Berliner Musikschulen sind schon fast legendär schlecht mit festangestelltem Personal ausgestattet: Obwohl die Musikschulen im Berliner Schulgesetz verankert sind, arbeiten etwa 93 Prozent aller Lehrer/-innen hier auf Honorarbasis und nur 7 Prozent als Festangestellte – der bundesdeutsche Durchschnitt beträgt um die 72 Prozent und liegt damit zehnmal höher. Zur Wahl 2016 will der Berliner Landesmusikrat daher mit einer Postkartenaktion auf das Problem aufmerksam machen.
Die Chancen für eine Umsetzung der Forderung scheinen in Wahlkampfzeiten gut zu stehen, denn maßgebliche Parteien haben endlich die deutliche Ausweitung der Festanstellungen und mehr in ihren Wahlprogrammen verankert. So fordert die Linke perspektivisch 75 Prozent festangestellte Lehrkräfte, die SPD mindestens 20 Prozent. Bündnis 90/Die Grünen fordern eine „deutliche“ Erhöhung des Anteils der Festangestellten, außerdem Tarifverträge für die verbleibenden Honorarkräfte. Die CDU will ebenfalls den Anteil der Festangestellten „massiv“ steigern. Auch der Rat der Berliner Bürgermeister hatte im November vergangenen Jahres festgestellt, dass der Anteil der festangestellten Musiklehrkräfte auf mindestens 20 Prozent erhöht werden muss. Dies ist für die Umsetzung der Forderungen von großer Bedeutung, da die Musikschulen von den jeweiligen Bezirken verwaltet werden. Die mangelhafte Zusammenarbeit in der zweistufigen Berliner Verwaltung (Landesebene/ Bezirksebene) und die ungenügenden Abstimmungsprozesse zwischen den zwölf Berliner Bezirken hatten in der Vergangenheit immer wieder eine strukturelle Verbesserung blockiert.
„Die Forderungen müssen nach der Wahl Eingang in die Koalitionsvereinbarung finden und zügig umgesetzt werden“, betont deshalb Dr. Hubert Kolland, Präsident des Landesmusikrats Berlin. „Nur so kann es gelingen, der offensichtlichen Einigkeit sowohl auf Landes- als auch auf Bezirksebene endlich Taten folgen zu lassen.“
Der Berliner Landesmusikrat hatte in den letzten Jahren immer wieder auf die Notwendigkeit von mehr Festanstellungen hingewiesen und dies schon in seinem „Masterplan Musikalische Bildung in Berlin“ (2015) ausführlich begründet. Wer die Forderung des Landesmusikrates von mindestens 20 Prozent Festanstellungen an den bezirklichen Musikschulen teilt, ist aufgefordert, diese Unterstützung durch ein Bild mit der Aktionspostkarte zum Ausdruck zu bringen. Die Postkarte kann als PDF-Datei auf der Webseite des Landesmusikrates heruntergeladen werden und ist auch in der Geschäftsstelle erhältlich. www.landesmusikrat-berlin.de/ Postkarten-Aktion-zur-Wahl- 201.695.0.html