Trossingen. Anfang Februar 2020 fanden sich Musiker*innen der beiden Tonkünstlerverbände Bayern und Baden-Württemberg in der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung zu gemeinsamer Probenarbeit mit abschließendem Konzert ein. Das Pilot-projekt – initiiert von und unter künstlerischer Leitung des 1. Vorsitzenden des TKV Bayern, Prof. Ulrich Nicolai – ist in dieser Form ein absolutes Novum und fand zu Recht großen Anklang bei den Teilnehmer*innen.
Von Freitag Nachmittag bis Sonntag Mittag begaben sich die 17 Streicher*innen in eine intensive Proben- (und im Übrigen auch vorzügliche Verköstigungs-) Klausur. Die Bundesakademie auf der Baar bot dank malerischer Aussicht, exzellenter Unterkunft und eines klanglich überzeugenden Konzertsaals, in dem auch geprobt wurde, die richtige Basis für die ersten musikalischen Begegnungen. Denn nur wenige Teilnehmer*innen waren vor ihrer Anreise einander bekannt oder hatten bereits miteinander musiziert. So wurde am ersten Probenabend das musikalisch-interpretatorische Fundament für die unmittelbar folgende Zusammenarbeit geschaffen. Jedes einzelne Mitglied dieses sich neu formierten Orchesters brachte sich dabei auf ganz eigene Weise ein, und so galt es, einander zuzuhören, zu verstehen und miteinander besonders auch musikalisch zu kommunizieren.
Einen Löwenanteil am Erfolg des Projekts hatte Prof. Nicolai am Dirigierpult selbst, der eine Stellschraube nach der anderen anpasste und die individuellen Leistungen innerhalb von wenigen Proben an gerade einmal zwei Probentagen zu einem großen Ganzen zusammenführte. Eckhart Hermann, Stimmführer am Pult der ersten Geigen, stand dabei mit seiner Expertise stets unterstützend zur Seite. Hermanns Resümee zum gemeinsamen Musizieren in diesem Rahmen fiel sehr positiv aus, und er befürwortete das Format vor allem auch deshalb, weil man als Musiker auf diese Weise aus dem pädagogischen Alltag auch einmal hinaus käme und in einem möglichst professionellen Rahmen mit anderen Berufsmusikern gemeinsam Musik machen könne.
Ebenso zentral für die Bildung der Gruppe waren die außermusikalischen Episoden, namentlich die kulinarische Versorgung, Spaziergänge an der frischen Luft und – um es etwas pastoral zu formulieren – ein fröhliches Zusammensein der Musikerleute beim gemütlichen Ausklang am Abend. Denn Musik geht weit über Notentexte hinaus, und so unterhielten sich die Teilnehmer*innen angeregt über ihre musikalischen Leidenschaften, Gemeinsamkeiten und Herausforderungen. Es schwebte also etwas Verbindendes in den Räumen der Akademie, das leicht aufzuspüren, aber schwer zu greifen war. Letzten Endes wurde auch hier wieder deutlich: Musik und das gemeinsame Musizieren verfügen über besondere Wege der Verständigung. So verwunderte es kaum, dass die vielen positiven Rückmeldungen meist auch mit dem Wunsch nach einer Fortsetzung des Projekts kombiniert waren.
Einen gelungenen Abschluss der gemeinsamen Arbeit bildete die Sonntagsmatinee im Konzertsaal der Bundesakademie. Auf dem Programm standen die zuvor geprobten Werke: zwei Contrapuncti (I und III) aus Johann Sebastian Bachs „Kunst der Fuge“ in einer Bearbeitung, die Eckhart Hermann auf das Ensemble zuschnitt; das nicht weniger bekannte Divertimento in D-Dur, KV 136, von Wolfgang Amadeus Mozart sowie die „Simple Symphony“, ein höchst anregendes Jugendwerk des englischen Komponisten Benjamin Britten.
Für die aufwändige Organisation und den gelungenen Ablauf ist maßgeblich auch der Geschäftsstelle des Bayerischen Tonkünstlerverbands zu danken. Das Projekt wurde seit den ersten zündenden Ideen nun schon seit mehr als zwei Jahren geplant und man kann auf eine geglückte Durchführung im noch jungen, neuen Jahrzehnt zurückblicken.