Dass ein Musikstudium im Allgemeinen nicht zu Ruhm und Reichtum führt, ist bekannt, seit es den Beruf des Musikers gibt. Gesellschaftliche Wertschätzung, die Anerkennung der Notwendigkeit für die Allgemeinheit und der Respekt vor der subjektiven Leistung sowie vor einer jahrelangen Ausbildung ändern sich, je nach wirtschaftlichen und politischen Interessen. Die Zeiten der reisenden Wunderkinder und -virtuosen ist vorbei, auch die der fürstlichen Mäzene und bischöflichen Gönner, der Könige, die die besten Musiker in ihren Hofkapellen versammelten und ihnen lebenslange Apanagen inklusive Wohnrechten, Feuerholz und fässerweise Wein oder Bier zukommen ließen, oder doch nicht?
Tatsächlich könnte man meinen, dass sich seit mehr als 300 Jahren nicht viel an der Situation der Musiker geändert hat, nur sind die Verhältnisse noch unausgewogener geworden, die Spirale der Einkommensstatistik geht seit Jahren nach unten, die der Ausbildung und des Leistungsprofils nach oben.
Finanzielle und zeitliche Einschränkungen
Zu den konkreten Fakten: Das durchschnittliche Einkommen eines freien Musikers durch unregelmäßige Engagements als Solist oder Aushilfsinstrumentalist im Orchester liegt bei ca. 1000 Euro brutto monatlich, das eines Musiklehrers zwischen 1500 und 2500 Euro; wobei die reale Möglichkeit, den ganzen Nachmittag zu unterrichten, durch die Veränderung der Schulsituation in den meisten Regionen Deutschlands zusätzlich negative Konsequenzen hat, die bisher keineswegs allerorten durch eine Kooperation zwischen Musikschule (frei oder öffentlich) und Ganztagsschule funktioniert. Ohnehin lässt die Zeitschiene des Schülers kaum noch Raum für so exotische Hobbys wie die ernsthafte, das heißt mit täglichem konzentriertem Üben verbundene Beschäftigung mit Musik. Alternativen durch spezielle musikbetonte beziehungsweise Eliteausbildungsstätten sind rar.
Die Bilanz der „Jugend musiziert“- Preisträger zeigt, dass der überwiegende Teil der speziell geförderten Kinder und Jugendlichen aus Familien kommt, die selbst eine Beziehung zur Musik haben, in denen Instrumente im Haus benutzt werden und das Geld für den langjährigen qualifizierten Unterricht aufgebracht wird. Zum Erfolg eines Schülers auf dem Preisträger- Podium gehören im Übrigen auch die wenigen, weit über die eigentliche Stundenbezahlung hinaus engagierten Lehrer. Hiermit sind wir bei der Frage, die der rein wirtschaftlich denkende Mensch stellt: Warum arbeiten Künstler und Musiker unter diesen Verhältnissen? Sind sie an der sich kaum verändernden Situation nicht selber mitschuldig?
Musik – kein Hobby, sondern Beruf(ung)
Kaum ein Mensch aus anderen Berufsfeldern kann verstehen, dass Musiker, ähnlich wie Sportler, immer selbst „in Form“ bleiben müssen; hier gilt tägliches Üben, Sichten von Notenmaterial, das Entwickeln neuer Interpretationen beziehungsweise neuer Spieltechniken beispielsweise für Aufführungen zeitgenössischer Werke lebenslang. Und jeder Musiker kennt die lapidaren Kommentare „Wie schön, wenn man sein Hobby, seine Leidenschaft zum Beruf machen kann“!
Diese und weitere Probleme werden seit Jahren auf Kongressen der Kulturverbände, in berufsständischen Gremien und auch auf den Veranstaltungen der Frankfurter Musikmesse am Stand des ConBrio-Verlags diskutiert, jedoch bisher ohne konkrete Erfolge und Einsichten in Politik und Gesellschaft.
Teures Studium
Nur selten wird der groteske Fakt erwähnt, dass das Studium zum Diplomoder Meisterexamen die teuerste aller akademischen Ausbildungen ist und es damit politisch unverantwortlich wird, hier nicht für eine angemessene berufliche Sicherheit zu sorgen. Was also ist die Stundenarbeit eines hochausgebildeten Akademikers wert und wie kann dieses Einkommen gesichert und festgeschrieben werden?
Dies muss die vorrangige Arbeit der Berufsverbände deutlich nach außen vermitteln, nicht nur in fachspezifischen Kreisen oder im Austausch der verschiedensten Armutsberechnungen, sondern mitten ins Herz der Gesellschaft und der Politiker hinein.
Und: Patchworkarbeit ist nicht hier und auch nicht in anderen Berufsfeldern die Alternative in einer Gesellschaft, die auch sonst auf Spezialisierung und Fokussierung auf detaillierte Sparten Wert legt.