„Kerngeschäft“ M.I.N.T-Fächer versus „Erholungsfach“ Musik Hier treffen sich Lehrer, die sich, um sich selbst zu legitimieren, an den von außen an sie herangetragenen Begründungszusammenhängen orientieren, mit den Eltern, die, was politisch gewollt ist, Schule als Dienstleister sehen, in die man Kinder abschiebt, sie nach einigen Jahren gut erzogen und ausgebildet wieder abholt, und die dann fit für den Arbeitsmarkt sind. In dieser Elternwahrnehmung spielt Musik eine untergeordnete Rolle, eben als „Erholungsfach“ von den „harten Hauptfächern“.
„Kerngeschäft“ M.I.N.T-Fächer versus „Erholungsfach“ Musik
Hier treffen sich Lehrer, die sich, um sich selbst zu legitimieren, an den von außen an sie herangetragenen Begründungszusammenhängen orientieren, mit den Eltern, die, was politisch gewollt ist, Schule als Dienstleister sehen, in die man Kinder abschiebt, sie nach einigen Jahren gut erzogen und ausgebildet wieder abholt, und die dann fit für den Arbeitsmarkt sind. In dieser Elternwahrnehmung spielt Musik eine untergeordnete Rolle, eben als „Erholungsfach“ von den „harten Hauptfächern“.
Da Schulen, ebenfalls politisch gewollt, zunehmend in einem Wettbewerb zueinander stehen, orientiert man sich an den Marktgegebenheiten: Verlangt wird das Abitur, das perfekt auf die Berufslaufbahn vorbereitet und möglichst „billig“ zu haben ist. Angeblich „unnütze“ Fächer wie Musik werden dann zunehmend gestrichen (in der Wirtschaft nennt man ein solches Vorgehen „Konzentration auf das Kerngeschäft“).
Sich dieser Linie anzuschließen, indem man als Musiklehrer statt Unterricht Beschäftigungstherapie anbietet, kommt einem fachlichen Selbstmord gleich. Prof. Dr. Eckart Altenmüller hat in der neuen musikzeitung (Ausgabe April 2001, Seite 8) zu Recht darauf hingewiesen, dass Musik keine außermusikalische Legitimation benötige (wie sie Prof. Dr. Bastian mit seiner Studie letztlich indirekt wieder bereithält). Musikunterricht kann in der Verknüpfung von kreativer Tätigkeit und strukturell-analytischem Durchdenken eine wertvolle Bereicherung menschlicher Existenz außerhalb ökonomistischer Notwendigkeiten sein. Ich rede keiner Theoriefixierung das Wort: Man kann Musik auch mit Theorie zukleistern und das (bewusste!) Staunen verlernen. Aber: Präzise Begriffe sind die Grundlage eines sinnvollen theoretischen Ansatzes. Deren Aneignung ist mit Arbeit verbunden, vor der so manche Hochschullehrkaft, so mancher Studierende und späterer Pädagoge anscheinend zurückscheut.
Nur über diese anstrengende Aneignung von theoretischem Fachwissen in seiner vielfältigen Verknüpfung zur Praxis wäre eine Qualitätssteigerung des Musikunterrichtes möglich. Nur so könnte der schleichenden Entwertung des Faches begegnet werden. In jedem Fach gibt es einen harten Kern, ein fachliches Substrat, das schlichtweg gelernt werden muss. Daran kommen – Spaß hin, Event her – auch Schüler nicht vorbei. Und genau dieser Arbeit sollte in den Schulen und Hochschulen mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Am Ende sollte für Schüler und Lehrkräfte der Spaß an der Musik im Sinne der Eingangsforderung eines qualitativen Umgangs mit ihr auf der Grundlage der eigenen fachlichen Kompetenz entstehen, anstatt diesen Kompetenzerwerb zu verweigern. Eine gleichwertige Verknüpfung von Theorie und Praxis sollte angestrebt werden, statt weitere Vorurteile zu produzieren.