Am 29. und 30. November 2013 fand an der Hochschule für Musik und Tanz Köln in Kooperation mit dem Peter-Ostwald-Institut für Musikergesundheit das diesjährige Symposium der Deutschen Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin e.V. statt. Das Thema „Musik lernen, Musik machen – mit Herz und Verstand! Neurowissenschaften und Pädagogik im Dialog“ lockte viele interessierte Musikschaffende, Pädagogen, Therapeuten und Ärzte zum interdisziplinären Austausch nach Köln.
In ihrer Begrüßungsansprache betonte die Präsidentin der DGFMM, Frau Prof. Dr. Maria Schuppert, die Bedeutung der Persönlichkeitsbildung als Voraussetzung für die künstlerische Entwicklung bei Studierenden. Gleichzeitig seien die Musikhochschulen die wichtigste Schnittstelle zur Prävention von Musikerkrankheiten. Nach einem Nachruf auf den in diesem Jahr verstorbenen Mitgründer und Ehrenmitglied der DGFMM, Prof. Dr. Christoph Wagner, beendete sie ihre Rede mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Prof. Dr. Götz Methfessel und der Verleihung des diesjährigen Wissenschaftspreises an Sabine Pau, die ihre Arbeit im Anschluss kurz vorstellte. Paus Forschung beschäftigt sich mit der Frage der Auswirkung von sensomotorischem Training auf die Bewältigung motorischer Aufgaben und der damit verbundenen spezifischen kortikalen Aktivität.
Der inspirierende und informative Eröffnungsvortrag des Vizepräsidenten der DGFMM, Herrn Prof. Dr. Eckart Altenmüller, in dem er die Bedeutung der Kommunikation sowohl beim Musik Machen als auch beim Musik Lernen hervorhob, begeisterte das Publikum. Anhand seiner persönlichen frühen Lernerfahrungen verdeutlichte er lebendig und humorvoll, dass Lerninhalte besonders gut verinnerlicht würden, wenn sie emotional besetzt seien – beispielsweise durch eine vertrauensvolle und herzliche Lehrer-Schüler-Beziehung. Weitere Faktoren, welche die musikalische Entwicklung entscheidend förderten, seien Vorbilder, informelles Lernen sowie ein gutes Selbstmanagement. Dazu gehöre auch ausreichend Schlaf, durch den sich die motorische Leistung in Kombination mit vorangegangenem Üben deutlich verbessere. Die erlernten Bewegungsabläufe könnten sich auf diese Weise besser im Gehirn verankern.
Weitere Referenten des Symposiums waren Prof. Dr. Sigrid Tschöpe-Scheffler („Zufälle und Gelegenheiten wahrnehmen und zum Lernen nutzen – Beispiele aus der Zusammenarbeit mit Familien“), Prof. Dr. Christine Stöger („Ressourcenorientierung im Studium? Zum Alltag an einer Musikhochschule“), Manfred Grunenberg („Optimale Bedingungen für Musikmachen und Musikerlernen – was sagt die pädagogische Forschung?“) und Gisela Weigand („Embodiment als ganzheitlicher Ansatz in der Praxis der Versorgung von Musikern außerhalb der Hochschulen“).
Einen roten Faden durch die Tagung bildeten die pädagogischen Grundhaltungen „Stärken stärken, damit Schwächen schwächer werden“ sowie „aufmerksames und einfühlsames Zuhören und Eingehen auf den Lernenden im Sinne der individuellen Ressourcenstärkung“. Darüber hinaus tauchte der Begriff „Flow“ wiederholt auf. Voraussetzungen dafür seien intrinsische Motivation, das Erleben von Kompetenz, Autonomie sowie soziales Eingebundensein in Kombination mit einem wachen und erweiterten Bewusstsein.
Engagiert moderiert wurde die zweitägige Veranstaltung von dem Leiter des Peter-Ostwald-Instituts, Prof. Dr. Peer Abilgaard, der auch den prominenten etwas verspäteten Gastredner, Dr. Eckart von Hirschausen, ankündig-te. Hirschhausens mitreißende Präsentation zum Thema „Humor hilft!“ stellte einen unterhaltsamen Höhepunkt des Kongresses dar. Die Zuhörer wurden auf die Bühne gebeten und erlebten durch spielerische Selbsterfahrung den überzeugenden Antistressmechanismus Humor.
Am Schluss des Symposiums standen ein Podiumsgespräch zum Thema „gute pädagogische Erfahrungen“ sowie das von Dr. Gerhard Heydt moderierte Forum zur Musikergesundheit „Körper und Psyche“. Teilnehmer tauschten sich hier lebendig und interdisziplinär zu Fragen der Psychosomatik aus. Das nächste Symposium der DGFMM findet am 26. und 27. September 2014 in Kassel statt. In Hamburg können sich Interessierte an das Zentrum für Berufsmusiker wenden.