen beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ oftmals Bundespreise; sie bereitet Nachwuchsbegabungen auf Aufnahmeprüfungen vor und ist zudem kulturell aktiv: Im Dreiländereck entwickelte sie eine enge Zusammenarbeit mit polnischen und tschechischen Schulen und organisiert seit 2003 alljährlich ein Dreiländerkonzert am Buß- und Bettag, aus dem sich nun ein im Theater Görlitz stattfindendes Konzert mit Jugendlichen aus allen Ländern der von Spanien über Frankreich, Deutschland, Tschechien, Polen bis in die Ukraine reichenden „Via regia“ entwickelte.
Doch in finanzieller Hinsicht hat es ihre Schule schwer: „Hier spielt eine Rolle, dass die Region mit einer der höchsten Arbeitslosenquoten in Deutschland belastet ist. Dies wirkt sich vor allem auch auf die Gebührengestaltung aus.“ Private Musikpädagogen können zumeist keine höheren Gebühren verlangen als die kommunalen Musikschulen, die durch öffentliche Mittel subventioniert werden. In diesem Umfeld eine finanzielle Basis zu erreichen, ist schwierig.
Ihre Schüler erzielen beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ oftmals Bundespreise; sie bereitet Nachwuchsbegabungen auf Aufnahmeprüfungen vor und ist zudem kulturell aktiv: Im Dreiländereck entwickelte sie eine enge Zusammenarbeit mit polnischen und tschechischen Schulen und organisiert seit 2003 alljährlich ein Dreiländerkonzert am Buß- und Bettag, aus dem sich nun ein im Theater Görlitz stattfindendes Konzert mit Jugendlichen aus allen Ländern der von Spanien über Frankreich, Deutschland, Tschechien, Polen bis in die Ukraine reichenden „Via regia“ entwickelte.
Doch in finanzieller Hinsicht hat es ihre Schule schwer: „Hier spielt eine Rolle, dass die Region mit einer der höchsten Arbeitslosenquoten in Deutschland belastet ist. Dies wirkt sich vor allem auch auf die Gebührengestaltung aus.“ Private Musikpädagogen können zumeist keine höheren Gebühren verlangen als die kommunalen Musikschulen, die durch öffentliche Mittel subventioniert werden. In diesem Umfeld eine finanzielle Basis zu erreichen, ist schwierig.
Unterbezahlt: Honorarlehrer an kommunalen Musikschulen
Musik als Kunst ist für viele freiberuflich arbeitende Pädagogen der Himmel, doch von ihr existieren zu müssen, ein Himmelfahrtskommando. Allerdings gilt dies nicht nur für frei unterrichtende Pädagogen, sondern auch für nicht fest angestellte Honorarlehrkräfte an Musikschulen und Musikhochschulen. Ein besonders krasser Fall ist die Städtische Musikschule in Chemnitz. Dort wurden 30 von 38 fest angestellten Lehrer entlassen. 80 Honorarlehrer unterrichten dort nun circa 2.200 Schüler. Der Stundenlohn beträgt 19,50 Euro. Ferien, ausgefallene Stunden, etwa wegen Krankheit des Schülers oder wegen eines Feiertages, werden nicht bezahlt. Die Lehrer müssen von ihrem Stundenlohn Steuern und Versicherungen berappen. Um von diesem Einkommen leben oder gar eine Familie ernähren zu können, müsste sich ein Pädagoge bis zum Rand der Erschöpfung abrackern.
Dass die meisten Honorarlehrer nur durch die Künstlersozialkasse abgesichert sind, aber keine Alterssicherung betreiben können, liegt auf der Hand. Werden sie durch Krankheit berufsunfähig, droht ihnen Armut, wie der Dresdner Musikpädagogin Maja Sequeira, die als Dirigentin der Singakademie Chemnitz und des Kinderchores der Städtischen Musikschule allseits geachtet war. An Krebs erkrankt konnte sie ihren Beruf nicht mehr ausüben. Wenige Wochen vor ihrem Tod warb die Leiterin der Musikschule Nancy Gibson um Spenden für sie und ihre zwei Kinder.
Die Pädagogen, die hier unterrichten, sind hervorragende Musiker wie zum Beispiel Friederike Schmidt. Sie studierte an der Musikhochschule in Dresden Flöte, hat Diplomabschlüsse als Orchestermusikerin und Musikpädagogin und absolvierte die Meis-
terklasse mit Konzertexamen an der Hochschule der Freien Künste in Berlin.
Als Musikerin ist sie profiliert: Als Traversflötistin trat sie mit dem Chemnitzer Barockorchester in der Dresdner Frauenkirche, beim Deutschen Mozartfest und bei der Schuber-
tiade in Schwarzenberg auf und sie ist Mitglied des Ensembles „Sestetto di Dresda“ mit Musikern der Staatskapelle Dresden. An der Musikschule in Chemnitz leitet sie die Studienvorbereitende Abteilung. Zu ihren Schülern zählen viele „Jugend musiziert“-Preisträger.
Dass die meisten Honorarlehrer nur durch die Künstlersozialkasse abgesichert sind, aber keine Alterssicherung betreiben können, liegt auf der Hand. Werden sie durch Krankheit berufsunfähig, droht ihnen Armut, wie der Dresdner Musikpädagogin Maja Sequeira, die als Dirigentin der Singakademie Chemnitz und des Kinderchores der Städtischen Musikschule allseits geachtet war. An Krebs erkrankt konnte sie ihren Beruf nicht mehr ausüben. Wenige Wochen vor ihrem Tod warb die Leiterin der Musikschule Nancy Gibson um Spenden für sie und ihre zwei Kinder.
