Ein in Musikerkreisen immer wichtigeres Thema ist die Musikergesundheit. War früher das Sprechen über Schmerzen beim oder durch das Musizieren ein absolutes Tabuthema, so findet dieses Thema immer mehr Beachtung. Inzwischen können Studenten in vielen Hochschulen schon während ihrer Ausbildung Kurse oder Stunden in verschiedenen Methoden besuchen.
In zwei Workshops konnten nun auch Mitglieder des FTKB und Lehrer der Musikschule Frankfurt in zwei unterschiedliche Körperarbeiten für Musiker hineinschnuppern: Am Samstag wurde Dispokinesis von der Flötistin Ute-Gabriela Schneppat vorgestellt, am Sonntag Alexander-Technik von der Cellistin Mercedes van Gunsteren.
Dispokinesis ist eine speziell für Musiker entwickelte Methode des Pianisten und Physiotherapeuten Gerrit Onne van de Klashorst, bei der die eigene Disposition durch speziell entwickelte Übungen (re)-aktiviert werden kann. Mit diesen Übungen, bei deren Ausführung vor allem die eigene Wahrnehmung und das eigene Fühlen im Vordergrund stehen, wird der motorische Entwicklungsweg wiederholt. Dadurch kann der Übende seine ursprüngliche Disposition wiedererlangen und in sein Instrumentalspiel integrieren. Ein gesundes und achtsames Musizieren ist dadurch wieder möglich – und die Freude am eigenen Beruf kann wiedererlangt werden. Ute-Gabriela Schneppat gab im Workshop einen Überblick über die verschiedenen Anwendungsgebiete von den Dispokinesis-Übungen bis hin zu von Dispokinetern entwickelten ergonomischen Hilfsmitteln für Instrumente. Das eigene Üben stand dabei im Vordergrund – von den ersten Wahrnehmungsübungen über exemplarische Dispokinesis-Übungen bis hin zu Übungen für die Feinmotorik und zur Handkräftigung. Am Sonntag folgte dann die Alexander-Technik vorgestellt von Mercedes van Gunsteren. Auch hier erfuhren die Teilnehmer viel über die von dem Schauspieler Frederick Mathias Alexander entwickelte Methode und konnten am eigenen Leib erfahren, wie Alexander-Technik wirkt. F. M. Alexander stellte fest, dass ein fixierter Nacken die Durchlässigkeit für Haltung und Bewegung im ganzen Körper behindert und entwickelte eine Methode, um die Durchlässigkeit des Körpers wiedererlangen zu können. So können eine mühelose, aufrechte Haltung, leichte und fließende Bewegungen und ein gesundes Musizieren durch die AlexanderTechnik erlernt werden. Im Workshop wurde praxisnah geübt und auch am Instrument unter Anleitung der erfahrenen Dozentin gearbeitet.
Interessant war festzustellen, dass Dispokinesis und Alexander-Technik die gleichen Ziele haben, nämlich sich von schlechten Bewegungsabläufen zu befreien. Die Dispokinesis erreicht dies durch Übungen, die man selbst ausführt. Bei der Alexander-Technik führt der Lehrer die Bewegungen und gibt dem Schüler verbale Anleitungen, die dem Schüler im Alltag helfen sollen. Es war ein hochinteressantes Wochenende mit begeisterten Teilnehmern, die viele Anregungen für ein gesünderes und leichteres Spielen mitnehmen konnten.