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Musik, Fantasie und Theater

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Der 56. Band „Komponisten in Bayern“ über Wilfried Hiller
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Der 56. Band der Buchreihe „Komponisten in Bayern“ ist Wilfried Hiller gewidmet, den Ursula Adamski-Störmer in ihrem eröffnenden Überblick über das bisherige Leben und Schaffen des 1941 in Weißenhorn bei Neu-Ulm geborenen Komponisten als einen „universellen Künstler“ beschreibt.

Hillers musikalischer Werdegang ist eng mit seinen Tätigkeiten als ausgebildeter Schlagzeuger, Pianist sowie als Kompositionsschüler von Günter Bialas und – noch wichtiger für seine ästhetische Ausrichtung – Carl Orff verbunden. Erfahrungen und Begegnungen in den Hochburgen Neuer Musik Donaueschingen und Darmstadt führten bei dem jungen Musiker zu der Erkenntnis: „Er musste sich seinen eigenen kompositorischen Stil erarbeiten, weitab von den Experimenten der damaligen „Gurus“ der Neuen Musik“ (S. 14). Bedeutsam für Hillers Wirken ist auch seine Tätigkeit als Musikredakteur beim Bayerischen Rundfunk, wo er bis 2005 über 21.000 Stunden Musikprogramm zusammenstellte.

Die Möglichkeit, dabei mit Klängen aus allen Erdteilen umgehen zu können, wirkte sich inhaltlich und kompositionstechnisch auch auf seine eigenen Werke aus. Dies wird vielfach deutlich in dem mit Wilfried Hiller und Anton Bachleitner geführten Interview von Regine Müller „Komponieren für Marionettentheater“, in Jan Golchs Aufsatz „Ohne Scheu vor einer verständlichen Musiksprache“, der sich Aspekten zu Wilfried Hillers Musiktheater zuwendet oder in Franzpeter Messmers Betrachtung über die Vokalmusik Hillers „Es muss einen Grund zum Singen geben“. Doch auch der Orchestermusik und der Kammermusik sind eigene Aufsätze gewidmet. So schreibt Stephanie Haller zu dessen Orchesterwerken unter der Überschrift „Man braucht ganz bestimmte Anlässe“ und Theresa Kalin unter dem Titel „Musik und Astronomie (und Religion ist auch dabei)“ einiges zur Kammermusik, wobei der Titel hier durchaus Programm ist, wie etwa die Analyse des Klavierzyklus’ „Buch der Sterne“ verdeutlicht.

Originell in den Gesamtkontext des Bandes eingeliedert, ist die Hinzufügung des „Flaschengeisttagebuchs“, in welchem der Weg der gleichnamigen Oper von 1968 bis zur Fertigstellung im Jahr 2013 aus persönlichen Notizen des Komponisten heraus beschrieben wird. Dass das Musiktheater eine dominante Rolle in Hillers Schaffen einnimmt, ist eindeutig und hat ja zu einer intensiven Zusammenarbeit mit Michael Ende geführt. Auch hierüber ist innerhalb verschiedener Artikel einiges zu lesen, so dass immer wieder faszinierende Details des gemeinsamen künstlerischen Wirkens beleuchtet werden.

Viel wird in dem Buch auch über Hillers zweite Frau, die 2013 verstorbene Schauspielerin Elisabeth Woska erzählt, mit der er seit 1974 verheiratet war. Dass sie darüber hinaus künstlerische Begleiterin, Ratgeberin und Mitwirkende bei vielen Produktionen war, verdeutlicht Hiller selbst in seiner biografischen Skizze mit dem bezeichnenden Titel „Unermüdliche Miterfinderin“. Das Buch ist ein faszinierendes Kompendium, ein Werk voller Geschichten, wie auch Wilfried Hiller mit Vorliebe ein musikalischer Geschichtenerzähler ist.

Dabei will er sich keinen Dogmen unterordnen, sondern öffnet sich weit in alle Schichten des Rezipienten hinein, seien es Kinder ebenso wie Erwachsene. Ein, den Eröffnungsaufsatz vertiefendes Gespräch mit Ursula Adamski- Störmer „Alles, was ich schreibe, ist letzten Endes eine Liebeserklärung an das weibliche Geschlecht“ sowie Friedemann Winklhofers Erinnerungen „Meine Nächte mit Wilfried Hiller“ stellen weitere Dokumente dar, welche die gleichsam humorvolle wie weltoffene Persönlichkeit Wilfried Hillers aus verschiedensten Perspektiven heraus beleuchten. Ein schöner Bildteil und das Werkverzeichnis runden das Buch in gewohnter Weise ab.

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