Die Pädagogen, die hier unterrichten, sind hervorragende Musiker wie zum Beispiel Friederike Schmidt. Sie studierte an der Musikhochschule in Dresden Flöte, hat Diplomabschlüsse als Orchestermusikerin und Musikpädagogin und absolvierte die Meis-
terklasse mit Konzertexamen an der Hochschule der Freien Künste in Berlin.
Als Musikerin ist sie profiliert: Als Traversflötistin trat sie mit dem Chemnitzer Barockorchester in der Dresdner Frauenkirche, beim Deutschen Mozartfest und bei der Schuber-
tiade in Schwarzenberg auf und sie ist Mitglied des Ensembles „Sestetto di Dresda“ mit Musikern der Staatskapelle Dresden. An der Musikschule in Chemnitz leitet sie die Studienvorbereitende Abteilung. Zu ihren Schülern zählen viele „Jugend musiziert“-Preisträger.
Existenzangst: Lehrbeauftragte an Musikhochschulen
Honorarlehrkräfte an Musikhochschulen, also Lehrbeauftragte, verdienen meistens noch weniger als Lehrer an Musikschulen. Ihr Stundensatz ist oft geringer, außerdem besteht eine Stundenbegrenzung auf 8,75 bis 10,75 Stunden.
Die Sängerin Constanze Hirsch hat immerhin das Glück, dass sie an zwei Musikhochschulen, in Dresden und in Leipzig, unterrichten kann. „Bei mir lag die Zahl der Studenten in guten Jahren bei 21 an beiden Musikhochschulen, in schlechten Jahren nur bei 11: also jedes Jahr aufs Neue Überlebensangst im wahrsten Sinn des Wortes.“ Die durchschnittlichen monatlichen Einnahmen übersteigen selten 1.000 Euro. Da verwundert es nicht, dass zusätzliche Versicherungen nicht bezahlt werden können. Immerhin leistet sich Constanze Hirsch eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit Lebensversicherung.
Der Unterricht ist für Constanze Hirsch das eine berufliche Standbein, das andere eine erfolgreiche Gesangskarriere. Die vielseitige Künstlerin tritt als Solistin in Oratorien, bei Operettenabenden, im Musikkabarett auf und unternahm als Altistin mit der Gächinger Kantorei unter Helmuth Rilling Konzertreisen in die ganze Welt. Doch die Karriere als freiberufliche Solistin ist unsicher. Deshalb ist ihr Ziel eine Festanstellung: „Wäre dem so, würde ich mich als Künstlerin wahrscheinlich besser und freier entfalten können, da nicht die ständige Angst ums Überleben im Vordergrund stehen würde.“
Die Flötistin Friederike Schmidt hat es dagegen „lieben gelernt, frei schaffend zu sein. Aber dafür muss man der Typ sein und optimistisch denken können, also dass man sagt, es kommt immer etwas Neues, es geht weiter. Aber ich brauche wenigstens die Sicherheit, dass ich während des Schuljahres meine Honorarstunden bezahlt bekomme, und ich glaube, das geht jedem so.“
Die Sängerin Constanze Hirsch hat immerhin das Glück, dass sie an zwei Musikhochschulen, in Dresden und in Leipzig, unterrichten kann. „Bei mir lag die Zahl der Studenten in guten Jahren bei 21 an beiden Musikhochschulen, in schlechten Jahren nur bei 11: also jedes Jahr aufs Neue Überlebensangst im wahrsten Sinn des Wortes.“ Die durchschnittlichen monatlichen Einnahmen übersteigen selten 1.000 Euro. Da verwundert es nicht, dass zusätzliche Versicherungen nicht bezahlt werden können. Immerhin leistet sich Constanze Hirsch eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit Lebensversicherung.
Der Unterricht ist für Constanze Hirsch das eine berufliche Standbein, das andere eine erfolgreiche Gesangskarriere. Die vielseitige Künstlerin tritt als Solistin in Oratorien, bei Operettenabenden, im Musikkabarett auf und unternahm als Altistin mit der Gächinger Kantorei unter Helmuth Rilling Konzertreisen in die ganze Welt. Doch die Karriere als freiberufliche Solistin ist unsicher. Deshalb ist ihr Ziel eine Festanstellung: „Wäre dem so, würde ich mich als Künstlerin wahrscheinlich besser und freier entfalten können, da nicht die ständige Angst ums Überleben im Vordergrund stehen würde.“
Die Flötistin Friederike Schmidt hat es dagegen „lieben gelernt, frei schaffend zu sein. Aber dafür muss man der Typ sein und optimistisch denken können, also dass man sagt, es kommt immer etwas Neues, es geht weiter. Aber ich brauche wenigstens die Sicherheit, dass ich während des Schuljahres meine Honorarstunden bezahlt bekomme, und ich glaube, das geht jedem so.“
Diskrepanz zwischen Qualität, Leistung und Wertschätzung in Politik und Gesellschaft
Alle drei Musikerinnen, die hier porträtiert wurden, sind von ihrem Beruf erfüllt. Sie erteilen Unterricht auf hohem Niveau und haben entsprechend große Erfolge. Doch ihr Einkommen steht hierzu in einem eklatanten Gegensatz. Ihre Ausbildung ist aufwändiger und teurer gewesen als die der meisten akademischen Berufe, ihr Verdienst dagegen liegt weit darunter. Die Bedeutung von Musikerziehung über das Künstlerische hinaus für Intelligenz, emotionale und motorische Entwicklung und vieles mehr ist unbestritten. Doch die Wertschätzung musikpädagogischer Arbeit scheint in unserer derzeitigen Gesellschaft so schlecht zu sein wie zu Anfang des 20. Jahrhunderts, weshalb Friederike Schmidt sogar musikalisch hoch begabten Jugendlichen rät: „Macht aus der Musik ein schönes Hobby und sucht euch einen richtigen Beruf.“