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Musik mit Herz und Verstand

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Musikalische Begegnungen in Potsdam
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Zu einer festen Adresse im Konzertkalender zählen seit den frühen 90er Jahren die musikalisch, literarischen Soireen in Potsdam. Im Wechsel der Aufführungsorte zwischen Potsdam Museum und Kulturhaus Babelsberg gab es auch im Jahr 2023 interessante, musikalische Begegnungen. Zwei Trio- Konzerte sollen hier Erwähnung finden. Im Monat Mai hinterließ das klassische Klaviertrio, doch mit der Viola an Stelle des Violoncello, einen nachhaltigen Eindruck. 

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Die in Kalifornien gebürtige international gefeierte Geigerin Nora Chastain traf auf Hartmut Rohde den gleichfalls versierten, vielseitigen Bratschist, Dirigent und Lehrer. Am Klavier kam Björn Lehmann nuancenreich und pointiert zum Einsatz. Duo- und Solowerke prägten den ersten Konzertteil. Der Violinvirtuose und Komponist, Georg Enescu, verstand im kompositorischen Werk, die Folklore seines rumänischen Geburtslandes mit den westeuropäischen Kompositionstechniken zu verbinden. Ein gelungenes Beispiel dafür war das Konzertstück für Viola und Klavier. In Ursula Mamloks „From my Garden“ für Solo-Violine überzeugte der expressiv freitonale Stil der Komponistin. In diesem Jahr wäre Ursula Mamlok 100 Jahre geworden. Joaquin Turinas „Sonate Espanola“ für Violine und Klavier bestach vom ersten Satz „Lento: Thema mit Variationen“ über einen sprühenden Satz „Vivo“ zum Adagio-Allegro moderato. Ein Beispiel spanischer Musik in der 1.Hälfte des 20.Jahrhunderts das den Vergleich mit Manuel de Falla, Issac Albeniz oder Enrique Granados standhält. Das gewichtige Trio in h-Moll von Max Reger beendete den Konzertnachmittag. Mit „Songs my mother taught me“ überschrieben, beweist hier Reger nicht nur seine intellektuelle Erfassung barockscher Kontrapunkttechnik auch seine herzerwärmende, romantische Tonsprache ermöglicht ein bestechendes Gespräch zu Dritt.

Das klassische Klaviertrio mit den bekannten Musikern Marianne Böttcher-Violine, Ehrengard von Gemmingen- Violoncello und Kensei Yamaguchi-Klavier agierte im September-Konzert. Beginnend mit der Jubilarin, Ursula Mamlok, und Ihr „Panta Rhei“ von 1981. Eine gestische Musik, die mit Hilfe von scharf geschnittenen Motiven und melodischen Fragmenten eine aphoristische Struktur errichtet.Das interessate Werk erhielt grossen Beifall. Das Klaviertrio d-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy zählt zu den Perlen dieses Genres. Eine fantastische Gemeinsamkeit, die sich von den 1.- 4. Sätzen stetig zu steigern verstand. Der lebende Komponist Gabriel Iranyi (1946) verdeutlichte in seinen 3 Moments musicaux für Violine und Violoncello nicht nur eine überzeugende, spannungsvolle dramaturgische Konzeption, sondern einen zupackenden Gestus mit weitgefächerten Ausdrucksnuancen, die auch als Resultat mit dem Einsatz moderner Spieltechniken zu erklären sind. Auch dieses neue Werk, vortrefflich interpretiert, erhielt viel Beifall. 

Eine weitere Perle der Klaviertrio-Literatur bildete das Finale mit Fanny Mendelssohn-Hensels Klaviertrio ebenfalls in d-Moll. Die bürgerlichen Konventionen des frühen 19.Jahrhunderts verhinderten leider bei der 4Jahre älteren Schwester Fanny die gleichen musikalischen Förderungen, die Felix zuteilwurden. Ein Meisterwerk, das mit viel Empathie und Feuer zur Aufführung kam. Es wurde zum glänzenden Abschluss dieser sehr gelungenen Soiree im Potsdam Museum.

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